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EuskirchenWindkraft-Gegner fordern Ausbaustopp – EEG sei „asoziale Zwangsabgabe“

Lesezeit 3 Minuten

Idylle oder Naturfrevel? Viele Anwohner fühlen sich in ihrer Lebensqualität eingeschränkt.

Kreis Euskirchen – Windpark? Was für ein blödes Wort, schimpft Martin Kleppe. Völlig falsch! Das klinge nach Ruhe, Erholung, Natur. Damit habe das Ganze nun wirklich nichts zu tun, findet der Vorsitzende der Bürgerinitiative Sturm im Wald. Damit könne man vielleicht einigen sich so modern gebenden Städtern ein reines Gewissen – „Wir sind ja so umweltbewusst“– bereiten. „Doch in Wahrheit“, so Kleppe, „ist das eine Industrie.“

Kleppe führt das Wort an diesem Morgen im Haus von Martina Handke-Kociok in Reetz, in dem sich einige Windkraftgegner getroffen haben. Was sie fordern? „Ausbaustopp“, ruft Kleppe. Es müsse Schluss sein mit dieser Technik, die ökologisch und wirtschaftlich Unsinn sei.

EEG-Umlage als „asozial“ kritisiert

Sie versenke einen fünfstelligen Milliarden-Betrag jährlich an Subventionen. Das Resultat sei eine Produktionsweise, die je nach Windstärke mal mehr, mal weniger Strom liefere, aber wenig mit dem jeweils aktuellen Bedarf zu tun habe. Aufbringen müssten das die Verbraucher mit der EEG-Umlage, so Diplom-Ingenieur Siegfried Klinkhammer. „Eine total asoziale Zwangsabgabe“ präzisiert Kleppe. Bezahlen müsse sie nämlich der Sozialhilfeempfänger genauso wie der Vorstandschef.

Dafür komme die Windkraft in der Öffentlichkeit viel zu gut weg, beklagen die Aktiven, die in verschiedenen Bürgerinitiativen kämpfen. Rund 1000 dieser Gruppen gebe es. Ihnen sind die bundesweit mehr als 28 000 Windkraftanlagen schon lange ein Dorn im Auge. „Grünen Strom gibt es genauso wenig wie blauen, gelben oder roten“, sagt Kleppe. Die Räder zerstörten das Landschaftsbild und inzwischen auch hektarweise Waldfläche. Das schrecke Touristen ab. „Die kommen nicht mehr, wenn sich vor dem Haus so ein Ding dreht“, sagt die windkraft-leidgeprüfte Reetzerin Martina Handke-Kociok.

Letzte Rückzugsorte

„Wir haben hier die letzten Rückzugsorte für gefährdete Vogelarten, etwa Rotmilane, und Schwarzstörche“, argumentiert Kleppe. Immer wieder lande eines dieser seltenen Tiere in den Flügeln der riesigen Anlagen, später könne man ihre Kadaver auf der Erde finden. „Wir müssen uns irgendwann fragen“, so Kleppe, „ob wir dieses Artensterben weiterhin in Kauf nehmen wollen. Wir Menschen sind ja auch nur eine Art, die nur unter anderen Arten lebensfähig ist.“

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Apropos Mensch: Ob er schon mal was von Infraschall gehört habe, fragt Kleppe den Reporter. Die Windräder erzeugten Töne – so tief, dass Menschen sie nicht wahrnehmen könnten, die aber dennoch Schlaflosigkeit, hohen Blutdruck und Schlimmeres erzeugten. „Radioaktivität kann man ja auch nicht sehen“, gibt Kleppe zu bedenken.

Martina Handke-Kociak (v.l.), Claudia Rapp-Lange, Siegfried Klinkhammer, Reinhard Neumann und Martin Kleppe sehen viele Bürger in der Region zum Teil enteignet, weil durch die Windräder deren Grund und Boden an Wert verliere.

Ist ihm die Atomkraft denn lieber? Auf die Frage scheint Kleppe nur gewartet zu haben. „Nein.“ Kohle? „Natürlich sind wir für die Einstellung des Braunkohletagebaus“, antwortet der Windkraftgegner Kleppe.

Die Stromerzeugung durch Kernkraft und Kohle sei aber nicht so gravierend, als dass man nicht auf sie verzichten könne. Würden die Subventions-Milliarden in die Forschung wirklich ökologischer Technik und in die Energie-Einsparmöglichkeiten fließen, stellten sich solche Fragen erst gar nicht mehr. „Wir sollten auch mal unser Verhalten überdenken“, regt Kleppe an.