55-jähriges BestehenKG Ruet-Jold feiert Karneval mitten im Sommer
Hellenthal – Wenn es richtig rundgeht, dann fremdelt auch der gemeine Hellenthaler nicht mit dem Sommerkarneval, sondern feiert nach allen Regeln der Karnevalskunst. Mit rund 300 Besuchern fand am Samstagabend unter freiem Himmel „Jeck an der Grenz“ statt. Bis in die tiefe Nacht heizten Bands, die normalerweise eher in der dunklen Jahreszeit zu hören sind, den Hellenthaler Jecken auf dem Parkplatz vor der Grenzlandhalle ein.
Milde Temperaturen freuen auch Präsident Becker
„Fühlt sich gut an, da kann man sich dran gewöhnen“, freute sich Präsident Gregor Becker darüber, auch einmal bei milden Temperaturen die Präsidentenmütze aufzusetzen und ein Karnevalspublikum zu begrüßen. Der Bund Deutscher Karneval sehe das zwar nicht gern, aber das interessiere nicht, sagte er, schließlich sei der Papst auch gegen Kondome. Womit er den ersten Tusch des Jahres für sich einheimsen konnte.
Wobei das letzte Augustwochenende eigentlich zumindest global gesehen durchaus karnevalistisch ist, findet doch parallel zu Hellenthal in London der Notting Hill Carnival statt. Doch eigentlich war die Veranstaltung für einen ganz anderen Zeitraum geplant. Im Oktober 2020 hatte die KG Ruet Jold Hellenthal ihren 55. Geburtstag mit einem großen Fest feiern wollen. „Doch dann kam das große C“, erinnerte die ehemalige Vorsitzende Gaby Leufgen an die Zeiten.
Druckluft, Lupo und Torben Klein sorgten für Stimmung
Bevor im Winter wieder irgendwas anbrennt, musste also jetzt gefeiert werden – BDK hin, Papst her. Mit „Druckluft“ aus Bonn, „Lupo“ und Torben Klein hatten sie sich namhafte Bands besorgt, die für Karnevalsstimmung im August sorgten, in den Pausen sorgte DJ Marcel für jecke Beschallung. Um selbst auch ein wenig feiern zu können, hatten die Hellenthaler sich Verstärkung durch die befreundeten Vereine Rot-Weiß Gemünd und Süetenicher Schlipse gesichert, die die Bierbuden besetzten. „Damit unterstützen wir auch die Vereine, die in der Flut betroffen waren“, sagte Anka Bachem.
Groß war die Vorfreude im Publikum, nach der langen Corona-Pause wieder einmal Karneval feiern zu können. Bei manchen hatte die Pause noch länger gedauert. Denn in besagter Pause war Jacqueline Mayer nach 15 Jahren aus Bayern wieder in die Eifel gezogen und feierte eine „Bachelor-Party“ mit ihrer ganzen Familie. „Nach der langen Zeit wieder in der Heimat zu sein, ist einfach toll“, sagte die in Nierfeld aufgewachsene Frau. Der bayrische Fasching sei furchtbar, „kein Vergleich“, sagte sie, bevor sie mit ihrer Gruppe in einer Polonaise durch die Menschen zog, die sich vor der Halle versammelt hatten.
Druckluft startete mit viel Energie
Mit viel Energie starteten „Druckluft“ in den Abend. Als einstige Marching Band, die mittlerweile mit Rhythmusgruppe viel auf den Bühnen in der Region zu sehen ist, brachte die Gruppe mit Brassband-Versionen von bekannten Stücken, aber auch Eigenkompositionen das Publikum in Bewegung. Die Feiernden wollten die Musiker kaum noch von der Bühne lassen.
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„Wir haben den Karneval im Winter so lange vermisst, dass es schön ist, im Sommer feiern zu können“, sagte Posaunist Flo Hertel nach dem Auftritt. Ein Vorteil sei auch, dass es kein Problem sei, sich luftig anzuziehen: „Doch im Winter geht das auch, wir tanzen uns warm.“
Die schönen Seiten des Winterkarnevals betonte aber Präsident Becker: „Was hat man denn sonst in der dunklen Jahreszeit, da sollten wir den Karneval dann doch dort lassen, wo er ist.“