Semesterstart der VHSAnnette Auen blickt auf 40 Berufsjahre in Euskirchen zurück
Euskirchen – „Ich war immer neugierig, was sich hinterm Horizont verbirgt“, erklärt sich Annette Auen, dass sie mehr als 40 Jahre gerne an der Volkshochschule Euskirchen (VHS) gearbeitet hat. „Natürlich hat sich in den Jahren vieles verändert. Der Mensch hat sich weiterentwickelt, die Digitalisierung ist vorangeschritten. Auf diese Phänomene antworten wir als VHS.“Zum Start des zweiten Semesters Anfang September, in dem die VHS unter anderem neue Kurse zu Sprachen, Nachhaltigkeitsthemen und krative Techniken anbietet, verlässt die Stellvertretende Leiterin die VHS. Ihre Nachfolge tritt Gabriele Potjans an.
Wohndeko im Boho-Style statt Makramee
Auen erinnert sich an das Bildungsangebot der letzten vier Jahrzehnte: „Ich habe festgestellt, dass sich einige Angebote nach einer Weile wiederholen. In den 60er-Jahren zum Beispiel gab es eine orientalische Technik des Knüpfens namens Makramee.“ Mit Garn habe man Blumenampeln oder Wanddekorationen gestaltet. „Ich mochte das nicht“, erinnert sich Auen: „Das Garn war hart und die Finger taten einem weh. Und dann galt dieses Handwerk lange als verstaubt und altmodisch.“ Seit einiger Zeit liege es aber wieder voll im Trend. Eine junge Dozentin biete dieses Handwerk nun wieder an, es heiße jetzt „Wohndeko im Boho-Style“ und die Garne seien viel weicher als damals. „Die Finger tun einem nicht mehr weh“, sagt Auen und lacht. Junge Menschen, die alte Techniken entdecken – das sei gar nicht so selten. „Was sich früher Aquarellieren nannte, das nennt sich heute Watercoloring.“
„Bewährtes kommt zwar immer wieder, aber Neues ist auch immer erforderlich, vor allem im technischen Bereich“, hat Auen festgestellt. Da habe sich vor allem in jüngster Zeit vieles getan, bestätigt VHS-Leiterin Vanessa Becker. Die Corona-Pandemie sei für die VHS ein Digitalisierungs-Treiber gewesen. Es gebe nun eine VHS-Cloud, Social-Media-Kurse und Unterricht sowohl vor Ort als auch online. „Wir wollen hybride Formen anbieten, aber auch Ort der Begegnung bleiben. Unser heutiger Anspruch ist es, analog und digital stattzufinden, nicht analog oder digital“, so Becker.
EDV-Bereich an VHS Euskirchen mitentwickelt
Daran war noch nicht zu denken, als Anette Auen bei der Weiterbildungseinrichtung begann: „Damals war der ganze EDV-Bereich noch neu. Den habe ich an der Volkshochschule Euskirchen damals mitentwickelt.“ Langsam seien die Schreibmaschinen aus den Büros verschwunden, die Computer hielten Einzug. „Wir haben zur Unterstützung Kurse in den Office-Anwendungen angeboten: Word, Excel und Access. Später kamen dann Programmieren und PowerPoint dazu, auch speziellere Dinge wie zum Beispiel Pivot-Tabellen.“ Inzwischen zählten Soziale Medien und Websitegestaltung zum Angebot, beschreibt Auen den Wandel: „Wer hatte vor 30 Jahren schon eine Homepage?“
Semesterstart an der VHS Euskirchen
Semesterstart an der VHS Euskirchen
Anfang September startet das zweite Semester 2022 der VHS unter anderem mit neuen Sprachen, Nachhaltigkeitsthemen, neuen kreativen Techniken, Bildungsurlauben im Gesundheitsbereich und Social Media-Kursen.
Das Jahresprogramm liegt im Kreisgebiet , etwa im Alten Rathaus, aus und wird auf Wunsch auch zugeschickt. Im Katalog befindet sich das Angebot für August bis Dezember.
Kneipenquiz
Ein Highlight ist das Kneipenquiz mit Landrat Markus Ramers im Saal des Alten Rathauses am 25. Oktober ab 18 Uhr. Es werden Fragen rund um die vergangenen 50 Jahre Kreis Euskirchen gestellt. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich.
Kurs-Beratung und Anmeldung
Kurs-Beratungen sind möglich von montags bis donnerstags, 8.30 bis 15.30 Uhr, freitags, 8.30 bis 12.30 Uhr, in der Baumstraße 2 oder telefonisch unter 0 22 51 1 57 80.
Weiterhin sind Bildungsurlaube für Beschäftigte im Gesundheitsbereich möglich; auch 2022 sind diese online möglich.
Buchungen sind per Post möglich – mit der Anmeldekarte aus dem Programmheft, oder per Fax ebenfalls mit der Anmeldekarte: 0 22 51 15-775. Außerdem: persönlich oder telefonisch im Alten Rathaus in Euskirchen oder online auf der Website der Volkshochschule.
Gleichzeitig sei das Interesse an fremden Sprachen gestiegen. „Angefangen haben wir vor 40 Jahren mit ungefähr sieben Sprachen, darunter Englisch, Französisch, Spanisch, Niederländisch und Portugiesisch – typische Reiseländer in unserer näheren Umgebung. Als die Menschen im Zuge der Globalisierung begannen, mehr zu reisen, änderte sich Stück für Stück auch unser Sprachangebot.“ Mandarin kam hinzu, Japanisch gehört nun auch zum Angebot. Man richte sich eben nach außen aus, erklärt Auen. „Als in den 80er-Jahren verstärkt Aussiedler aus Russland in die Region kamen, haben wir Integrationskurse angeboten. Als der Feminismus gesellschaftlich relevanter wurde, gab es bei uns ein Angebot für Frauen, die in die Kommunalpolitik wollten.“
Integrationskurse für Ukrainer
Mit Integrationskursen für Ukrainer reagiere die VHS derzeit auf aktuelle Entwicklungen. „Wenn der Bedarf größer wird, werden wir auch weitere Kurse einrichten“, so Auen. Hoch aktuell ist die VHS auch zum Thema Klimakrise aufgestellt – etwa mit Nachhaltigkeitsthemen wie Energieberatung oder Upcycling. „Diese Themen drängen sich mittlerweile in den Vordergrund“, erklärt Becker. Welche Auswirkungen der Klimawandel haben kann, haben die Dozentinnen Martina Anna Hofmeister und Iris von Kelst erst kürzlich erfahren: Ihre Führung „Lebensraum Wiese“ musste abgesagt werden – aufgrund akuter Trockenheit.
„Unser Angebot war und ist ein Seismograph für das, was in der Welt gerade geschieht“, bilanziert Anette Auen. „Das wird auch so bleiben.“ Dann allerdings ohne sie. „Das Miteinander wird mir fehlen, die Zusammenarbeit mit den Dozenten und den Teilnehmern“, erklärt die gebürtige Bonnerin: „Vielleicht auch die Reisen.“
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Auen sieht in ihr Regal, in dem Mitbringsel aus Australien und Afrika neben einer Sammlung von Reiseführern stehen. „Aber ich habe viele Hobbys, bin aktiv, musisch veranlagt, schreibe und lese gern, spiele Golf, gehe Wandern und fahre Rad. Ich freue mich darauf, mir neue Schwerpunkte zu setzen, morgens ein bisschen länger zu frühstücken und mich auch mal einfach so mit einer Freundin zu treffen – nicht nur zum Geburtstag.“ Außerdem würde sie gerne noch nach Bhutan, nach Nepal, ins Himalaya reisen. „Das hatte ich eigentlich dienstlich vor, doch wir haben es gelassen, weil es zu riskant war. Ich bin aber noch immer neugierig auf den Horizont.“