Euskirchener SüdstadtProteste gegen Konzept für Wohngebiet mit 100 Einheiten
Euskirchen – Auf heftigen Widerstand bei den Anliegern stößt das geplante Baugebiet „Alte Gärtnerei“ in der Euskirchener Südstadt. Dies wurde deutlich, als die Stadtverwaltung das Vorhaben der Firma G und S Wohnbau am Mittwochabend in einer Bürgerversammlung vorstellte.
Das Unternehmen will auf einer Fläche zwischen Augenbroicher Straße, Pappelallee und Billiger Straße, auf der unter anderem noch alte Gewächshäuser stehen, Gebäude mit knapp 100 Wohneinheiten errichten.
Rund 80 Bürger äußerten Anregungen und Bedenken
Rund 80 Bewohner und Bewohnerinnen der angrenzenden Straßen gaben im Ratssaal Anregungen und Bedenken zu Protokoll. Mit den Eingaben wird sich demnächst der städtische Ausschuss für Umwelt und Planung befassen, der für das Gebiet den Bebauungsplan 136 aufstellt.
Die Politiker haben sich schon zweimal mit den Plänen befasst. 2017 lehnten sie das erste Konzept ab. Ihnen missfielen Höhe und Dichte der Bebauung. Die Investoren reduzierten daraufhin die Zahl der Geschosse und der Wohnungen. Statt 120 sind nun noch 96 Einheiten geplant.
An der Billiger Straße sind nun nur noch maximal dreigeschossige Gebäude mit Flachdach vorgesehen, an der Pappelallee zwei Etagen plus Staffelgeschoss. Entlang der Augenbroicher Straße sollen zweistöckige Häuser mit Zeltdach entstehen. Damit berücksichtige man die Höhe der jeweiligen bestehenden Bebauung, sagte der Technische Beigeordnete Oliver Knaup im Februar im Fachausschuss.
Bewohner befürchten eine übermäßige Verkehrbelastung
Trotz der Änderungen sieht eine Reihe von Bürgern, die sich bereits zum jetzigen Zeitpunkt des Verfahrens anwaltlich beraten lassen, das Projekt mit großer Skepsis. Sie meinen, dass ihr Wohnviertel durch die Höhe der neuen Gebäude beeinträchtigt werde, kritisieren die in ihren Augen zu geringe Zahl von Parkplätzen in dem Wohngebiet und befürchten eine übermäßige Verkehrsbelastung.
Ein Anwohner der Augenbroicher Straße appellierte am Mittwoch an Bürgermeister Dr. Uwe Friedl (CDU) und die Stadtverordneten, die die Diskussion verfolgten: „Wirken Sie darauf hin, dass die Pläne so nicht zur Umsetzung kommen!“
Das Konzept, das der Stadtplaner Heinz Pütz vorher präsentiert hatte, „passt nicht zur bestehenden Bebauung“, sagte er weiter. Die computeranimierten Darstellungen im Ratssaal nannte er „verniedlichend“, da sie seiner Ansicht nach nicht die geplante Verdichtung zeigten.
„Damit wäre die Bebauung unproblematisch“
Der Beschwerdeführer sagte auch, dass andere Investoren der Stadtverwaltung vor einiger Zeit einen Plan mit 40 Wohneinheiten vorgelegt hätten. „Damit wäre die Bebauung unproblematisch.“ Werde das jetzige Konzept realisiert, „gibt es nur zwei Gewinner: den Grundstückseigentümer und den Investor. Wir Anlieger bleiben als Verlierer zurück.“ Oliver Knaup verwahrte sich gegen den Eindruck, die Stadt sei investorenhörig.
„Das sind wir natürlich nicht“, sagte der Beigeordnete. Man müsse beachten, dass die Stadt sich in einem Spannungsfeld bewege. Zum einen müsse sie die Wohnraumversorgung der Bevölkerung organisieren – und das in einer Zeit, in der es immer mehr Menschen aus den Ballungsräumen nach Euskirchen ziehe: „Es besteht eine hohe Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum.“ Zum anderen habe sie die Interessen der Anlieger zu berücksichtigen. Die von G und S geplante Bebauung sei „dichter, als es Ihnen gefällt, aber städtebaulich vertretbar“, sagte Knaup in Richtung der Kritiker.
Parkplatzsituation soll nun schon bedenklich sein
Mehrere Redner hatten bemängelt, dass die Parkplatzsituation auf den umliegenden Straßen schon jetzt phasenweise bedenklich sei. Mit dem neuen Wohngebiet werde sich die Lage verschärfen, weil für die Autos der Bewohner lediglich 100 Stellplätze (überwiegend in Tiefgaragen) eingeplant seien. Diese Zahl – ein Stellplatz pro Wohneinheit – sei deutlich zu niedrig. Erst recht, weil man die Fahrzeuge von Besuchern und Lieferwagen, etwa von Paketdiensten, nicht berücksichtige.
Dieser Aspekt soll nach Angaben von Stadtplaner Pütz bei den weiteren Planungen ebenso berücksichtigt werden wie die Entwässerung des Areals und die Frage, wie die Zu- und Ausfahrten der Tiefgaragen platziert und gestaltet werden. Die Anlieger haben Angst, dass es etwa an der Pappelallee zu gefährlichen Situationen kommen könnte. Nicht zuletzt fürchten sie um die Kastanien an der Augenbroicher Straße. Knaup versicherte aber, dass die Bäume erhalten bleiben.