Kinderfressende Riesen, metzelnde Werwölfe und reitende, kopflose Widergänger: Viele Gruselgeschichten haben in der Eifel ihren Ursprung.
Werwölfe und böse RiesenDiese vier Schauergeschichten haben ihren Ursprung in der Eifel
Egal ob Hexen, Werwölfe oder kopflose Wesen – der Kreis Euskirchen und die Eifel haben einige Gruselgeschichten zu bieten. Wir stellen vier der Legenden, die man sich heute noch so erzählt, vor.
1. Bad Münstereifel: Ein furchtloser Müller kämpft gegen aufdringliche Hexen
Im Eschweiler Tal in Bad Münstereifel lebte der Sage nach der Müller Hannes. Als der Müller an einem Abend den letzten Mahlvorgang der Mühle überwachte, kamen gegen Mitternacht schwarze Katzen in die Mühle und starrten den Müller mit glühenden Augen an. Als der Müller die Katzen vertreiben wollte, fuhren die ihre scharfen Krallen aus und fauchten. Die Katzen kamen an jedem Abend in die Mühle, und es wurden immer mehr.
Eines Abends hatte der Müller genug. Er wusste, es mussten Hexen seien, die sich verabredet hatten, seine Mühle zu übernehmen. Deswegen zog er einen Rosenkranz aus seiner Hosentasche. Aber er nahm ihn nicht heraus, um zu beten. Mit den Perlen schlug er die Katzen, die schrien und aus der Mühle rannten. Nach dieser Nacht wurde die Mühle nicht mehr von den Katzen heimgesucht.
Trotzdem gruselte die Gegend rund um die Mühle die Menschen aus Bad Münstereifel. In der Nähe der Mühle stand ein Richtplatz mit einem Galgen. Und man erzählte sich, ganz in der Nähe fänden regelmäßig Hexentänze statt. Deswegen mieden die meisten Menschen diese Gegend. Nicht so der Müller: Auf dem Heimweg von einer Kirmesfeier nahm er die Abkürzung über den Hexentanzplatz. Schon von weitem sah er das Feuer und hörte das Kreischen der tanzenden Hexen.
Er war neugierig, betrat den Platz und ging ans Feuer. Die Hexen beeindruckte das, deswegen luden die ihn ein, gemeinsam mit ihnen zu feiern und zu tanzen. Er sagte zu und nahm Platz. Bald reichte eine Hexe ihm ein Glas Wein. „Trink“, sagte sie. „Danke“, sagte der Müller. Und gleich darauf: „Segne es Gott“. Da schrien alle Hexen laut auf, wie unter Folter.
In Sekundenschnelle flohen sie in die Nacht. Auf der Lichtung war es plötzlich dunkel und das Weinglas, das der Müller gerade noch in der Hand gehalten hatte, war kein edles Glas mehr. Es hatte sich in einen ausgehöhlten Pferdefuß verwandelt. Die Flüssigkeit darin stank und war ungenießbar. Noch viele Jahre habe der Müller den Pferdefuß gezeigt und von seinem Sieg über die Hexen erzählt.
2. Zwischen Köln und Eifel: Der Bauer Peter Stubbe und die Werwolfslegende
Wer zwischen Köln und Eifel vom „Stüpp“ spricht, meint den Werwolf. In der Frühen Neuzeit war die Eifel das Hauptverbreitungsgebiet dieser Sagen-Figur. In unzähligen Dokumenten und mündlichen Überlieferungen ist von der Jagd der Bürger auf den „Stüpp“ die Rede.
Diese Namensgebung geht zurück auf den historischen Serienmörder Peter Stubbe. Er war Angeklagter im bekanntesten Werwolfprozess im deutschsprachigen Raum. Der Vorwurf: In einem Zeitraum von 25 Jahren soll Stubbe 16 Mal gemordet haben – in Gestalt eines Werwolfs. Zudem wurden ihm Kannibalismus, Inzest, Zauberei und Vergewaltigung vorgeworfen, sowie das Zusammenleben mit einer „Teufelin“. 1589 wurde er gerädert und enthauptet. Sein Leichnam wurde nach der Hinrichtung verbrannt.
Bereits in seiner Kindheit soll Stubbe einen Hang zum Bösen gehabt haben. Außerdem wünschte er sich, dass sein Name bekannt werde, und schloss deshalb einen Pakt mit dem Teufel. Dieser überreichte Stubbe einen Gürtel aus Wolfsfell. Wenn Stubbe ihn umlegte, verwandelte er sich sofort in einen riesigen Werwolf. In dieser Gestalt soll er Weidetiere gerissen, aber auch 13 Kinder, zwei junge Frauen, und ein ungeborenes Kind getötet haben. Die Herzen fraß er „heiß und roh“. So lautete jedenfalls die Anklageschrift.
Stubbe soll zudem Tochter und Sohn gezeugt haben. Mit der Tochter soll er Inzest getrieben haben. Weil der Sohn dabei störte, habe Stubbe ihn angefallen und sein Gehirn gefressen. Die Menschen zwischen Köln und Eifel, die vom Stubbe gehört hatten, wagten sich nicht mehr aus den Häusern. Auf den Feldern sollen sie Arme und Beine von Stubbes Opfern gefunden haben.
So grausam wie seine Taten fiel auch die Hinrichtung des berühmten Eifeler Werwolfs aus. Stubbes Körper wurde auf ein Rad gelegt, während der Henker mit glühenden Zangen „das Fleisch bis auf die Knochen“ herausriss. Seine Arme und Beine wurden mit einem Beil zerbrochen, um auf das Rad geflochten zu werden. Am Ende der Prozedur wurde Stubbes Kopf abgeschlagen.
3. Mechernich: In den Kartsteinhöhlen lebte der böse Riese Kakus
In der Nähe des Dorfes Eiserfey im Kreis Schleiden befinden sich die Kartsteinhöhlen. Im Inneren des Berges soll der Legende nach der böse Riese Kakus gelebt haben. Fünf Meter soll er groß gewesen sein, und stark. Bäume riss er mit einer Hand aus und warf sie durch die Luft. Als Schutz vor der Kälte trug er schmutzige Kuhhäute. In seinem Gürtel steckten Rippen von Wildschweinen. Damit kämmte er sein zotteliges Haar und seinen langen Bart. In einigen Überlieferungen soll der Riese sogar Feuer gespuckt haben.
Kakus war ein grausamer und bitterböser Riese. Er zertrampelte das Getreide auf den Feldern und raubte den Bauern ihr Vieh von den Weiden, um es zu fressen – roh. Er erschlug sogar den stärksten Bullen mit der bloßen Faust und steckte ihn mit Haut und Fell in seinen gierigen Schlund. Der Hunger des Riesen war unersättlich. Auch vor Kindern machte der Riese nicht Halt. Verirrten sich Kinder in die Nähe seiner Höhlen, fraß er sie. Ohne Erbarmen quälte er die Schleidener.
Erst der gute Riese Herkules konnte dem Schaffen des bösen Riesen Kakus Einhalt gebieten. Es grollte über den Wäldern und der Himmel verdunkelte sich und die Einwohner Eiserfeys wussten, dass das die kämpfenden Riesen sein mussten. Kakus riss einen Baum aus und prügelte auf Herkules ein. Herkules wehrte sich mit seiner Keule. Mit dieser tötete der gute Riese den bösen Kartsteinbewohner zwar, doch auch Herkules starb drei Tage später an den Verletzungen, die er sich im Kampf zugezogen hatte. Die dankbaren Menschen begruben ihren Retter. Und benannten einen Hügel bei Holzheim nach ihm: den Herkelstein.
4. Rheinland: Hier treibt der kopflose Reiter sein Unwesen
Nachts steigt der kopflose Reiter auf seinem Pferd aus seinem Grab und reitet durch die Wälder des Rheinlandes, immer auf der Suche nach seinem Kopf. Bis der Reiter seinen eigenen Kopf findet, schlägt er im nächtlichen Nebel die Köpfe von Spaziergängern ab.
Die Legende des kopflosen Reiters kennen viele aus dem Hollywood-Blockbuster „Sleepy Hollow“, doch liegt ihr Ursprung viel näher, als die meisten Rheinländer ahnen: in den Wäldern vor ihrer Haustür.
Bei dem kopflosen Reiter handelt es sich um einen sogenannten „Wiedergänger“ – eher Zombie als Geist. Allein die Berührung des kopflosen Reiters soll zum sofortigen Tod seiner Opfer führen.
Der Legende nach soll es sich bei den Kopflosen Reitern um Menschen handeln, die in ihrem Leben gesündigt haben. So glaubte man im 17. Jahrhundert, dass sie die Wiedergänger derer waren, die Selbstmord und somit eine Sünde begangen hätten. Schließlich wurden Selbstmörder im 17. Jahrhundert im Rheinland auch nach ihrem Tode noch geköpft und dann an einer Wegkreuzung verscharrt.