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„Ehrgeizig bin ich schon“Schülerin aus Wollenberg erhält „NRW-Talente“-Stipendium

Lesezeit 5 Minuten
Die neue Stipendiatin des NRW-Talente-Programms Amy Walter.

Erste Stipendiatin des NRW-Talente-Programms im Kreis Euskirchen ist Amy Walter aus Wollenberg.

Als einzige Vertreterin aus dem Kreis Euskirchen schaffte es die Schülerin Amy Walter aus Hellenthal in das Stipendiumsprogramm „NRW-Talente Region Aachen“.

„Ehrgeizig bin ich schon“, sagt Amy Walter vorsichtig über sich. Eine Eigenschaft, die ihr nun zugute kam. Denn als einzige Vertreterin aus dem Kreis Euskirchen ist es ihr gelungen, in das neu geschaffene Schüler-Stipendiatenprogramm „NRW-Talente Region Aachen“ aufgenommen zu werden. In dem Programm sollen mit einer Vielzahl von Angeboten Kinder aus Nicht-Akademikerfamilien gefördert und auf ein eventuelles Studium vorbereitet zu werden.

NRW-Talente: Viele Kriterien bei Stipendienvergabe

„Mich hat Juliane Sonnenberg, Tutorin meiner Jahrgangsstufe, angesprochen, ob das nicht etwas für mich wäre“, berichtet die 17-jährige Wollenbergerin. Gerade ist die Schülerin der Gesamtschule Eifel vom Blankenheimer Standort nach Nettersheim umgezogen, wo die Oberstufe unterrichtet wird. Es gebe viele Kriterien, auf die bei dem Stipendium geachtet werde, so Walter. Dabei gehe es um die Motivation genauso wie um die Leistungen in der Schule. Die stimmen bei ihr, denn im Abschlusszeugnis der Klasse zehn habe sie einen Noten-Durchschnitt von 1,2 gehabt, sagt sie – fast ein wenig verschämt.

In einer schriftlichen Bewerbung habe sie über sich und ihre Familie schreiben müssen. Dabei habe sie es nicht immer leicht gehabt, denn im Jahr 2016 sei ihre Mutter gestorben. Doch auch ihre Motivation und Hobbys seien in der Bewerbung abgefragt worden. Und ihre Tutorin habe ein Empfehlungsschreiben verfasst. „Was da drinstand, weiß ich allerdings nicht“, sagt Walter lächelnd.

Auswahlgespräch an der RWTH Aachen

Schon zwei Tage nach Ablauf der Bewerbungsfrist im September sei die Einladung zu einem Auswahlgespräch gekommen, das in Aachen in der RWTH stattgefunden habe, berichtet sie über das weitere Verfahren. Wieder seien eine Reihe von Fragen gestellt worden, zum Beispiel, ob sie ehrenamtliche Arbeit leiste, wie sie mit schlechten Noten oder mit anderen Meinungen umgehe.

„Das Programm findet in NRW noch an zwei anderen Orten statt“, informiert Theresa Linkhorst, die als eine der beiden Ansprechpartnerinnen für die NRW-Talente in der Region fungiert. Seit mehreren Jahren laufe das Programm als „Ruhrtalente“ bereits erfolgreich im Ruhrgebiet. Nun sei es ausgeweitet worden. Zwei neue Standorte haben dabei den Zuschlag bekommen: die Regionen Aachen und Ostwestfalen-Lippe.

Stipendium soll Perspektiven für den Lebensweg schaffen

Die Region, aus der Stipendiaten gefördert werden können, entspricht dem Bezirk der IHK Aachen und umfasst damit die Kreise Heinsberg, Düren und Euskirchen sowie die Städteregion Aachen. Die Schüler werden während des Stipendiums bis zu ihrem Schulabschluss betreut. Drei Säulen der Förderung seien dafür ausgearbeitet worden. So gebe es eine materielle Förderung, bei der es zwar kein Geld gebe, doch die Unterstützung durch die Lerninfrastruktur, die benötigt wird. Denkbar dabei sind etwa ein Laptop, Bücher oder auch Fahrtkosten. „Das können auch individuelle Dinge sein, wie zum Beispiel Ölkreiden für jemanden, der gerne malt“, beschreibt Linkhorst die Möglichkeiten.

Dazu komme eine persönliche Beratung durch einen festen Ansprechpartner, der mit dem jeweiligen Stipendiaten ausarbeitet, was dieser tun wolle. Das weiteste Feld aber umfasst die ideelle Förderung, die den Schülern Perspektiven für ihren Lebensweg aufzeigen soll. Darunter fällt das Gebiet von Politik und Gesellschaft, wo Besuche im Bundes- und Landtag auf dem Programm stehen.

Besuche in Unternehmen und Hochschulen sollen Orientierung für den späteren Lebensweg geben. Spezifische Fachkenntnisse sollen in besonderen Workshops zu Themen wie Rechtschreibung oder durch Sprachreisen ins Ausland gefördert werden. Praktische Erfahrung wird den Stipendiaten in Workshops ebenfalls vermittelt, auch die kulturelle Bildung wird mit Besuchen in Museen oder Konzerten nicht vernachlässigt.

NRW-Talente: Kunst und Kultur für Stipendiaten

Einige der Angebote habe sie schon wahrgenommen, berichtet Walter. So sei sie in der Sternwarte in Aachen gewesen, habe dort Jupiter und Saturn sehen können. Und am Donnerstagabend habe sie mit einer Gruppe von Stipendiaten das Neujahrskonzert in der Philharmonie in Köln besucht. Eine neue Erfahrung für die 17-jährige: „Ich war zum ersten Mal bei einem klassischen Konzert und in der Philharmonie.“ Es sei sehr interessant gewesen, die Stücke, die teilweise aus der Schule bekannt gewesen seien, einmal live zu hören: „Das sollte man mal gemacht haben.“

Bei den Terminen für die Angebote werde Rücksicht auf die Schulzeiten genommen, betont Walter. Prinzipiell seien alle Angebote, die den Stipendiaten gemacht werden, interessant für sie. Gerne würde sie an einer Sprachreise nach Spanien teilzunehmen – Sprachen seien ein Feld, dass sie besonders interessiert. Doch grundsätzlich gebe es viele spannende Dinge: „Es gibt so unfassbar viel, was man machen kann.“

Und so ist natürlich auch ein Studium für sie vorstellbar. Ebenso für ihren Vater Bernd Walter, der diese Erfahrung nicht gemacht hat. „Ich habe zwei Lehren gemacht, erst eine als Maler und Lackierer, dann als Straßenwärter“, berichtet er. Nach der entsprechenden Ausbildung ist er heute als Baumkontrolleur beim Landesbetrieb Straßen NRW tätig. „Ich war immer zufrieden mit meiner Lehre und dem, was ich mache“, resümiert er. Was er sich für seine Tochter wünscht? Sie solle vor allem glücklich werden. „Ich wäre auch mit einer Lehre zufrieden. Aber mit den Noten, die sie hat, finde ich es toll, dass sie die Chance bekommt“, freut auch er sich über die Anerkennung.


NRW-Talente

Das Stipendiumsprogramm „NRW-Talente Region Aachen“ wird von der RWTH in Aachen durchgeführt. Die Bewerbungsfrist für den nächsten Stipendiatenjahrgang endet am 5. Februar. Eine Förderung ist ab der achten Klasse möglich. Wichtig sind gute schulische Leistungen, eine ehrenamtliche Tätigkeit und die Tatsache, dass die Eltern nicht studiert haben. Für Fahrtkosten zu den verschiedenen Angeboten gibt es Zuschüsse. Bewerbungsunterlagen und weitere Informationen gibt es im Internet unter www.nrwtalente-regionaachen.de (sev)