Stadt startet UmfrageDiskussion über Neugestaltung der Euskirchener Fußgängerzone
Euskirchen – Neuer Kanal? Neues Pflaster? Neuer Kanal und neues Pflaster? Oder alles so lassen wie es ist – kaputt und provisorisch geflickt? Beim dritten Innenstadtdialog herrschte weiterhin Uneinigkeit darüber, welche Sanierungsmaßnahmen nötig sind und welche vielleicht zwar wünschenswert wären, die Gewerbetreibenden in der Euskirchener Innenstadt aber vor weitere Probleme stellen würden.
Angegangen werden soll der Bereich zwischen Alter Markt und Wilhelmstraße auf der einen Seite und zwischen Klosterplatz und Platz am Gardebrunnen auf der anderen. Nach Angaben der Stadt befinden sich in diesem Gebiet 94 Kanal-Hausanschlüsse, von denen 42 erneuert werden sollten. Die 338 Meter Kanal selbst haben der Verwaltung zufolge eine Restnutzungsdauer von etwa 15 Jahren. „Es besteht kein akuter Handlungsbedarf hinsichtlich des baulichen Zustands“, sagte Oliver Knaup, Technischer Beigeordneter der Stadt.
Bauzeit variiert stark
Nach Angaben einer Vertreterin des Ingenieurbüros Kocks, das für die Stadt bereits die Breite Straße saniert hat, hat eine Sanierung des Innenstadtbereichs, ohne den Kanal zu erneuern, deutlich weniger Einschränkungen zur Folge. Allein die Baugrube sei ohne Kanalsanierung um mehr als einen Meter kleiner. Zudem müssen auch weniger Gewerke unter einen Hut gebracht werden.
Lebendige Adventszeit
Der Stadtmarketingverein „Zeus“ möchte in Euskirchen einen lebendigen Adventskalender auf die Beine stellen. Jeden Tag soll an einem anderen Ort in der Innenstadt/Fußgängerzone ein kleines adventliches Programm gezeigt werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Geschäft schon wieder geöffnet hat oder nicht. Im Vordergrund soll ein gemütliches Zusammensein mit Punsch und Co. stehen.
Wer Interesse hat, kann sich bei Martina Ernst, Vorsitzende von Zeus, melden: 02251/ 776 063 oder per Mail unter info@z-eu-s.de.
Die Bauzeit variiert bei den unterschiedlichen Herangehensweisen, die unabhängig davon jeweils in fünf Bauabschnitte gegliedert werden soll, zwischen 7 und 18,5 Monaten. Dass es in diesem Jahr noch losgeht, ist praktisch ausgeschlossen. Einerseits, weil die kalte Jahreszeit manche Arbeiten unmöglich machen wird. Anderseits, weil noch viele Container in der Fußgängerzone stehen, die Sanierungsarbeiten nach der Flut in den Geschäften noch lange nicht beendet sein werden. „Bis das nicht geschehen ist, ist es nicht sinnvoll, ein neues Pflaster aufzubringen, das dann beispielsweise durch Container wieder kaputt geht“, sagte Knaup in der Online-Konferenz.
Doch welcher Weg ist der richtige?
Günter Blauen, Geschäftsführer des Modehaus Prinz, hat eine eindeutige Meinung: „Ich glaube, dass sich nach zwei Jahren Corona kein Filialist und kein Unternehmer leisten kann, durch eine Kanalsanierung beeinträchtigt zu werden.“ Er sprach sich dafür aus, sogar zunächst auf die Oberflächenerneuerung zu verzichten, damit die Gewerbetreibenden „Zeit zum Luft holen haben“.
Er wisse von einigen „Großen“, dass sie die Entscheidung, ob sie zurückkommen, von der Entscheidung abhängig machen, ob der Kanal saniert wird oder nicht. Dieter Eller, Chef des Modegeschäfts E1, ergänzte: „Die Oberflächenerneuerung ist wünschenswert, wenn sie so kurz wie möglich gehalten wird. Alles andere wäre eine Katastrophe.“
Ein Provisorium wäre „tödlich“
Jannes Vassiliou, Vorsitzender des Einzelhandelverbands Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen, hatte eine andere Meinung als Günter Blauen: „Ich empfehle, die Baustelle nicht zu verschieben, sondern die Erneuerung durchzuziehen, weil die Kunden ungern in eine halb fertige Stadt kommen werden – und schon mal gar nicht ein zweites Mal.“ Christian Lange, Geschäftsführer des Schuhhaus Lange, sagte: „Eine Erneuerung des Kanals, mit einer so langen Bauphase, kann die Existenz kosten.“ Er sei dafür, dass die Oberfläche der Neustraße erneuert wird. „Die Konsequenz muss jetzt sein, wenn der Einzelhandel in Euskirchen 30 bis 50 Millionen Euro investiert, dann sollte auch die Straße dementsprechend auszusehen haben“, so Lange.
Kaufhof
Jetzt aber! Nachdem die geplante Teileröffnung des Kaufhofs verschoben werden musste, sollen nun am Montag, 25. Oktober, um 9 Uhr die Türen geöffnet werden.
Auf der ersten und zweiten Etage werden etwa Mode, Accessoires und Outdoor-Artikel angeboten. (tom)
Der Erste Beigeordnete der Stadt, Alfred Jaax, fand deutliche Worte: „Jetzt für ein Jahr ein Provisorium zu schaffen, dann erst drüber nachzudenken, was wir tun – das wäre tödlich für uns.“ Es könne nicht sein, dass nach Corona und der Flut in einem Jahr wieder eine Baustelle aufgemacht werde. Dann könne man davon ausgehen, dass Bad Münstereifel wieder am Netz ist und Euskirchen einer Baustelle gleiche. „Wir müssen sehr zeitnah was tun, mit welcher Maßnahme auch immer. Wir dürfen nicht ein weiteres Jahr in eine Schockstarre verfallen“, so Jaax.
Blitzumfrage bis Dienstag
Sollten die Hausanschlüsse in der Neustraße und der Berliner Straße erneuert werden, kommen auf die Eigentürmer Kosten in Höhe zwischen 2500 und 5000 Euro zu. Bei einer Kanalsanierung zum jetzigen Zeitpunkt kämen auf die Anlieger anteilig keine Kosten zu, weil der Kanal noch in einem guten Zustand ist.
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Um noch ein tiefgreifenderes Meinungsbild zu erhalten, hat die Stadt eine Blitzumfrage gestartet. Wie Wirtschaftsförderin Svenja Zeimetz erklärte, habe man Flyer verteilt. Die Anwohner, Eigentümer und Gewerbetreibenden wurden zudem per E-Mail und Brief angeschrieben. Bis Dienstag kann man sich an der Umfrage beteiligen.
Arbeiten noch lange nicht abgeschlossen
Fest steht, dass die Arbeiten in der Innenstadt auch nach einer Sanierung der Neustraße und Berliner Straße nicht abgeschlossen sein werden. Die Verwaltung wartet weiterhin auf den Startschuss für das Integrierte Handlungskonzept, in dessen Rahmen beispielsweise der Klosterplatz und der Herz-Jesu-Vorplatz neugestaltet werden sollen.
Über die weitere Vorgehensweise wird am Mittwoch, 27. Oktober, in einer Sondersitzung des Ausschusses für Tiefbau und Verkehr im Euskirchener Rathaus beraten. Eigentlich wollte die Politik schon vor einem Monat eine Entscheidung treffen, doch diese wurde vertagt.