Event in HeimbachAbenteuerlustige Familien genießen Piraten-Wochenende
Heimbach-Vlatten – Hohoho und ’ne Buddel voll Rum. Gar wildes Piratenvolk hat die Burg Vlatten in Beschlag genommen. Eine Abteilung englischer Soldaten versucht, ein wenig Ordnung ins wilde Treiben zu bringen. Schade, dass die Piraten sich nicht wirklich darum scheren und sich kräftig über die Soldaten lustig machen.
Von Donnerstag bis Sonntag war das Piratenabenteuer in Vlatten zu Gast. Nach Jülich und Zülpich hat die Veranstaltung nun in Vlatten eine neue Heimat gefunden. Ein Umzug, der bei den Teilnehmern des Lagers gut ankam. „Wir haben viele Märkte gemacht, aber dieser hier mit dem wild-romantischen Ambiente ist der schönste, und die Kinder kommen auf ihre Kosten“, so Matthias Moll, Kapitän der Piratencrew „Black Sails“.
Moll genießt den Sonnentag auf einem Holzstuhl im Gespräch mit seinem Piratenfreund Ben Bennings. Wenn seine Crew nicht die „Sieben Weltmeere der Phantasie“ durchkreuzt, lebt er bei Frankfurt. Seit rund zwölf Jahren ist er als Pirat unterwegs. „Ich habe auf Mittelaltermärkten angefangen und bin da immer als Pirat angepöbelt worden, weil es kein richtiges Mittelalter sei“, grinst er. Doch seit der Filmreihe „Fluch der Karibik“ sei das anders.
Kleine Flucht aus der Realität
Rund 150 Menschen tummeln sich auf den Zeltplätzen, die in Vlatten verteilt sind. An der Burg Vlatten sind vor allem die Händler, Akteure und die Bühnen, auf denen die Musiker auftreten. Hier zentrieren sich die Aktionen, die Schwertkämpfe, die Gaukler und auch die Späße der Piraten. „Man kann als Pirat jeden Unfug machen“, sagt Ben Bennings lachend. Gern gehen sie aus ihrem Zelt hinaus und pöbeln die Leute an. Bevorzugtes Objekt der derben Späße aber sind die englischen Soldaten, die vor der Burg ihren Fahnenappell abhalten. Als Fußabtreter haben die „Black Sails“ eine englische Fahne vor ihrem Zelt liegen. Und wenn sie nicht gerade mit dem Silikon-Totenkopf, liebevoll „Opi“ genannt, die Menschen erschrecken, müssen halt die Soldaten dran glauben.
„Das hier ist wie ein Urlaub ohne Stress, alle Leute sind nett und haben witzige Ideen“, sagt Fiddely. Es sei auch ein wenig Realitätsflucht, man könne in andere Zeiten eintauchen.
Für Raschid, den indischen Parfümeur und Giftmischer, ist es die Freude an der Verkleidung, an dem kreativen Umgang mit Situationen. Eigentlich heißt er Matthias de le Ney, ist Biochemiker und entstammt einer Familie, die nach seiner Aussage seit 1645 Parfüms herstellt. So auch er: Kräuter, Parfüms und Räucherstäbchen sind bei ihm zu bekommen. „Ich habe mich heute luftig als Inder gekleidet, gestern war es mir zu heiß“, verrät er schmunzelnd.
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Das Rollenspiel oder Larp, wie die Abkürzung des Gattungsbegriffs Live Action Roleplay heißt, ermöglicht es, in verschiedene Zeitalter und Situationen einzutauchen. „Ich brauche das für mich. Du lernst dein eigenes Leben kennen“, sagt er. Es sei wie ein Psychodrama, eine Methode der Psychotherapie, bei der Probleme und Konflikte in Szenen dargestellt werden.
„Der Umzug nach Vlatten hat sich gelohnt“
„Der Umzug nach Vlatten hat sich gelohnt“, sagt Ralf Winterhoff, Veranstalter des Spektakels. Die Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt klappe hervorragend. Es sei gelungen, den Spagat zwischen Musikfestival und Familienveranstaltung zu realisieren, die Veranstaltung werde gut angenommen. Das finden auch Hanna und Jule, die mit ihren Eltern Christina und Thomas Weiß aus Königsdorf gekommen sind.
„Das ist cool“, sagte Hanna knapp, in der Hand noch das Seil, das sie gerade gefertigt hat. „Wir sind in unseren Rollen eine Gruppe Handwerker und fahren meist auf Mittelaltermärkte, waren aber schon in Jülich beim Piratenabenteuer dabei“, sagt Piratin Kati. Dann widmet sie sich dem nächsten Kind, während im Zelt drei Männer ein Lied anstimmen. Ein Piratenlied, natürlich.