HerausforderungenEuskirchener Schutzhaus für Frauen und Kinder war 2021 meist voll
Kreis Euskirchen – Es war ein Jahr voller bereichernder Veränderungen und Situationen. Es war ein Jahr, in dem wir den verschiedenen Herausforderungen mit Kreativität, Wertschätzung, Optimismus und Professionalität begegnet sind. Und es war ein Jahr, in dem wir mutig und engagiert viel gemeinsam umstrukturiert, erlebt und erreicht haben.“ Mit diesen Worten eröffnet das Team des Schutzhauses für Frauen und Kinder seinen Jahresbericht 2021.
Die meisten Anfragen wegen Platzmangel abgelehnt
„Im vergangenen Jahr war das Schutzhaus im Durchschnitt zu 100 Prozent belegt, 16 Frauen und 26 Kinder konnten bei uns Zuflucht finden“, heißt es in der Rückschau. Lediglich eine Frau von den in 2021 aufgenommenen Frauen sei zu ihrem Mann zurückgekehrt. „Von den Aufnahmeanfragen, die uns erreichten, mussten wir leider die meisten aus Platzmangel ablehnen.“
Im zweiten Jahr wurden die Arbeit und das Leben im Schutzhaus herausgefordert durch die Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen. „Vor allem der Lockdown im Frühjahr und der damit verbundene Umstand, auf engstem Raum und ohne Ausweichmöglichkeit leben zu müssen, hatte für viele Frauen und Kinder retraumatisierende Auswirkungen“, heißt es in dem Bericht. Auch der Wegfall eines geregelten Tagesablaufs durch die Schließung von Kitas und Schulen verlangte den Familien und Mitarbeiterinnen viel ab, „vor allem bezüglich Home-Schooling und fehlender notwendiger Ressourcen dafür“.
Euskirchener Schutzhaus: Personalschlüssel unverändert
Grundlegende Elemente der Arbeit und der Haltung im Schutzhaus sind Unvoreingenommenheit, respektvolle Neugier, Offenheit, Annahme und Akzeptanz. „Auch im vergangenen Jahr haben wir wieder erfahren, wie notwendig diese Bausteine für unsere Arbeit mit den Frauen und Kindern sind. Langfristig lassen sich Frauen und Kinder auf diese Weise erfolgreich stabilisieren.“
Um diese auch nachhaltig aufrechterhalten und effektive psychosoziale Begleitung leisten zu können, seien gewisse personelle Kapazitäten erforderlich. Der Stellenschlüssel im Schutzhaus für Frauen und Kinder habe sich in den vergangenen 25 Jahren jedoch nicht verändert – im Gegensatz zu den Bedingungen der Arbeit: „Professionalisierung, die Erweiterung des Tätigkeitsumfangs und gestiegene Anforderungen, sowohl die Verwaltung und die Hausorganisation betreffend, als auch die pädagogische und sozialarbeiterische Arbeit.“
Bürokratieaufwand hat sich deutlich erhöht
Gerade für letzteren Bereich habe sich der bürokratische Aufwand um ein Vielfaches erhöht. Weiterhin steige der Unterstützungsbedarf der Frauen und Kinder, was unter anderem an gesetzlichen Änderungen zum Umgangs- und Personensorgerecht liege. „Seit 2015 melden sich darüber hinaus vermehrt geflüchtete und migrierte Frauen. Unterschiedliche sprachliche Kenntnisse sowie aufenthalts-, asyl- und ausländerrechtliche Angelegenheiten fordern besondere Kapazitäten von den Sozialarbeiterinnen“, so der Bericht.
„In allen Bereichen unseres Hauses muss mit relativ wenigen Stunden viel geleistet werden – und wird es auch“, heißt es im Jahresbericht. Die eigenverantwortliche Arbeit mache sehr viel Freude, „aber wir wünschen uns eine Verhältnismäßigkeit von Arbeitsaufwand zu einem hierfür erforderlichen Zeitaufwand“. Seine Forderung nach einer Erhöhung des Stellenschlüssels hat das Team des Schutzhauses in einem Schreiben an Bund und Länder dargestellt.
Allgemeine Knappheit an bezahlbaren Wohnraum
Eine weitere Herausforderung sei die allgemeine Knappheit an bezahlbarem Wohnraum, die durch die Pandemie und die Flut nochmals verschärft wurde: „Die Bewohnerinnen müssen oft länger bei uns leben, als sie möchten und brauchen, sodass wir anderen Frauen und Kindern keine Aufnahme bieten können.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Natürlich standen 2021 die Teilnahme an verschiedenen Aktionen auf dem Programm des Schutzhauses, so auch zum 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Anlässlich dieses Tages wurde mit den Frauen und Kindern gemeinsam kreativ an zwei „Roten Bänken“ gearbeitet, die nun vor dem Kreishaus stehen und ein Zeichen setzen: sowohl für die Brisanz und Bedeutung von Gewalt im sozialen Nahraum für betroffene Frauen und Kinder als auch für deren Stärken, ihre Hoffnungen und Träume.
Dokumentarfilm über Alltag und Arbeit im Schutzhaus
Und noch etwas verrät der aktuelle Jahresbericht: „Seit Beginn des vergangenen Jahres werden wir filmisch von zwei Filmemacherinnen begleitet, die einen Dokumentarfilm über unseren Alltag und die Arbeit, aber ebenso über besondere Aktionen und Veranstaltungen im Schutzhaus drehen.“