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Trend zur UrnenbeisetzungAuf den Euskirchener Friedhöfen gibt es große Lücken

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Friedhöfe EU

Auf den Euskirchener Friedhöfen, wie hier in Stotzheim, sind die Freiflächen zwischen den Gräbern stark gewachsen.

Euskirchen – Seit 2015 hat die Stadt Euskirchen Jahr für Jahr die Friedhofsgebühren angehoben. Die Kosten für die Nutzung eines Wahlgrabs etwa schnellten seither von 1945 Euro auf 2905 Euro in die Höhe. Bei einem Urnenwahlgrab stieg der Betrag von 1425 Euro auf 2020 Euro. Jedes Mal, wenn die Fachausschüsse des Rates zähneknirschend die entsprechenden Beschlussvorlagen der Verwaltung absegneten, wurde die Forderung laut, dieser Entwicklung ein Ende zu setzen.

In den drei zurückliegenden Jahren wären die Sprünge sogar noch größer ausgefallen, hätte der Stadtrat sich nicht einer speziellen finanzpolitischen Methode bedient. Er beschloss, Geld aus dem allgemeinen Etat dem Friedhofsgebührenhaushalt zuzuweisen, und zwar für die Grünflächenpflege, die einen Teil der jährlich steigenden Kosten verursacht.

Einige Euskirchener Friedhöfe haben parkähnlichen Charakter

Diese Methode gilt als gerechtfertigt, weil einige Friedhöfe im Stadtgebiet, so hieß es, mit ihrem parkähnlichen Charakter der Allgemeinheit zugutekämen. Für 2022 erhöhte der Rat besagten Anteil auf 200.000 Euro. Das entspricht etwa 10 Prozent des Gesamtvolumens im Friedhofs- und Bestattungswesen. Zuvor waren es 70.000 Euro (2020) beziehungsweise 170.000 Euro (2021) gewesen.

Flächen werden verpachtet

Die Friedhöfe

Die Stadt Euskirchen betreibt 19 Friedhöfe. Die Zahl der Beisetzungen beläuft sich auf insgesamt etwa 500 pro Jahr. Davon waren nach Angaben der Stadtverwaltung im Jahr 2000 rund 72 Prozent Aschenbestattungen.

Die Flächen

Der Umstand, dass die Zahl der Urnengräber, die recht wenig Raum in Anspruch nehmen, stetig zunimmt, führt dazu, dass der Anteil der Freiflächen wächst. Von Platzmangel ist deshalb in Euskirchen und den Ortsteilen keine Rede. Im Gegenteil: Die Stadt hat bereits Grundstücke, die früher einmal als Erweiterungsfläche vorgesehen waren, als Grün- und Gartenland verpachtet. In anderen Fällen – in Großbüllesheim und Stotzheim – wandelte sie Reserveflächen in Bauland um. Auch in Roitzheim ist ein solcher Schritt denkbar. Dort könnten auf einem 875 Quadratmeter großen Stück entlang der Stephanusstraße bis zu drei Reihenhäuser entstehen.

Freie Gräber

Die Zahl der freien Grabstätten auf den Euskirchener Friedhöfen geht in die Tausende. In der Kernstadt sind allein 2458 Wahlgräber verfügbar, außerdem 123 Reihengräber, 160 Urnenwahlgräber, 57 Urnenreihengräber, 147 Baumwahlgräber und 45 Baumreihengräber. Die Gesamtzahl der Beisetzungen pro Jahr lag auf dem Euskirchener Friedhof in der Zeit von 2017 bis 2021 zwischen 264 und 318. (ejb)

Mehr als 200.000 Euro könne die Stadt nicht aus dem allgemeinen Haushalt abzweigen, erklärte Kämmerer Klaus Schmitz in der Dezember-Sitzung des Stadtrats. Jetzt kam er dem Wunsch der Fraktionen nach, für deren politische Beratungen möglichst viele Informationen zur Berechnung der Friedhofsgebühren zusammenzutragen.

Stadt leistet enormen Aufwand zur Pflege der Friedhöfe

Eine der zentralen Aussagen in dem 18-seitigen Bericht ist, dass die Aufwendungen für die Leistungen des Stadtbetriebs Technische Dienste den mit Abstand größten Kostenfaktor bei der Gebührenkalkulation darstellen. 2022 belaufen sie sich nach jetzigem Stand auf etwa 1,2 Millionen Euro, also auf rund 60 Prozent der Gesamtkosten.

85 Prozent der geleisteten Arbeitsstunden wiederum entfallen auf die Pflege und die Unterhaltung der Friedhofsflächen, die nach Angaben der Stadtverwaltung immer aufwendiger werden. Dies deshalb, weil die Freiflächen, für deren Pflege die Technischen Dienste zuständig sind, ständig größer werden.

Der Trend zur Urnenbeisetzung hält an

Der Hauptgrund dafür ist, dass im Vergleich zu früheren Jahren die Erdbestattungen weniger werden und im Gegenzug die Zahl der Urnenbeisetzungen steigt. Ihr Anteil ist im Zeitraum von 2000 bis 2020 von 19 auf 72 Prozent gewachsen. Da Urnengräber deutlich weniger Platz einnehmen, bleiben mehr Flächen frei, um die sich die Technischen Dienste kümmern müssen.

Verstärkt wird dieser Trend durch einen steigenden Anteil an Grabstätten, die für die Angehörigen pflegefrei sind, und dadurch, dass die Nutzungsrechte von Erdgrabstätten anders als früher häufig nicht verlängert werden.

Häufig werden die städtischen Trauerhallen nicht genutzt

Der Trend hin zur Einäscherung hat weitere Folgen: Da Urnengräber weniger kosten als Grabstätten für Erdbestattungen, gehen der Stadt Einnahmen verloren. Nicht zuletzt entstehen Einbußen dadurch, dass viele Angehörige bei Beerdigungen auf die Nutzung der städtischen Trauerhallen verzichten. Die Stadtverwaltung kann gut nachvollziehen, dass die Ratsfraktionen nach Wegen suchen, um die Last der Gebührenzahler zu senken.

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„Neben der wünschenswerten Optimierung der betriebswirtschaftlichen Aspekte“ dürfe aber nicht in Vergessenheit geraten, dass Friedhöfe in einer Kommune weitere wichtige Funktionen erfüllten, etwa als Grün- und Parkanlage, als Lebensraum für Flora und Fauna, als Bestandteil der Stadt- und Freiraumplanung sowie als Orte der Begegnung. Der Bericht schließt mit den Worten: „Friedhöfe sind mehr als nur Beisetzungsorte für Tote; sie sind insbesondere auch Orte der Lebenden.“