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Eisige KälteSo will die Euskirchener Notschlafstelle Obdachlosen helfen

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Caritas-Streetworkerin Katharina Münch in der Baracke, in der Euskirchener Wohnungslose einen Unterschlupf finden. Vor der Kälte sind sie hier nur bedingt geschützt.

Euskirchen – Des einen Freud ist des anderen Leid. Während am Samstagabend einige Euskirchener bei einem Spaziergang durch die Fußgängerzone das Ende eines herrlichen Wintertages genießen, beginnt für die, die das Leben ausgespuckt hat, abseits der Neustraße der Kampf gegen die Kälte, ja sogar gegen den Tod. Minus vier Grad Celsius zeigt das Thermometer der Apotheke am Bahnhof um 18.30 Uhr. Einige Stunden später sind es minus sieben. Durch den Wind fühlt sich die Kälte noch viel intensiver an. Für die kommenden Nächte sind noch tiefere Temperaturen vorhergesagt. Auch tagsüber soll es nun für einige Tage keine Plusgrade mehr geben.

„Bislang ist auf den Euskirchener Straßen noch kein Obdachloser gestorben. Aber aktuell haben wir zwei Männer, denen das passieren könnte“, sagt Bernhard Becker, der bei der Caritas den Fachbereich Sucht- und Wohnungslosenhilfe leitet. Doch die beiden Männer lehnen laut Becker jegliche Hilfe ab. „Wir sprechen sie immer wieder an. Mehr können wir leider nicht tun. Sie wissen aber, wo sie unsere Hilfe gerne bekommen“, so der Fachbereichsleiter.

Doch wie schlagen sich die Männer, die keinen festen Wohnsitz haben, die Nacht um die Ohren? Und was tun sie gegen die Kälte? „Wo sie letztlich schlafen, wissen wir nicht immer konkret. Es ist aber so, dass sie sich schon mal in den Vorräumen der Bankfilialen aufwärmen, bei Bekannten unterkommen oder einen Unterschlupf finden“, sagt Katharina Münch, die mit Frank Commer die Mobile Sozialarbeit Euskirchen Stadt (Moses) des Caritasverbandes leitet.

Fenster und Türen des Gebäude zerstört

Ein Wohnungsloser fand zuletzt immer wieder in einer Baracke im Stadtgebiet eine Zuflucht und zumindest ein Dach über dem Kopf. Kalt muss es ihm trotzdem gewesen sein, da sämtliche Fenster und Türen des Gebäudes zerstört sind. Der 36-Jährige sei stark drogenabhängig gewesen. So stark, dass er es nicht geschafft habe, eine Nacht in der Notschlafstelle zu bleiben. Der Konsum von Alkohol oder Drogen ist nämlich sowohl in der Tagesstätte als auch in der Notschlafstelle verboten. „Wenn sich jemand nicht daran hält, muss er gehen“, erklärt Münch. Die Zahl derjenigen, die sich nicht an die Regeln halte, sei aber nicht allzu hoch, sagt die Streetworkerin.

Trotzdem sei es dem Caritas-Team gelungen, eine Wohnung für den 36-Jährigen zu finden. Doch im Leben gibt es nicht immer ein Happy End. „Zwei Tage nach dem Einzug in die Wohnung haben wir ihn tot aufgefunden“, so Münch. Trotzdem werde man natürlich bei Moses an dem sogenannten Monitoring festhalten. Immer wieder fahren laut Münch deshalb die Mitarbeiter das Stadtgebiet und die Außenorte ab. Ihr Ziel: Wohnungslose, denen man helfen kann oder zumindest einen Überblick zu erhalten, wo sich die Obdachlosen aufhalten.

Öffnungszeiten der Tagesstätte verlängert

Eine Möglichkeit, die Nacht nicht im Freien verbringen zu müssen, ist die Notschlafstelle der Caritas. Etwa 100 Menschen jährlich nutzen laut Becker diese Möglichkeit. Die Gesamtzahl der Übernachtungen beläuft sich auf rund 1900. Allerdings, so Becker, werde die Notschlafstelle bei kühlen Temperaturen nicht stärker frequentiert als im Sommer. Dennoch hat die Euskirchener Caritas wieder auf die Kältewelle reagiert und angesichts der frostigen Temperaturen ihre Öffnungszeiten der Tagesstätte der Wohnungslosenhilfe verlängert: „Jetzt haben wir hier von 8 bis 18 Uhr – anstatt wie sonst bis 16 Uhr – geöffnet“, berichtet Becker.

Durch die verlängerte Öffnungszeit müssen die Wohnungslosen nur eine Stunde überbrücken, bis die Notschlafstelle, die sich im selben Haus an der Kommerner Straße befindet, ihre Türen öffnet. „Das machen wir ganz bewusst, damit sich unsere Klienten nicht zu heimisch bei uns fühlen. Wir möchte sie ja schließlich wieder in einer eigenen Wohnung unterbringen“, berichtet der Fachbereichsleiter.

Dennoch sei es eine Selbstverständlichkeit, die Tagesstätte länger offen zu lassen. In der Einrichtung können sich die Wohnungslosen aufwärmen, Kaffee trinken und mittags auch eine warme Mahlzeit bekommen. Obdach- und Wohnungslose, die keine eigene Meldeadresse haben, können sich auch ihre Post in die Tagesstätte senden zu lassen.

www.caritas-eu.de

Der Vellerhof trifft keine gesonderte Vorkehrungen für den Dauerfrost

Das Clemens-Josef-Haus, besser bekannt als Vellerhof, ist laut Geschäftsführer Werner Hoff aktuell voll belegt. „Ein paar Notbetten können wir natürlich immer aufstellen“, sagt Hoff. Auf den angekündigten Dauerfrost werde man nicht gesondert reagieren. Auch, weil es kaum noch „Laufkundschaft“ am Vellerhof gebe. „Unsere Klienten wissen, wo und wann sie unsere Hilfe in Anspruch nehmen können“, so Hoff.

Die Einrichtung des Rheinischen Vereins für Katholische Arbeiterkolonien bietet im Altenwohn- und Pflegeheim 85 Plätze, in der stationären Wohnungslosen- und Gefährdeten-Hilfe 100 Plätze. In der stationären Wohnungslosenhilfe leben vor allem Menschen, die durch widrige Umstände in Alkoholsucht, Wohnungslosigkeit, Arbeitslosigkeit oder Überschuldung abgeglitten sind. Es könne durchaus vorkommen, dass Klienten von der Caritas aus Euskirchen nach Blankenheim gefahren würden, wenn in der Notschlafstelle beispielsweise alle Betten belegt seien, so Hoff. (tom)