TrinkwasserWasserverband Oleftal beginnt mit dem Bau der Pipeline nach Trier
Hellenthal – In den Feldern und Wäldern zwischen Hellenthal, Dickerscheid und Giescheid werden demnächst Bauarbeiten zu beobachten sein. Im April, so kündigt es Rudolf Westerburg, Bürgermeister in Hellenthal und gleichzeitig Vorsteher des Wasserverbands Oleftal, an, werde mit dem Bau der insgesamt 80 Kilometer langen Wasserleitung begonnen.
Dabei handelt es sich um eine Verbundleitung mit den rheinland-pfälzischen Nachbarn KNE (Kommunale Netze Eifel). Westerburg: „Sie wird zum einen dazu dienen, die Bevölkerung in Rheinland-Pfalz mit maximal einer Million Kubikmeter Trinkwasser im Jahr zu versorgen.“ Die Leitung kann das Wasser aber nicht nur in eine Richtung führen. Westerburg: „Umgekehrt kann in hoffentlich nie eintretenden Notfällen unseres Wasserverbands eine Rückversorgung über das Netz der KNE erfolgen. Es ist beruhigend für unsere Region zu wissen, dass wir bald eine Versicherung für Trinkwasser-Schäden haben.“
Bau in zwei Etappen
Die Transportleitung endet nach 80 Kilometern in der Riveristalsperre hinter Trier. 13 Kilometer davon gehören zu der Transportleitung, die der Wasserverband vom Werk an der Oleftalsperre bis zur Landesgrenze bei Kehr führt.
Insgesamt wird das Großprojekt auf rheinland-pfälzischer Seite 140 Millionen Euro kosten, wovon 25 Millionen Euro an Fördermitteln fließen. In der Trasse werden künftig neben Trinkwasser auch Strom, Erdgas, Biogas und schnelles Internet in den entsprechenden Leitungen geführt. In Teilbereichen wurde mit den Arbeiten bereits begonnen, die Fertigstellung ist für 2022 vorgesehen. Das NRW-Teilstück, für das insgesamt elf Millionen Euro kalkuliert werden, ist rein auf die Trinkwasserversorgung ausgelegt. Fördermittel gibt es dafür nicht – obwohl Wasserverbands-Betriebsleiter Dr. Arno Lehmkühler sich sehr darum bemüht hat.
Ab April wird zunächst eine komplett neue Leitung vom Wasserwerk an der Talsperre in Hellenthal bis zum Hochbehälter nach Giescheid gebaut. Dort hat der Verband zwar bereits Infrastruktur, diese ist jedoch marode.
Für diesen Bereich wurden laut Lehmkühler mehrere technische Varianten geprüft. Während die bisherige Leitung über Hollerath führt, kam man nun zu dem Schluss, die neue Leitung vom Wasserwerk über Dickerscheid nach Giescheid zu führen.
Zudem wird bei dieser rund fünf Millionen Euro teuren Teil-Maßnahme nun ein Rohr mit 30 statt der bislang vorhandenen 25 Zentimeter Durchmesser eingebaut. Topographisch führt die neue Leitung durch ein schwieriges Gebiet, weil viele Steigungen zu bewältigen sind. Alternativ hätte man laut Westerburg auf der alten Trasse aber wesentlich mehr Naturschutz- und Waldgebiete queren müssen. Aktuell wird für dieses erste Teilstück die Ausschreibung vorbereitet. „Wir hoffen, dass es im April/Mai losgeht“, so Lehmkühler. 2018 dürfte diese Maßnahme abgeschlossen sein.
Trinkwasser für die Umgebung von Ormont
Anschließend – voraussichtlich in den Jahren 2019/2020 – wird dann der sechs Millionen Euro teure Neubau von Giescheid über Schwalenbach und Scheid nach Kehr realisiert. Dort wird die Leitung mit dem Hochbehälter Gericht verbunden. Liegen alle Anschlüsse, kann Trinkwasser nach Rheinland-Pfalz geliefert werden. Abnehmer werden Haushalte in der Umgebung von Ormont sein.
Ob angesichts der hohen Investitionen der Wasserpreis steigt, konnten Arno Lehrkühler und Rudolf Westerburg noch nicht sagen. Durch die Lieferung von Wasser nach Rheinland-Pfalz fließe ja auch Geld zurück. Lehmkühler geht aktuell von einer moderaten Erhöhung des Wasserpreises aus. Bei einer günstigen Entwicklung der Baupreise und Zinsen könne es genauso sein, dass der Preis gehalten werde. Eine Entscheidung fällt erst nach Abrechnung der Baumaßnahme.
Notversorgung
Die Rückversorgungsmöglichkeit ist so bemessen, dass eine Notversorgung von 50 Litern Trinkwasser pro Tag und Einwohner im Gebiet des Wasserverbands Oleftal gewährleistet ist. Die Bundesregierung fordert dies für die „zivile Verteidigung“.
Lange wurde diskutiert, was passiert, wenn die Trinkwasserversorgung ausfällt, so Westerburg. Die Idee einer Leitung nach Aachen wurde verworfen: Das Projekt wäre zu teuer und nur zur Rohwasserbereitstellung geeignet gewesen, so Lehmkühler.
Vor vier Jahren begannen Gespräche mit der rheinland-pfälzischen Seite, Ende 2016 wurde ein Vertrag für die Notversorgung über 50 Jahre unterzeichnet. Westerburg: „Wir haben dann zum ersten Mal die Möglichkeit, per Knopfdruck bei Ausfall unserer Trinkwasserversorgung eine Notversorgung zu erhalten.“