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Empörung bei Hellenthaler GastgebernBettensteuer ein „Schlag ins Gesicht“

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Die Ferienwohnungen, wie die von Elke Greven (l.) in Schnorrenberg und von Doris Klinkhammer, dürfen derzeit wegen der Corona-Bestimmungen keine Gäste nutzen. Danach ist in der Kommune eine Bettensteuer fällig.

Hellenthal – Die Laune ist schlecht bei den Vermietern von Ferienwohnungen in der Gemeinde Hellenthal. Seit Monaten dürfen sie ihre Unterkünfte nicht mehr an die reisewilligen Touristen vermieten. Und kurz vor Weihnachten wurden sie von der Gemeinde informiert, dass ihre Gäste in Zukunft eine Bettensteuer in Höhe von 1,50 Euro pro Person und Tag zu entrichten haben. Anfang Dezember war diese Abgabe einstimmig im Gemeinderat beschlossen worden. Mit einer Petition, unterschrieben von 29 Vermietern, machen diese ihrem Unmut Luft und richten an Lokalpolitiker und die Verwaltung die Bitte um eine Änderung des Beschlusses.

„Der Zeitpunkt und die Höhe der Bettensteuer ist eine Sauerei, ein Schlag ins Gesicht“, sagt Elke Greven, die eine Ferienwohnung in Schnorrenberg besitzt, unmissverständlich. „Wir haben das Gefühl, wir gehen unter“, beschreibt ihre Hellenthaler Kollegin Doris Klinkhammer ihre Gefühle. Sie hat mit Martin Cremer aus Wollenberg die Petition initiiert. „Die Ferienwohnung ist mein Lebensunterhalt. Fragen Sie nicht, wie ich über die letzten Wochen gekommen bin“, so Klinkhammer.

Seit dem 1. Januar 2021 wird die Abgabe fällig – ein Ding der Unmöglichkeit, wie die Vermieter finden. „Wir müssen die Preise bereits Mitte des Jahres für die Kataloge melden“, erläutert Greven. Es sei den Gästen, die bereits gebucht hätten, nicht zu vermitteln, dass sie auf einmal mehr bezahlen müssten. „Ich habe schon zwei Stornos, weil es den Leuten zu teuer ist“, berichtet Klinkhammer. „Das ist eine Preiserhöhung von 8,4 Prozent für eine vierköpfige Familie bei einem vierzehntägigen Urlaub“, hat Greven ausgerechnet. Aber viele seien in Kurzarbeit und müssten eher aufs Geld schauen. Und sie Zukunft sei derzeit ohnehin noch ungewiss.

Auch komplizierte Abrechnung sorgt für Ärger

Mit der Höhe der Bettensteuer sind die Vermieter ebenfalls nicht einverstanden. „1,50 Euro für was? Unsere Gäste haben schon gefragt, ob etwa ein Schwimmbad gebaut worden sei“, so Greven. In Schleiden werde nur ein Euro verlangt, und da sei mit Gemünd immerhin ein Kurort dabei, ergänzt Klinkhammer. Der Verweis auf die Beseitigung des Abfalls, den Touristen hinterlassen, und den Betrieb der Tourist-Info verfange nicht, das betreffe vor allem Tagesgäste.

Auch die komplizierte Abrechnung erzeugt Ärger. Bürgermeister Rudolf Westerburg habe einmal vom digitalisierten Rathaus gesprochen – doch die Übernachtungsbetriebe müssten Formulare ausfüllen. „Wir sind Steuereintreiber der Gemeinde“, moniert Klinkhammer. Die Vermieter sprechen sich daher für eine Bett- und Stuhlsteuer von 50 Cent pro Nacht und Gast aus, die ab 1. Januar 2023 erhoben werden solle – das dann aber auch von Restaurants und Cafés.

Seine Mitarbeiter hätten bereits mehrere Gespräche mit den Vermietern geführt, die sich gegen die Steuer ausgesprochen hätten, teilt Bürgermeister Rudolf Westerburg mit. Dabei kann er die Kritik auch teilweise nachvollziehen. „Das Zeitfenster ist kurz, das habe ich bereits eingeräumt“, sagt er.

Westerburg: Abgabe wird von Gästen akzeptiert

Deshalb habe die Gemeinde bereits zugesagt, dass Buchungen, die vor dem Beschluss getätigt worden seien, ausgenommen seien. Die Steuer sei von den Fraktionen während der Haushaltsberatungen bearbeitet und einstimmig im Rat beschlossen worden, erläutert er. Leider hätten die Infoveranstaltungen, bei denen die Abgabe den Betrieben erläutert werden sollte, wegen Corona nicht stattfinden können. Daher seien alle Informationen schriftlich erfolgt.

Allerdings sieht Westerburg nicht, dass die Abgabe von den Gästen nicht akzeptiert werde. „Nach unserer Erfahrung waren die Gäste eher überrascht, wenn sie erfuhren, dass es in Hellenthal keine Tourismusabgabe gebe“, berichtet er.

Auch liege der Betrag von 1,50 Euro im Vergleich mit anderen Kommunen im Mittelfeld. Die Abgabe werde niemanden von einer Buchung abhalten. Und da die Betriebe ohnehin im Augenblick geschlossen seien, hätten sie Zeit für die Vorbereitung. „Für das erste Quartal müssen sie ja nichts zahlen“, sagt er.

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Zudem habe die Verwaltung Unterstützung bei der Abrechnung versprochen. „Wir haben zugesagt, die Formulare einfach zu halten. In einem Jahr werden wir sehen, wie das funktioniert“, so der Bürgermeister.