Müllgebühr drohtDas ändert sich beim Euskirchener Rosenmontagszug
- Dieses Jahr gibt es einige Neuerungen beim Euskirchener Rosenmontagszug. Wir berichten, was sich ändern wird
Euskirchen – Es ist der Höhepunkt des Straßenkarnevals und somit der gesamten Session: der Rosenmontagszug. In Euskirchen ziehen am 4. März die Jecken wieder durch die Straßen, feiern ausgelassen – in diesem Jahr allerdings unter Beobachtung.
Müllproblem könnte für Jecke teuer werden
Die Moral bei der Müllentsorgung im vergangenen Jahr war nicht gut. Die Mitarbeiter des Technischen Dienstes der Stadt hatten sehr viel zu tun, die Kehrmaschinen waren nach der Hälfte des Weges schon voll“, sagt der neue Zugleiter Tom Karbaum. Die Verwaltung habe angekündigt, dass im Wiederholungsfall ab der Session 2019/20 jeder Teilnehmer eine Müllgebühr zahlen müsse. „Damit wäre der Rosenmontagszug für die Jecken, die mittendrin statt nur dabei sind, nicht mehr kostenfrei“, sagt der 36-Jährige, der den Posten des Zugleiters von Jochen Esselborn übernommen hat.
Damit bei den Jecken nicht frühzeitig Aschermittwoch ist, hat Karbaum mit dem Festausschuß Euskirchener Karneval (Feuka) ein Müllkonzept erarbeitet. Anstatt der bislang zwei Stationen in der Kirchstraße und Gansweide, an denen die Zugteilnehmer ihre leeren Tüten und Kartons entsorgen können, gibt es in diesem Jahr fünf – inklusive einer „Müllstraße“. Anders als in den Vorjahren wird an der Frauenberger Straße ein Container aufgestellt, damit die ersten Kamelle-Tüten schon während des Aufstellens entsorgt werden können. Weitere Container werden an der Gansweide und der Jahnstraße stehen.
Im Bereich der Kirchstraße wird vor der Filiale der Kreissparkasse ein Container aufgestellt. „Der ist speziell für die Jecken vom Festwagen gedacht, damit sie den Müll gleich in den Container werfen können“, erklärt Karbaum. Eigens für die Fußgruppen werden Container auf dem Parkplatz an der Kirchstraße aufgebaut, in die die Jecken, kurz bevor sich der Zug auflöst, ihren Abfall entsorgen können.
Absperrungen auf Hochstraße und Wilhelmstraße
Mit seiner Ankündigung „Wir wollen in diesem Jahr versuchen durchzugehen“ erntete Karbaum bei der Zugversammlung von den Jecken teils hämisches Lachen. „Wir wollen zumindest versuchen, im Hellen im City-Forum zu sein. Zudem soll die erste Gruppe nicht schon am Ziel sein, wenn das Dreigestirn noch gar nicht losgegangen ist“, relativierte der Zugleiter. Ziel sei es die Lücken zwischen den Gruppen klein zu halten. „Werden wir denn dann durch den Zug getrieben“, fragte eine Teilnehmerin bei der Versammlung. Karbaums Antwort: „Nein, auf keinen Fall. Aber es sollen auch keine Kaffeekränzchen mehr stattfinden.“
Als eine weitere Ursache für die großen Lücken und mitunter langen Standzeiten der Gruppen haben der Feuka und Karbaum die Besuchermassen im Bereich Hochstraße/Wilhelmstraße und am Zebrastreifen Wilhelmstraße/Neustraße ausgemacht. An den neuralgischen Punkten werden laut Karbaum am Rosenmontag erstmals Absperrgitter aufgestellt, damit die Jecke am Wegesrand nicht mehr in den Zugweg gedrängt werden können. „Wir arbeiten zudem mit der Sicherheitsfirma zusammen die ebenfalls darauf achten wird, dass es weniger Verzögerungen und Lücken gibt“, so der 36-Jährige.
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Fünf Moderationsstellen sind geplant
Völlig unbefleckt geht Karbaum nicht in seinen ersten Rosenmontagszug in leitender Funktion. „Ich habe bereits in Bonn aktiv an der Durchführung der Züge mitgearbeitet“, sagt der Planungskoordinator für Veranstaltungssicherheit.
Ähnlich wie in der Bundesstadt soll es diesmal mehrere Moderationsstellen geben, an denen die Besucher über Lautsprecher etwas über die Gruppe erfahren, die gerade vorbeizieht. Im vergangenen Jahr gab es eine solche Stelle bereits am Alten Rathaus, in 14 Tagen sind mindestens fünf solche Stellen geplant. „Das macht den Zug lebendiger, interessanter – vor allem für die Besucher“, sagt Karbaum.
Wagenengel sind auch 2019 Pflicht
„Die Sicherheit für die Teilnehmer, aber natürlich auch die Jecken am Zugweg hat oberste Priorität“, sagt der Zugleiter. Deswegen habe sich am Konzept der Wagenengel nichts geändert. Jeder Festwagen müsse von vier bis sechs Ordnern begleitet werden, diese hätten Warnwesten zu tragen, so Karbaum. Zwei zwischen Zugmaschine und Hänger, zwei am Ende des Hängers. „Wenn es ein großer Festwagen ist, dann braucht man noch zwei weitere Ordner“, so der Zugleiter: „Jeder Wagenengel muss mindestens 16 Jahre alt sein und darf während des Rosenmontagszugs keinen Alkohol trinken.“ Wagenengel zu finden, gestaltet sich immer schwieriger, sagt Teilnehmerin Ricarda Ghitescu: „Viele wollen lieber trinken, statt Verantwortung zu übernehmen.“
Motto lässt Jecken viel Spielraum
In diesem Jahr ziehen die Jecken unter dem Motto „Mir all sin Oeskerche – loss mer zesamme fiere“ durch die Straßen. „Natürlich würde ich mich freuen, mehr Lokalkolorit im Zug zu sehen. In diesem Jahr habe sich Karbaum das noch nicht auf die Fahne geschrieben: „Es ist mein erster Rosenmontagszug in leitender Funktion. So etwas kommt mit der Erfahrung und sollte auch von den Gruppen ausgehen.“
Marlene Berbuir ist auch nach 45 Jahren mit dabei
Marlene Berbuir ist im Euskirchener Rosenmontagszug fast eine Institution. Seit 45 Jahren geht die Kuchenheimerin nach eigenen Angaben im Kreisstadt-Zoch mit. „In diesem Jahr werden wir als Hofdamen dabei sein. Wir haben in Kuchenheim ja eine Prinzessin, und für die werden wir uns schick machen“, berichtet Berbuir. Die Teilnahme an den Zugversammlungen gehöre für sie dazu.
Erst zum dritten Mal dabei sein werden Ricarda Ghitescu und ihre Freunde. Vor drei Jahren feierte die Euskirchenerin ihren 29. Geburtstag während des Rosenmontagszugs. „Ich hatte keine Lust auf die übliche Party, also habe ich einen Festwagen gemietet, wir haben uns verkleidet und eine unfassbar tolle Zeit gehabt“, sagt Ghitescu.
Im vergangenen Jahr wurde zwar kein Geburtstag, aber dennoch Karneval gefeiert. „Wir hatten so viel Spaß, dass wir wieder mitgegangen sind. Und da ab dem dritten Mal etwas Tradition dabei ist, sind wir nun wohl immer dabei“, sagt die Euskirchenerin, die ursprünglich geplant hatte, wenn ihr Geburtstag noch einmal auf Rosenmontag falle, wolle sie in der Session Prinz von Euskirchen werden.
Das könnte schwierig werden: Erst 2090 fällt der Rosenmontag wieder auf den 27. Februar. Und dann wäre sie 104 Jahre.