Zum Ende des Monats endet das Car-Sharing-Angebot in Hellenthal. In anderen Kommunen im Kreis werden die Autos jedoch häufiger genutzt.
Zu wenig ResonanzGemeinde Hellenthal beendet Carsharing-Angebot

Die Bilanz des Car-Sharing-Anbieters Cambio fällt im Kreis sehr unterschiedlich aus.
Copyright: Tom Steinicke
Car-Sharing in der ländlichen Region ist immer noch ein schwieriges Thema, wie gerade wieder einmal deutlich wird. Die Gemeinde Hellenthal hat ihr Car-Sharing-Angebot zum Ende des Monats gekündigt. Damit stehen nur noch in fünf Kommunen im Kreis Fahrzeuge der Firma Cambio Rheinland zur Verwendung bereit: in Bad Münstereifel, Blankenheim, Euskirchen, Kall und Zülpich.
Eingeführt wurde das Car-Sharing-Angebot flächendeckend nach der Flutkatastrophe 2021 in einem Projekt des Kreises Euskirchen, der damit auf die Probleme in der Mobilität der Einwohner reagierte, die durch die massenweise Zerstörung von Fahrzeugen im Hochwasser entstanden waren. Nach einem Jahr lief das Projekt „Eifel-Carsharing“ aus. Doch mehrere Kommunen setzten in Kooperation mit Cambio Rheinland weiter auf das Angebot. Unterstützt wurde dies ab März 2023 mit einer Förderung des Landes in Höhe von 20.000 Euro über zwei Jahre, die Ende Februar ausläuft.
Förderung hat die monatlichen Defizite weitgehend ausgeglichen
Weilerswist schloss dagegen einen Vertrag mit dem Kölner Anbieter Kinto, der allerdings Ende 2023 nicht mehr fortgeführt wurde. Nun ist in Hellenthal Schluss damit: Zwei Fahrzeuge standen für die Bürger bereit, eines in Hellenthal, ein zweites in Reifferscheid. Die Nutzung allerdings, so teilt die Gemeinde mit, habe nicht den Erwartungen entsprochen. „Im Laufe der zwei Jahre musste festgestellt werden, dass das Car-Sharing-Angebot sehr zurückhaltend genutzt wird und aus diesem Grunde nicht wirtschaftlich betrieben werden kann“, bilanzierte die Verwaltung in ihrer Mitteilungsvorlage für den Ausschuss für Gemeindeentwicklung, Tourismus und Freizeit.
Die Erlöse hätten in keinem der vergangenen 24 Monate die mit Cambio vereinbarte Umsatzgarantie erreicht. Stattdessen hätten die monatlichen Defizite von der Gemeinde ausgeglichen werden müssen, was man allerdings weitestgehend durch die Förderung habe auffangen können. „Die Nutzungszahlen in Hellenthal haben unsere Erwartungen leider nicht erfüllt“, teilt Matthias Gräser, Unternehmenssprecher der Hamburger Gesellschaft Cambio mit.
Die Nutzung der Fahrzeuge ist stark schwankend, wobei die Gründe dafür nicht auszumachen sind.
In den vier Kommunen Bad Münstereifel, Kall, Blankenheim und Zülpich, die im Rahmen der „Förderrichtlinie Mobilitätsmanagement“ unterstützt würden, belaufe sich der Kundenstamm allerdings auf rund 500 Personen. Das Angebot in Euskirchen falle nicht unter die Förderung. In Kall etwa sehen die Zahlen anders aus. Dort soll das Car-Sharing weiter betrieben werden, teilt Alice Gempfer, Sprecherin der Gemeinde, mit, auch wenn noch nicht klar sei, ob es sich tatsächlich dauerhaft rechne. „Die Nutzung der Fahrzeuge ist stark schwankend, wobei die Gründe dafür nicht auszumachen sind“, erläutert sie.
Gute Erfahrungen mit Angebot in Euskirchen und Bad Münstereifel
In Euskirchen seien die gemachten Erfahrungen gut, so Stadtsprecher Tim Nolden. „Wir haben die Information von Cambio, dass die Nutzerzahlen in Euskirchen höher seien als in vergleichbaren anderen Städten“, berichtet er. Gute Erfahrungen mache Cambio in Bad Münstereifel und Euskirchen, bestätigt Gräser, Sprecher des Car-Sharing-Unternehmens. So sei in Bad Münstereifel die Förderung bereits ausgelaufen, und das Angebot werde trotzdem weitergeführt.
Ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Projektes seien „institutionelle“ Ankerkunden, betont Gräser. „Die Nutzung durch Unternehmen, Institutionen und Behörden ist ein wichtiger Treiber für den Erfolg von Car-Sharing“, führt er aus. Sie würden die Nutzung durch Privatpersonen, die vor allem abends und an den Wochenenden auf das Angebot zugreifen würden, perfekt ergänzen, da sie vor allem während der Dienstzeit mit den Cambio-Fahrzeugen unterwegs seien.
„In Euskirchen beispielsweise fahren sowohl die Stadt als auch der Kreis mit Cambio“, erklärt er. In Bad Münstereifel nutze insbesondere ein Unternehmen sehr regelmäßig Car-Sharing. Darüber hinaus würden Kommunen auch durch ihre Kommunikation zum Erfolg beitragen. Die Stadt Euskirchen zum Beispiel stehe stark hinter Car-Sharing und bewerbe es aktiv durch Öffentlichkeitsarbeit und Werbemaßnahmen.