AboAbonnieren

KammermusikfestivalSo spannend sind die Spannungen in Heimbach

Lesezeit 5 Minuten
Das Bild zeigt eine Totale der Veranstaltungshalle mit Künstlern und Publikum in Heimbach.

Inmitten der Stromerzeuger des Jugendstilkraftwerks konzertierten beim Sonderkonzert Florian Donderer und Kiveli Dörken.

Die Spannungen in Heimbach sind mit einem besonderen Konzert gestartet. Das Festival steht in diesem Jahr unter einem besonderen Stern.

Es ist eine besondere Ausgabe der „Spannungen“, die am Sonntag mit dem Eröffnungskonzert startete. Das Kammermusikfestival feiert in diesem Jahr nicht nur sein 25-jähriges Bestehen, sondern unternimmt auch einen Neubeginn nach dem Tod des Gründers und künstlerischen Leiters, Lars Vogt, im September vergangenen Jahres.

Bereits beim Programm der letztjährigen „Spannungen“ griff das Dreierteam, bestehend aus Barbara Buntrock, Antje Weithaas und Sharon Kam, Lars Vogt tatkräftig unter die Arme, um trotz der Erkrankung des Spiritus Rectors die Durchführung des Festivals zu gewährleisten. „Wir haben schon, als wir das letzte Jahr mit Lars gemeinsam geplant haben, gesagt, wir können sehen, wie es weitergeht“, sagte Weithaas.

Es war relativ einfach, die Werke zu finden, wir wollten keine Trauerfeier, sondern ein Fest der Musik.
Barbara Buntrock, Mitorganisatorin

„Wir haben aus allen Ecken Zeichen bekommen, die Spannungen müssten weiterhin stattfinden“, so Kam. „Es war relativ einfach, die Werke zu finden, wir wollten keine Trauerfeier, sondern ein Fest der Musik“, ergänzte Barbara Buntrock.

Es sei unglaublich, so viel Rückhalt und Unterstützung zu bekommen. „Das Festival war wie eines der Kinder von Lars, wir dürfen es erhalten“, sagte sie. Aus der Not- könnte so eine Dauerlösung werden. Jedenfalls bekunden alle Beteiligten, dass sie gut kooperiert haben. Spaß habe es gemacht, berichtete Weithaas.

Das Bild zeigt die Organisatoren des Kammermusikfestivals.

In Heimbach finden wieder das Kammermusikfestival Spannungen im Jugendstilkraftwerk statt. Michael Stangel (v.l.), Nikolaus Valerius, Sharon Kam, Barbara Buntrock, Antje Weithaas, Dr. Hans-Peter Güttler.

Jede habe ihre eigenen Stärken eingebracht. „Irgendwann haben wir dann gemerkt, dass das Team ja komplett aus Frauen besteht“, sagte sie. „Ehrlich gesagt, war die Zusammenarbeit einfach“, berichtete Produzent Dr. Andreas von Imhoff. Die Planung sei so früh begonnen worden, dass bereits zu Weihnachten die Liste der Künstler festgestanden habe. „Auch die Rückmeldungen der Musiker kamen sehr früh“, so von Imhoff.

Heimbach: Publikum liebt die Spannungen

Der Publikumszuspruch sei bisher genauso gut wie im vergangenen Jahr. „Die wichtige These ist, dass Lars zwar das Zugpferd war, die Leute wollen aber weiter Musik hören, und zwar genau hier, im Jugendstilkraftwerk“, betonte er.

So überlagerte das Premierenfieber am Startwochenende des Festivals die Trauer. Doch die werde kommen, ist Kam sicher. „Noch sind wir frisch im Probenmodus“, sagte sie. Dabei ist Vogt allgegenwärtig. Mit einer besonderen Aktion wird bei jedem Konzert dem Gründer des Festivals gedacht.

Acht Komponisten, die in den Vorjahren „Composer in Residence“ gewesen waren, wurden gebeten, je ein Stück im Gedenken an den verstorbenen Pianisten zu schreiben. An jedem der Konzerttage wird nun eines der Werke uraufgeführt. Eine Serie Schwarzweißfotos von Vogt, die die Fotografin Giorgia Bertazzi gemacht hat, schmückt die Wände im Kraftwerk.

Fotografien von Lars Vogt im Kraftwerk erinnern an den Gründer des Festivals. Genau diese zeigt das Bild.

Fotografien von Lars Vogt im Kraftwerk erinnern an den Gründer des Festivals.

Und bei der Matinée am Sonntag, 25. Juni, 11 Uhr, übernimmt Vogts Tochter, die Schauspielerin und Theaterpädagogin Isabelle Vogt, bei der Aufführung von Joseph Haydns Quartett „Die sieben letzten Worten unseres Erlösers am Kreuz“ die Rezitation.

So ist der großartige Musiker präsent, aber auch seltsam abwesend. Und auch, wenn das Trifolium der Programmmacher betont, die Stücke im Sinne von Vogt ausgewählt zu haben, werden sie bald dem Festival ihren eigenen Stempel aufdrücken, wenn sie es nicht längst schon getan haben.

Programm mit 19 außergewöhnlichen Musikern

Was der Veranstaltung zum Vorteil gereichen könnte, denn Weithaas, Kam und Buntrock sind hervorragende Musikerinnen, die nun im zweiten Jahr unter Beweis stellen, dass sie in der Lage sind, ein hochklassiges Programm mit 19 außergewöhnlichen Musikern zusammenzustellen.

Dass es mit den Spannungen auch in Zukunft weitergehen soll, betonen alle Beteiligten, von den Sponsoren über die Programmmacher bis zum Publikum, das mit seinem Zulauf ein deutliches Zeichen gibt. In welcher Form das sein wird, daraus wird noch ein Geheimnis gemacht.

Konzert in Heimbach: zerissen, zart und leise

Beim Abschlusskonzert der diesjährigen „Spannungen“, solle es der Öffentlichkeit bekannt gegeben werden, versprach der Vorsitzende des Kunstfördervereins Kreis Düren und des Arbeitskreises „Spannungen“, Dr. Hans-Joachim Güttler.

„Bis dahin wird es bei vielen Gläsern Wein Gespräche geben“, skizzierte Weithaas das Vorgehen bis dahin. Einen ersten Vorgeschmack auf das diesjährige Programm wurde bei dem Sponsorenkonzert am Freitag vorgestellt. Fast programmatisch begann Kiveli Dörken das Konzert mit der Prelude in e-Moll von Frederic Chopin.

Das Bild zeigt die beeindruckende Kulisse der Stromerzeuger.

Beeindruckende Kulisse: Inmitten der Stromerzeuger konzertierten beim Sonderkonzert Florian Donderer und Kiveli Dörken.

Zerrissen, zart und leise, fast brüchig spielte sie das unendlich traurige Stück, das unverkennbar eine Reminiszenz an Vogt darstellte. Allerdings, so hatten es die drei Programmmacherinnen bekundet, sollte die Musik nicht nur in Molltönen verharren. So führte Dörken mit dem Violonisten Florian Donderer das verspielt-elegische „Mythen“ von Karol Szimanowski von 1915 auf.

Spannende Verbindung zum Konzert im vergangenen Jahr

Diesem folgte das Klaviertrio a-Moll von Maurice Ravel, das wiederum Dörken mit Anna Reszniak an der Geige und Julian Steckel auf dem Violoncello spielte und auch das erste Stück beim Eröffnungskonzert war. Den Abschluss des Abends bildete das Quintett für Klarinette, zwei Violinen, Viola und Violoncello von Wolfgang Amadeus Mozart mit Sharon Kam, Antje Weithaas, Barbara Kufferath, Jan Larsen und Julian Steckel.

Dass Dörken an diesem ersten Abend mit drei Auftritten eine herausragende Rolle spielte, war vielleicht Zufall, stellte aber eine spannende Verbindung zu dem Abschlusskonzert des vergangenen Jahres dar, als der von Krankheit gezeichnete Lars Vogt eines seiner letzten Konzerte spielte, eine grandiose Interpretation des Klavierquartetts c-Moll Opus 60 von Johannes Brahms. Während Vogt mit Christian Tetzlaff an der Geige, Barbara Buntrock (Viola) und Tanja Tetzlaff (Violoncello) auf der Bühne war, stand Dörken im Hintergrund, unbemerkt vom Publikum, ihr I-Pad mit der Noten-Software im Arm; bereit, jederzeit einzuspringen, sollte der Gesundheitszustand von Vogt es notwendig machen.

Doch dieser hielt nicht nur mit einer fulminanten Energieleistung durch, sondern verabschiedete sich von seinem Heimbacher Publikum mit einer brillanten Vorstellung. Großartige Musik wird auch in diesem Jahr, ohne Zweifel wieder zu erwarten sein. Restkarten sind für die meisten der zehn Konzerte noch zu bekommen.