Euskirchener bezwingt HimalayaAusnahmetour mit dem Mountainbike
Kleinbüllesheim/Himalaya – Diese Tour hat Spuren bei Sascha Beselt hinterlassen – äußerlich und seelisch. Die Nase, die von Sonnenbrand und Erfrierungen gekennzeichnet war, ist fast wieder verheilt. Der Rest wirkt beim 41 Jahre alten Kleinbüllesheimer nach. „Ich habe vier Wochen mehr oder weniger täglich um mein Leben geschrien. Ich hatte Todesangst“, sagt er über seine Bike-und-Hike-Tour auf den Mera Peak. Beselt hat den 6461 Meter hohen Berg im Himalaya-Gebirge in Nepal bestiegen – mit zwei Sherpas an seiner Seite und seinem Mountainbike auf dem Rücken.
Bike und Hike
Bike and Hike kann bedeuten, eine Eintagestour in den Bergen in einen Mountainbike- und in einen Wanderpart zu unterteilen. Es kann aber auch bedeuten, längere Touren zu unternehmen, die normale Menschen ohne Rad schon an ihre Grenzen bringen würden. Dann geht es mit dem Rad beispielsweise zur Hütte – und zu Fuß weiter auf den Gipfel. (tom)
„Teilweise stand ich bis zur Hüfte im Schnee“
50 Prozent der Strecke auf dem Weg zum Gipfel habe er fahrend zurücklegen könne, die andere Hälfte sei nur kletternd möglich gewesen, berichtet der studierte Musikwissenschaftler im Gespräch mit dieser Zeitung. Gerade die Passage vom Hochlager in 5800 Meter Höhe bis zum Gipfel seien anders gar nicht zu bewältigen gewesen. „Teilweise stand ich bis zur Hüfte im Schnee“, sagt Beselt.
Doch wieso macht jemand eine solche Tour, die einen körperlich, aber auch nervlich an die Belastungsgrenze bringt? „Für meine Mutter“, antwortet der 41-Jährige. Die war im vergangenen Jahr überraschend gestorben und hatte laut Beselt immer den Wunsch, einmal ins Himalaya-Gebirge zu reisen. Doch die Erfüllung dieses Wunsches blieb ihr verwehrt, weshalb er – trotz seiner Höhenangst – beschloss, die Reise zu ihrem Gedenken in die Tat umzusetzen.
„Das war aber gar nicht so einfach, da Nepal wegen Corona eigentlich dicht war“, so Beselt, der bereits am Donnerstag erstmals öffentlich im Rahmen einer Vortragsreihe, die das Unternehmen Globetrotter organisiert hat, berichten wird. Die erste Veranstaltung wird in Berlin stattfinden. Jener Stadt, in der Beselt ab November auch wohnen wird. Der Liebe wegen. Seine Freundin Katja wollte ursprünglich auch mit nach Nepal. Doch daraus wurde aus privaten Gründen nichts. Musiklehrer Beselt hatte aber mit seinem Arbeitgeber, der Volkshochschule in Bonn, ausgehandelt, rund um die Herbstferien fünf Wochen Urlaub nehmen zu können. Also ging es mit recht kurzer Vorlaufzeit von Köln nach Istanbul und von dort aus weiter nach Kathmandu – in die Hauptstadt Nepals. Von dort wiederum fuhr er mit dem Auto etwa zwölf Stunden nach Phaplu, wo das Abenteuer schließlich startete.
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Tour kostete 11 000 Euro
„Man nimmt auf dieser Tour alles mit. Vom subtropischen Dschungel bis hin zu Nächten mit minus 20 Grad“, erzählt Beselt, der die Kosten der Tour auf etwa 11 000 Euro beziffert. Rund 2000 Euro habe er allein für die Spezialausrüstung wie Expeditionsschuhe und weitere entsprechende Kleidung ausgegeben.
Doch Beselt nahm nicht nur die großen Temperaturunterschiede mit. Auch sonst war die Reise alles andere als ein Kinderspiel. „Das war eine Ausnahmetour. So etwas mache ich wohl nie wieder“, sagt Beselt, der das Badezimmer unfreiwillig mit einer Vogelspinne teilte, auf der Tour krank wurde und von einer Zecke an einer für einen Mann sehr unangenehmen Stelle gebissen wurde. „Eine andere Gruppe war sogar für einige Zeit vermisst. Wir sind unter Extrembedingungen geklettert“, erzählt der Kleinbüllesheimer. So habe es den schwersten Schneefall seit Jahren in diesem Gebiet gegeben.
Abstieg mit dem Helikopter
Trotz all der Qualen und der Plackerei – Beselt zog das Projekt durch. Für sich, aber vor allem für seine Mutter. Und immer mit seinem Mountainbike. Fahrend, schiebend oder tragend. Teilweise musste er die Räder abmontieren, weil gerade im Dschungel die Wege so eng waren, dass das Rad samt Reifen einfach zu sperrig war. „Und die Wege waren nicht befestigt. Für jemanden mit leichter Höhenangst war das schon eine Herausforderung“, sagt Beselt, der bereits in der Vergangenheit ein Grenzgänger war. Vor vier Jahren bezwang er den Annapurna Circuit: ebenfalls im Himalaya, ebenfalls mit dem Mountainbike. „Das war schon nicht leicht, das war dreimal schwieriger“, so Beselt, der auf dem Gipfel für seine tote Mutter zahlreiche Gebetsflaggen in den Schnee gesteckt und ihren Namen in den gefroren Schnee geschrieben hat. Zurück nach unten ging es übrigens mit dem Helikopter, weil an einen normalen Abstieg körperlich nicht mehr zu denken war. „Der erste Schokoriegel war schon sehr lecker“, so Beselt.
Auch wenn der Kleinbüllesheimer nicht mehr nach Nepal möchte, auf Touren mit dem Rad will er nicht verzichten. So würde er gerne mal mit dem Mountainbike quer durch Finnland oder über die japanischen Alpen.