Lukas Klünter spielte für den ETSC, dann den 1. FC Köln und nun für Hertha BSC
Der 24-Jährige geht einem Hobby nach, das so gar nichts mit Fußball zu tun hat.
Als Heimat bezeichnet Klünter die Domstadt, aber auch Berlin hat er lieben gelernt.
Euskirchen/Köln/Berlin – Eine geschlossene Schneedecke, darunter ein frisch verlegter, tiefer Rasen. Ein Spiel, das über den Kampf entschieden wird. Lukas Klünter trägt goldene Fußballschuhe. Und bringt mit seinem Tempo den Schnee gefühlt zum Schmelzen und den 1. FC Köln nach acht Minuten mit 1:0 gegen den SC Freiburg in Führung.
Die Taktik geht auf. Der schnelle Verteidiger aus Euskirchen spielt im Angriff und macht seine Sache sehr gut. Genau wie der FC. Der Rest ist Fußballgeschichte: Der FC verspielt eine 3:0-Führung, macht plötzlich gar nichts mehr sehr gut, erlebt einen historischen Zusammenbruch und verliert durch zwei Elfmeter in der Schlussminute noch 3:4.
Vom FC zum Big City Club
Der Dezember 2017 hat sich eingebrannt in der Erinnerung der Fans, der Beteiligten. Danach ist der Abstieg praktisch besiegelt. Für Lukas Klünter folgen die letzten sechs Monate im Trikot des 1. FC Köln. Er wechselt im Sommer 2018 zu Hertha BSC Berlin. „Lukas kann so seinen Weg in der Bundesliga fortsetzen. Dabei wünschen wir ihm alles Gute“, sagt FC-Geschäftsführer Armin Veh damals.
Seine Karriere beginnt der 24-Jährige beim SC SW Friesheim, wechselt dann zum SSV Weilerswist und schließlich zum Euskirchener TSC. Dort wird der Bonner SC auf den schnellen Spieler aufmerksam, der von der Bundesstadt in die Domstadt wechselt und dort zum Profifußballer reift. „Eine solche Karriere kommt heutzutage nur noch extrem selten vor. Er hat bis zur U16 noch in der Sonderliga gespielt und wird dann sogar U-21-Europameister. Das ist überragend“, sagt Helge Hohl, der Klünter beim ETSC trainierte.
Erstes Tor gegen Leverkusen
„Die Zeit damals gehört zu der schönsten, die ich in der Jugend erlebt habe. Wir hatten ein cooles Team, in dem ich mich mit allen sehr gut verstanden habe“, erinnert sich Klünter: „Einige sind heute noch enge Freunde. Die Zeit in Euskirchen werde ich jedenfalls nie vergessen.“ Vergessen dürfte Klünter auch sein erstes Tor in der Bundesliga nicht. Beim Derby gegen Bayer Leverkusen, am 13. Mai 2017, dem 33. Spieltag, erzielte er mit dem Treffer zum 2:0 sein erstes Bundesliga-Tor. Auch damals verspielte der FC die Führung noch, trennte sich 2:2 von der Werkself.
Ein Tor gegen Leverkusen – für einen Spieler des 1. FC Köln ist das immer etwas Besonderes. Klar, dass der Wahl-Berliner immer wieder gerne ans Rheinland denkt.
„Köln ist meine Heimat. Aber ich fühle mich nach zweieinhalb Jahren in Berlin auch sehr wohl“, sagt der gebürtige Euskirchener. Der größte Unterschied sei, dass es in Köln einen Stadtkern gebe, wo sich alle treffen. „Das ist in Berlin aufgrund der Größe etwas anders, was ich aber ganz gut finde. Ich habe Berlin mit den vielen Möglichkeiten, den unterschiedlichen Kulturen wirklich lieben gelernt.“
Lieben gelernt hat der Außenverteidiger auch das Malen. „Langeweile macht erfinderisch. Da kommen einem auch mal ein paar Ideen“, sagt Klünter. Mit seinen Kumpels Tom Wüstenberg und Yannik Straube habe er damals eine Leinwand und ein paar Farben gekauft und einfach drauf los gemalt. „Wir fanden, dass das eigentlich ganz cool aussah. Und dann haben wir einfach weiter ausprobiert. Mit anderen Farben, anderen Untergründen“, erinnert sich der 24-Jährige.
Eines der Bilder habe er in seiner Berliner Wohnung hängen. „Tom hat das weiter perfektioniert und es sogar geschafft, dass seine Bilder auf einer Vernissage ausgestellt wurden. Ein paar Bilder hat er verkauft. Er malt heute noch.“
Malender Profi
Klünter male weiterhin eher hobbymäßig. Daran ändern auch die Anfragen aus dem Umfeld nichts, sagt Klünter: „Meine Eltern haben zwei Bilder erhalten.“
Was das Hobby betrifft, hat Klünter etwas mit einem ehemaligen Berliner Kult-Kicker gemein: Zecke Neuendorf. Ob er sich deshalb auch einen Künstlernamen zulege? „Nee, ich denke, ,Klünti’ als Spitzname reicht“, antwortet er lachend. Weggefährten bezeichnen Klünter gerne „als zähen Burschen“. „Damit finde ich mich ganz gut beschrieben. Aber ich habe noch ein paar andere Facetten. Ich habe einiges dazugelernt und lerne auch weiterhin dazu.“
Aufgrund einer Verletzung lief der Start für den Außenverteidiger nicht optimal. Als dann Bruno Labbadia den Trainerposten übernahm, war das Talent, das bei der U-21-Europameisterschaft 2017 in Polen den Titel gewann, meistens außen vor.
Unter Coach Pal Dardai, der vor wenigen Wochen Labbadia ablöste, hat sich Klünter wieder Einsatzzeiten erkämpft. „Wir sind eine junge Mannschaft, die noch lernen muss. Leider haben wir es bisher noch nicht geschafft, das vorhandene Potenzial der Mannschaft richtig und regelmäßig auf den Platz bringen“, sagt Klünter: „Und die nötigen Ergebnisse zu erzielen, um in anderen Tabellenregionen zu landen. Auch wenn wir uns etwas anderes vorgenommen hatten, wir müssen die Situation jetzt so annehmen, wie sie ist.“ Für Klünter war die Situation am Samstag bitter. Beim 0:2 der Hertha in Wolfsburg unterlief ihm ein Eigentor.