Ermordete JudenStolpersteine für die Kaufmanns in Hellenthal verlegt
Hellenthal – Etwas ratlos standen die Teilnehmer des diesjährigen Weges der Erinnerung in Hellenthal am Samstagnachmittag am Grundstück der Kölner Straße 96. Denn die Veranstaltung, mit der an die Ereignisse der Pogromnacht im November 1938 erinnert wird, war in diesem Jahr mit der Verlegung von zehn weiteren Stolpersteinen zusammengelegt worden.
Doch der Künstler Gunther Demnig, der diese Aktion ins Leben gerufen hat und immer noch persönlich durchführt, hatte sich verspätet: Ihm war eine andere Zeit genannt worden als dem veranstaltenden Arbeitskreis „JudiT.H“ (Juden im Tal Hellenthal).
Während andernorts diese Form der Gedenkarbeit bereits abgeschlossen ist, bleibt für die Hellenthaler noch einiges zu tun. „Wir haben noch ein paar Jahre Arbeit vor uns“, sagte Karl Reger. Denn nur in kleinen Portionen kann der Mitglieder aus der vielköpfigen Hellenthaler und Blumenthaler jüdischen Gemeinde gedacht werden.
Zur brennenden Synagoge getrieben
Außer an Lina und Auguste Rothschild, die 1941 nach Köln umgesiedelt und später ermordet wurden, wurde auch mit Stolpersteinen an das Ehepaar Salomon und Sara Kaufmann, seine vier Kinder, einen Schwiegersohn und eine Enkelin erinnert. Auf dem Grundstück Kölner Straße 96 hatte ihr Haus gestanden, dass in der Pogromnacht am 9. November 1938 derart zerstört wurde, dass es abgerissen werden musste.
Beim „Prangermarsch“, bei dem alle Juden aus Blumenthal und Hellenthal von den Nazis zu der brennenden Synagoge getrieben wurden, konnte der damals 83-jährige Salomon nicht mehr mithalten. Karl Haas sagte im November 1949 aus, Kaufmann sei „mehrere Male mit Tritten bedacht worden“. Mit seiner Frau Sara wurde er nach Köln zwangsumgesiedelt und 1942 in Theresienstadt ermordet. (sev)
Finanzierung nur nach und nach geleistet
Zu viele sind es, die verschleppt, vertrieben und ermordet wurden. Der Lokalhistoriker Walter Hanf hat in aufwendiger Recherchearbeit ihre Schicksale akribisch aufgearbeitet. Außerdem kann die Finanzierung der Stolpersteine nur nach und nach geleistet werden. Nicht alle der Stolpersteine fanden den vorgesehenen Platz im Bürgersteig vor dem letzten Wohnsitz der ermordeten Juden, wie es das Konzept von Gunther Demnig vorsieht. Denn wie schon vor zwei Jahren hatten Anwohner ihre Zustimmung dazu verweigert.
Der Rat der Gemeinde Hellenthal hatte entschieden, dass obwohl die Steine im öffentlichen Raum auf dem Bürgersteig eingesetzt werden, die Menschen, die heute in den entsprechenden Häusern leben, ein Mitspracherecht haben. Während es bei dem Grundstück, auf dem einst das Haus des Ehepaares Kaufmann stand, keine Probleme gab, wurde bei den Schwestern Lina und Auguste Rothschild diese Genehmigung nicht erteilt. Wie schon vor zwei Jahren erhielten die Stolpersteine Kirchenasyl, bis sich entweder die Rechtslage ändert oder die Besitzer der Grundstücke ihre Meinung überdenken. Nachdem die ersten Steine noch immer in der evangelischen Kirche im Kirschseiffen auf ihre Verlegung warten, fanden die Steine für die Rothschilds ihren vorläufigen Platz in der katholischen Pfarrkirche St. Anna.
„Vielleicht ändert ja auch der Rat der Gemeinde seine Meinung und fasst einen anderen Beschluss“, hoffte Reger. Es sei dazu ein Antrag an den Bürgermeister eingereicht worden, sagte er. Barbara Wand, als stellvertretende Bürgermeisterin bei der Verlegung der Steine anwesend, äußerte eine andere Meinung: „Warum wird sich so wenig um die Menschen, die die Verlegung der Stolpersteine ablehnen, gekümmert?“ Es müsse viel mehr miteinander geredet werden, forderte sie.
An der evangelischen Kirche begann der Zug, an dem rund 50 Menschen teilnahmen. Unter ihnen war auch die Nichte der Rothschild-Schwestern, Ruth Ley, die heute in Zülpich lebt. „Ich bin sehr bewegt“, sagte sie, als die Stolpersteine vor der katholischen Kirche ausgelegt wurden. Sie könne sich noch sehr gut an ihre Tanten erinnern, bei denen sie oft gewesen sei. „Ich war damals zwölf Jahre alt“, erzählte sie.
Zur brennenden Synagoge getrieben
Außer an Lina und Auguste Rothschild, die 1941 nach Köln umgesiedelt und später ermordet wurden, wurde auch mit Stolpersteinen an das Ehepaar Salomon und Sara Kaufmann, seine vier Kinder, einen Schwiegersohn und eine Enkelin erinnert. Auf dem Grundstück Kölner Straße 96 hatte ihr Haus gestanden, dass in der Pogromnacht am 9. November 1938 derart zerstört wurde, dass es abgerissen werden musste.
Beim „Prangermarsch“, bei dem alle Juden aus Blumenthal und Hellenthal von den Nazis zu der brennenden Synagoge getrieben wurden, konnte der damals 83-jährige Salomon nicht mehr mithalten. Karl Haas sagte im November 1949 aus, Kaufmann sei „mehrere Male mit Tritten bedacht worden“. Mit seiner Frau Sara wurde er nach Köln zwangsumgesiedelt und 1942 in Theresienstadt ermordet. (sev)