Reisebüro plant umEuskirchener Flughafen-Shuttle wird zum Impftaxi
Euskirchen – Markus Birkenheuer hat Biss. Er lässt sich so schnell nicht die Butter vom Brot nehmen – weder vom Kreis Euskirchen noch von der Corona-Pandemie. Letzteres ist für den Inhaber eines Reisebüros in Zeiten, in denen die meisten ihren Urlaub in den eigenen vier Wänden verbringen, schon außergewöhnlich. Er ist als Unternehmer ein Getriebener und sucht ständig nach Möglichkeiten, seine Angestellten und somit sein Reisebüro in Zeiten des Ausnahmezustandes über Wasser zu halten.
Der Kreis Euskirchen hat dabei, wie berichtet, nicht so wirklich mitgespielt. Birkenheuers Stellenbewerbung vom 21. November, die Gebietskörperschaft mit seinem Team bei der Kontaktnachverfolgung von Corona-Infizierten zu unterstützen, war nicht von Erfolg gekrönt. Die neun vakanten Stellen wurden zum 1. Januar anderweitig besetzt.
Birkenheuer findet neue Aufgaben für drei Minijobber
Doch Birkenheuer hat nicht nur Biss, sondern auch viele Ideen. Sein neuer Geistesblitz ist das „Impfshuttle nach Marmagen“. Denn dort soll am 1. Februar das Impfzentrum des Kreises Euskirchen ans Netz gehen. Er habe gute Verbindungen zu Arztpraxen, berichtet der Reise-Experte. Von den Medizinern habe er erfahren, dass vor allem viele ältere Menschen nicht wüssten, wie sie dorthin kommen sollten, um sich den unter Umständen lebensrettenden Pieks abzuholen.
Schon machte es Klick beim Pfiffikus. Denn zu Birkenheuers Team zählen unter anderem drei Mini-Jobber, die bislang die Kundschaft zum Flughafen kutschiert haben: „Die Jungs haben zurzeit kaum etwas zu tun. Kein Wunder, bei einem Buchungsrückgang von 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.“
„Der Bedarf ist definitiv da“
Also heißt es Umsatteln. Die Flughafen-Chauffeure werden ab Februar zu Impfzentrums-Chauffeuren. „Der Bedarf ist definitiv da“, hat der Dom-Escher erkannt. Und da seine Mini-Jobber im Gegensatz zu seinen anderen Angestellten nicht durch das Kurzarbeitsnetz der Bundesregierung aufgefangen werden, sieht er die Chance, dass sie endlich wieder einige Euro verdienen können.
Schwierige Anfahrt
Vom kostenlosen Shuttle-Bus von Nettersheim nach Marmagen, den Landrat Markus Ramers (SPD) angekündigt hat, hält Birkenheuer wenig: „Das hilft den Senioren, die nicht mehr mit dem Auto fahren, wenig. Denn dann müssten sie ja zunächst nach Nettersheim kommen.“
Dazu Kreissprecher Wolfgang Andres: „Es ist noch nicht alles spruchreif, aber es werden Mittel und Wege gefunden, dass die Leute nach Marmagen kommen.“ Der Kreis begrüße die Initiative von Taxi-Unternehmen, die die Fahrt zum Impfzentrum anböten.
„Darüber hinaus sind wir aktuell in Gesprächen mit dem hiesigen Dachverband der Taxi-Unternehmen, um eine gute Lösung zu finden“, so Andres.
In Köln hat die FDP gefordert, Senioren kostenlos zu den Impfzentren zu befördern. (pws)
Geplant ist, dass bis zu drei Personen aus einem Haushalt an der Haustür abgeholt und nach Marmagen gefahren werden. Eine Stunde Wartezeit und die Rückfahrt ist laut Birkenheuer im Paket für 69 Euro drin. Ähnliche Angebote unterbreiten übrigens inzwischen auch Taxi-Unternehmen aus dem Kreis.
Hygiene-Regeln sollen in den Shuttles eingehalten werden
Der 48-Jährige versichert, dass während den Fahrten alle Hygiene-Regeln eingehalten werden. Es sei selbstverständlich, dass die Fahrer FFP2-Masken tragen würden. Zudem werde das Auto nach jeder Fahrt gründlich desinfiziert. Ob die Krankenkassen die Kosten für die Fahrt übernehmen, steht laut Birkenheuer zurzeit noch nicht fest.
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Zunächst hatte er in den Sozialen Medien für seine Impf-shuttle geworben. Die Resonanz sei überwiegend positiv gewesen. Doch es habe auch vereinzelt heftige Kritik gegeben. Einer habe etwa gepostet, dass sich da einer „am Scheiß-Impfen bereichern will“. Das habe ihn schon hart getroffen. Für ihn sei klar, dass er sich auf jeden Fall impfen lassen werde.
Doch wie sieht es aktuell mit seinem Kerngeschäft „Reisebüro“ aus? Der Umsatzrückgang sei schon dramatisch. Doch es gebe immer noch Buchungen. Im Fokus stünden die Kanarischen Inseln, Dubai, Kuba, die Malediven und Kreuzfahrten. Auch er sei über Weihnachten mit der Aida übers Meer geschippert: „Es gibt aktuell kein Reiseverbot, sondern lediglich eine Reisewarnung. Und da vor dem Reiseantritt und bei der Rückkehr aus dem Urlaub auf Corona getestet wird, ist das durchaus sicher.“