Die leuchtenden SchalenSchweinheimer Ausstellung neuer Werke von Martin Streit
Euskirchen-Schweinheim – Schüsseln, Schalen, Kugeln und Becher sind die Gegenstände auf Martin Streits Gemälden. Es sind Stillleben in Schichten aus Licht und Farbe. Noch bis zum 19. November sind die neuen Arbeiten des 58-Jährigen in der Galerie Haus Schlangeneck in Schweinheim anzusehen.
Die kleinformatigen Malereien spielen mit der Verborgenheit und der Verschlüsselung: Je länger man sich die Stillleben ansieht, desto unklarer werden sie. Auf den ersten Blick und im Vorbeigehen scheint auf den Bildern eine Schale oder ein Becher abgebildet zu sein, doch betrachtet man die Werke länger, verwandeln sich die Objekte.
Sie werden lebendiger und vielfältiger. Streit selbst sagt: „Man muss sich die Betrachtung als aktiven Prozess vorstellen.“ Stellt man sich für gewöhnlich ein Stillleben statisch vor, so wird man hier von dem fließenden, sich stetig verändernden Betrachtungsprozess überrascht. „In meiner Malerei geht es darum, Welten aufzubauen, in denen man selbst aktiv wird“, sagt der Maler.
Stillleben
Sein Ausgangspunkt: das klassische Stillleben. Anders als dieser Begriff vielleicht suggeriert, geht es bei Streit aber nicht allein um regungslose Gegenstände. Es gehe viel mehr um die Beziehung der Objekte zueinander, genauso wie um die Abhängigkeit der Objekte voneinander, sagt der Maler.
Werdegang
Martin Streit ist Absolvent der Düsseldorfer Kunstakademie und Meisterschüler von Prof. Dr. Gotthard Graubner. Außerdem hat er eine Ausbildung zum Kunstglaser in Trier absolviert. Was ihn aus dieser Zeit begleitet: „die Vision von Licht“ und „das Leuchten“. In dieser Ausbildung habe Streit gelernt, dass das Leuchten über die Trübheit gesteuert werde. Betrachtet man seine Werke, findet man immer beides. „Während der Ausbildungszeit haben wir mit sogenannten Überfanggläsern gearbeitet. Sie hatten eine dünne Opalschicht und streuten das Licht. Hindurchsehen konnte man nicht“, erklärt Streit. Diese Lichtvision habe sich der Maler beibehalten.
Camera obscura
Schlagzeilen machte der Künstler zuletzt im vergangenen Sommer, als er in Lübeck eine begehbare Camera obscura vor dem Holstentor platzierte. Leonardo da Vinci beschrieb diese als „Ebenbild des Auges“: Durch Licht von außen wird ein Objekt, das sich vor der Kamera befindet, spiegelverkehrt an die Rückwand des Raumes geworfen. So stand das Holstentor in Streits begehbarer Camera obscura Kopf.
Streit berichtet, dass er die Camera obscura auf zwei verschiedene Arten nutze: Zum einen als begehbares und erlebbares Objekt wie vor dem Holstentor, zum anderen aber auch als Gerät und Werkzeug. „Mit der Camera obscura macht Martin Fotos, die schon sehr stark an seine Malerei erinnern“, sagt Helmut Doll, Galerist des Hauses Schlangeneck: „Die Arbeiten sind immer leicht verschwommen − die gemalten genauso wie die fotografierten.“ Streit stimmt zu: „Das Thema der Unschärfe wird in beiden Medien behandelt.“
Das könnte Sie auch interessieren:
In der Ausstellung im Haus Schlangeneck gibt es aktuell auch Werke zu sehen, in denen Streit beide Medien zusammenbringt. Die „Figur in rot“ etwa, ist ursprünglich eine Fotografie gewesen, die Streit übermalt hat. Galerist Doll: „Was mich an Streits Bildern reizt, ist die Sensibilität, das Licht, das feine Gespür für Farbe und diese Stimmung in den Bildern.“