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Wasserverband OleftalKaum Probleme mit Nitrat

Lesezeit 4 Minuten

Im Gegensatz zu Brunnenwasser muss das Wasser aus der Oleftalsperre eine aufwendige Filtration durchlaufen, die Geschäftsführer Dr. Arno Lehmkühler dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorführte.

Hellenthal – Drei Millionen Kubikmeter Wasser verkauft der Wasserverband Oleftal jedes Jahr. Die Zahl schwankt nur geringfügig. Vor Jahren war der Verbrauch im Verbandsgebiet noch deutlich höher. Aber weil die Kanalgebühren in der Eifelregion bekanntermaßen sehr hoch und meist an den Wasserverbrauch gekoppelt sind, gehen die Menschen mit dem kostbaren Nass insgesamt sparsamer um.

Das ist für Dr. Arno Lehmkühler, seit 15 Jahren Chef des Wasserverbands, zwar einerseits schlecht, weil den stagnierenden Einnahmen steigende Kosten gegenüberstehen. Aber er wähnt sich dennoch im „gelobten Land“. Hat er doch kaum Probleme mit Nitrat in seinem Talsperrenwasser.

Intensive Düngung

„Wir haben zwar in unserem Wassereinzugsgebiet auch landwirtschaftliche Flächen. Aber die werden in der Regel extensiv bewirtschaftet“, verriet Lehmkühler im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Während in anderen Regionen des Landes Nordrhein-Westfalen, speziell im Münsterland, durch intensive Düngung sowohl mit Mineralien als auch mit Gülle, hohe Nitratwerte im Grundwasser festgestellt werden, bleiben die Untersuchungsergebnisse in Hellenthal weit unter den Grenzwerten.

„Das liegt vor allem daran, dass unser Wassereinzugsgebiet zu 80 Prozent aus Wald besteht“, erklärte Lehmkühler. Außerdem wird das Wasser im riesigen Reservoir der Oleftalsperre so durchmischt, dass am Ende kaum noch belastende Stoffe übrig bleiben. Volker Ibisch ist seit Jahrzehnten für die Wasseranalysen beim Hellenthaler Verband zuständig: „Die Grenzwerte für Nitrat im Trinkwasser liegen bei 50 Milligramm pro Liter. Wir liegen meist unter 10 Milligramm.“

Platz für 19,3 Millionen Kubikmeter Wasser

Das Wasser aus der 19,3 Millionen Kubikmeter fassenden Talsperre ist so weich, dass sogar eine Aufhärtung von 0,5 auf 4,5 Karbonathärte erforderlich ist. „Wir müssen das Rohwasser aus der Talsperre zwingend durch unsere aufwendige Filtration schicken, weil ja im Einzugsbereich zahlreiche Wildtiere unterwegs sind und ihre Ausscheidungen hinterlassen“, verdeutlichte Lehmkühler.

Seit 1999 verfügt man in Hellenthal über eine hochmoderne Membranfiltration, die in der Lage ist, alle für die menschliche Gesundheit kritischen Bakterien aus dem Wasser zu entfernen. Kryptosporidien, einzellige Parasiten, etwa haben keine Chance, durch die Membranen zu dringen. In der Vergangenheit sorgten diese Parasiten im Grundwasser gelegentlich dafür, dass Brunnen stillgelegt werden mussten. So zum Beispiel Mitte der 1990er-Jahre die Brunnenanlage der Stadt Bad Münstereifel an der Nöthener Mühle. Immerhin 300000 Kubikmeter lieferte dieser Brunnen jährlich und versorgte den nördlichen Teil des Stadtgebiets. Bis eben jene Kryptosporidien im Wasser auftauchten. Als Ursache wurde damals eine Überdüngung mit Gülle im Einzugsbereich Pesch oder sogar Zingsheim vermutet. Für diese Fälle tritt gemeinhin ein Fachmann auf den Plan, der die betroffenen Landwirte intensiv berät.

Teure Filteranlage

Bezahlt wird diese Stelle, die bei der Landwirtschaftskammer in Düren angesiedelt ist, von der „Kooperation Landwirtschaft-Wasserwirtschaft“, der alle Wassererzeuger aus der Region angehören. Aktuell ist das Franz Courth, der überall dort eingreift, wo es Probleme mit einer etwaigen Überdüngung mit Gülle gibt.

Die Stadt Bad Münstereifel sah sich vor knapp 20 Jahren indes nicht in der Lage, das Problem mit Hilfe des landwirtschaftlichen Beraters zu lösen. Obwohl die Landwirte vorsichtiger bei der Ausbringung der Gülle agierten, blieben die Parasiten im Wasser. „Wir hätten uns eine Filteranlage anschaffen müssen, die rund eine Millionen Mark kosten sollte. Das hätte den Wasserpreis enorm nach oben steigen lassen“, erinnerte sich Hans Orth, der stellvertretende Verwaltungschef. Man beschloss damals, den Wasserverband Oleftal mit der Belieferung des gesamten Stadtgebiets zu beauftragen. Vorher war von Hellenthal aus schon der südliche Teil von Bad Münstereifel versorgt worden.

850 Kilometer Versorgungsnetz

Überhaupt dehnte sich das Gebiet, das der Wasserverband Oleftal mittlerweile beliefert, in jüngster Zeit nach und nach aus. Neben den Kommunen Hellenthal, Schleiden und Kall beziehen auch Dahlem und wie schon erwähnt Bad Münstereifel das qualitativ kaum zu toppende Talsperrenwasser.

Einzelne Ortschaften der Gemeinde Simmerath und der Stadt Mechernich gehören ebenso zur Kundschaft wie das belgische Büllingen. Das Versorgungsnetz ist mittlerweile 850 Kilometer lang und umfasst 15000 Haushalte.

Wie lange es manchmal dauert, entstandene Umweltschäden wieder zu reparieren, weiß auch Wasserverbandschef Lehmkühler. In seinem Einzugsbereich lag die frühere Munitionsfabrik Espagit in Kehr.

In der Nähe gibt es auch einen Brunnen, der allerdings wegen problematischer Werte nicht mehr benutzt wird. Ursache für das mehr oder weniger unbrauchbare Wasser der Quelle ist die Explosion der Munitionsfabrik, die 1920 viele giftige Stoffe freisetzte.

„Aber man sieht: Die Natur hat ein sehr langes Gedächtnis. Deshalb muss man sehr vorsichtig mit ihr umgehen“, bemerkte Arno Lehmkühler .