Zusammen kommen sie auf 50 Jahre Gemeindearbeit. In Hellenthal wurden nun Heike Hirt und Hans-Peter Bruckhoff verabschiedet.
Doppel-AbschiedPriestermangel in evangelischer Kirche macht sich in der Eifel bemerkbar
Es war der letzte derartige Gottesdienst in einer Reihe von gleichartigen Terminen in den beiden evangelischen Kirchengemeinden in der Eifel. In Hellenthal wurde Pfarrerin Heike Hirt entpflichtet und auch der langjährige Gemünder Pfarrer Hans-Peter Bruckhoff verabschiedet, der zuvor in Aachen von Dr. Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, aus seinem Dienst entlassen worden war. Damit hat das Nachwuchsproblem der Priesterschaft in der Evangelischen Kirche auch den Kreis Euskirchen erreicht.
Fünf Pfarrer wurden in den vergangenen zehn Monaten aus ihrem Dienst entlassen. Während der Schleidener Pfarrer Erik Schumacher seine letzten Dienstjahre als Referent für die deutschsprachige evangelische Gemeinde in Jerusalem bei der Evangelischen Kirche in Hannover verbringt, haben seine Amtskollegen aus der Boomergeneration die Altersgrenze erreicht und gehen in den Ruhestand: der Blankenheimer Pfarrer Christoph Cäsar, Michael Stöhr aus Mechernich aus der Kirchengemeinde Roggendorf und nun aus der Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal Pfarrerin Heike Hirt sowie der Superintendent des Kirchenkreises Aachen, Hans-Peter Bruckhoff, nominal noch Pfarrer in Gemünd.
Mit Thorsten Schmitt kommt nur ein neuer Pfarrer in die Eifel-Gemeinden
Ersatz gibt es nicht vollumfänglich. Nur mit Pfarrer Thorsten Schmitt, der aus Niederaußem nach Blankenheim kommt und demnächst mit Susanne Salentin die verbliebenen Stellen ausfüllen wird, ist ein Neuzugang vorgesehen. Schmitt wird am Sonntag in sein Amt eingeführt.
Gewaltig ist der Aderlass im Schleidener Tal. Hier ist der Personalbestand von fünf Pfarrern, die zweieinhalb Pfarrstellen ausfüllten, auf zwei Pfarrer mit zwei Stellen geschrumpft. Denn Christoph Ude, bisher mit einer halben Stelle im Kirchenkreis tätig, und Oliver Joswig, bisher mit einer halben Stelle Religionslehrer am Sturmius-Gymnasium, werden jeweils eine volle Stelle als Gemeindepfarrer übernehmen. So schrumpft das Betätigungsfeld der beiden Pfarrer auf die Kernaufgaben in der Gemeinde.
Voll besetzt war die Kirche in Hellenthal, als der Gospelchor Masithi Amen den Abschiedsgottesdienst eröffnete. Rund 140 Leute, darunter viele Weggefährten und auch die Nachfolgerin von Bruckhoff im Superintendentenamt, Pfarrerin Verena Jantzen, waren der Einladung gefolgt.
Zwei Pfarrer waren zusammen 50 Jahre für die Gemeinden aktiv
50 Jahre Gemeindearbeit wurden dabei in Summe verabschiedet, wie Synodalassessor Martin Obrikat ausführte. Den Großteil davon verbuchte Hans-Peter Bruckhoff, der 39 Jahre als Pfarrer in Gemünd tätig war. 2013 stieß Heike Hirt dazu und steuerte so elf Jahre Erfahrungsschatz bei. Doch die Zusammenarbeit von Bruckhoff und Hirt ist noch älter. Seit 1998 arbeiteten sie gemeinsam im Kreissynodalvorstand. Im Jahr 2000 stieß Obrikat dazu, der auch die Entpflichtung und Verabschiedung durchführte.
Er erinnerte an den beruflichen Werdegang der gebürtigen Remscheiderin Hirt, die ab 1987 als Klinikpfarrerin in Aachen tätig war. Dort habe sie einen besonderen Dienst in der Kinderklinik geleistet: „Da gibt es viel zu tragen, Angst, Trauer und Begleitung.“ Anschließend wurde sie in Aachen Gemeindepfarrerin, bevor sie 2013 Vertretungsdienste übernahm, erst im gesamten Kirchenkreis, dann vorwiegend im Schleidener Tal. Eine Zeit, an die sie gerne zurückdenkt: „Ich bin sehr wehmütig, ich war gerne hier“, so die in Simmerath lebende Geistliche.
Vor der offiziellen Verabschiedung teilten sich Hirt und Bruckhoff die Predigt über den 63. Psalm. „Sich von Psalmen leiten lassen, ist eine alte Tradition“, sagte Hirt. Diese bieten die ganze Bandbreite des Lebens. Sie seien „Schwarzbrot für die Seele“ – schwer verdaulich, aber nahrhaft und sättigend.
Mit einer sehr persönlichen Entpflichtungszeremonie wurde der Abschied offiziell. Freunde, Kollegen und Weggefährten versammelten sich am Altar, um beiden mit einem Bibelwort einen Gruß und einen Segen mit auf den weiteren Lebensweg zu geben. Grußworte und Abschiedsgeschenke gab es schließlich auch von den Besuchern bei einem Empfang im Hellenthaler Gemeindehaus.