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Abriss drohtSind die Tage der Gerberei der Hellenthal gezählt?

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In den nächsten Monaten wird sich zeigen, ob das Haus Kremer an der Grenzlandhalle in Hellenthal abgerissen wird.

Hellenthal – Wenn es nach dem Willen von Rat und Verwaltung in Hellenthal geht, wird die alte Lohgerberei neben der Grenzlandhalle an der Ecker Aachener Straße/Hardtstraße abgerissen.

Derzeit läuft das Verfahren für die Änderung des Flächennutzungs- und Bebauungsplans an, um in diesem Bereich einen Aldi-Markt anzusiedeln. In Vorbereitung dieses Verfahrens hat die Gemeinde auch ein Gutachten für die Lohgerberei in Auftrag gegeben.

Sieht man sich den Entwurf für die neue Planung an, fällt auf, dass das Gebäude, im Volksmund Haus Kremer genannt, dort nicht mehr eingezeichnet ist. Das Haus steht zwar unter Denkmalschutz. Die Ratsvertreter beschlossen jedoch Mitte vergangenen Jahres einhellig, dass sie „keine müde Mark“ mehr in das Objekt stecken wollen. Damit war es dem Verfall preisgegeben.

Dabei hatte der Vlattener Architekt Johannes Prickarz im Jahr 2013 entdeckt, dass sich unter der Hülle des Hauses die vermutlich älteste Lohgerberei des Rheinlands verbirgt.

Auf dem Plan verschwunden

Bürgermeister Rudolf Westerburg erklärt, warum das Objekt in dem neuen Entwurf weggelassen wurde. Derzeit werde die Fläche im Bereich der Grenzlandhalle für das neue Bauvorhaben ja überplant.

Im Zuge dieses Verfahren sei es möglich, dass das Denkmal verschwinden könne. Dazu müsse allerdings dargestellt werden, dass es völlig unwirtschaftlich wäre, wenn die Gemeinde das Objekt „krampfhaft“ erhalten würde.

Die Verwaltung hat daher eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung nach dem Denkmalschutzgesetz in Auftrag gegeben.

Diese liegt inzwischen im Rathaus vor. Demnach würde eine Sanierung rund 750 000 Euro kosten. Dem stehe ein vermarktungsfähiger Wert des Gebäudes in Höhe von rund 200 000 Euro gegenüber, so der Bürgermeister: „Wir haben die Lohgerberei deshalb überplant.“

Auf die Frage, ob das Gebäude dem LVR-Freilichtmuseum in Kommern angeboten wurde, antwortet Westerburg: „Kommern will das Gebäude nicht. Auf diese Idee sind schon unsere Ratsvertreter gekommen.“

Wie Museumschef Dr. Josef Mangold erklärt, ist das Haus für Kommern tabu, weil es unter Denkmalschutz steht und diese Häuser heute vor Ort erhalten werden müssen. Die historischen Gebäude, die im Freilichtmuseum stehen und vor rund 60 Jahren erworben wurden, waren damals noch nicht denkmalgeschützt.

Die Häuser, die in der Baugruppe „Marktplatz Rheinland“ in Kommern wieder aufgebaut wurden und werden, stehen dagegen nicht unter Denkmalschutz.

Die Gemeinde Hellenthal wird nun abwarten, wie sich die Denkmalpfleger im Rahmen des Planungsverfahren äußern. Stadtplanerin Ursula Lanzerath aus Euskirchen geht davon aus, dass es mindestens bis zum Frühjahr 2018 dauern wird, bis das Verfahren abgeschlossen ist.

Laut Westerburg ist in dem Gebäude nichts Erhaltenswertes mehr vorhanden. Im Keller gebe es „Schutt und Müll“, das gesamte Fachwerkhaus sei extrem einsturzgefährdet.

1817 gebaut

2013 hat der Vlattener Architekt Johannes Prickarz kurz vor dem bereits genehmigten Abriss im Zuge einer Untersuchung das Geheimnis des lange leerstehenden Hauses Kremer, so der Name der letzten Bewohner, entdeckt: Unter der heruntergekommenen Fassade des Hauses befindet sich eine historische Lohgerberei.

Wie sich später herausstellte, handelt es sich um die vermutlich älteste Lohgerberei im Rheinland. Sie wird aufgrund einer durchgeführten Untersuchung auf das Jahr 1817 datiert. (bk)