Salon in EuskirchenAndrea Theisen hat sich als Hundefriseurin einen Namen gemacht
- Andrea Theißen ist gelernte Friseurin.
- Nach der Geburt ihrer zwei Kinder hat sie umgesattelt und frisiert nun als Groomer – so der Fachbegriff – Fiffi & Co. in ihrem Salon.
- Strähnchen oder gefärbte Haare erhält die vierbeinige Kundschaft bei ihr aber nicht.
Euskirchen –
Friseurin Andrea Theisen hat ein gutes Verhältnis zu ihren Kunden. Trotzdem kommen sie zur Sicherheit an den Galgen. Und wenn es gar nicht anders geht, dann erhalten sie auch schon mal einen Maulkorb verpasst. Andrea Theisen ist Groomerin – Hundefriseurin aus Leidenschaft. Der Begriff Groomer kommt aus dem Englischen und bedeutet „pflegen“.Leo gehört zur Stammkundschaft der 47-Jährigen. Er ist ein Mischling aus Shih Tzu und Malteser, sieht nach dem Waschen aber aus wie ein begossener Pudel. Wie ihre restliche Kundschaft auch, seift sie Leo mit einem speziellen Hundeshampoo ein. „Es ist rückfettend und hat einen anderen ph-Wert als das für Menschen“, erläutert die Hundefriseurin.
Würfelfrisur
Quadratisch, praktisch, gut – im asiatischen Raum gibt es seit Jahren den Trend, dem Hund geometrische Formen ins Fell zu schneiden. Dann sieht der Kopf eines Pudels auch schon mal aus wie ein Würfel.„Sie dürfen beim Asia Style aber auch wie Teddybären aussehen. Die Haare werden so gestutzt, dass die Knopfaugen besonders gut zur Geltung kommen“, sagt Hundefriseurin Andrea Theisen.
Auch Schleifchen oder gar eigens maßgeschneiderte Klamotten für den Vierbeiner dürfen beim Asia Style nicht fehlen. Dieser Trend komme aber erst jetzt nach Europa, sagt Theisen. Durchaus üblich sei es auch, dass Hunde ihr Fell gefärbt bekommen. „Davon bin ich überhaupt kein Fan. Dem Hund ist es sicherlich egal, aber das muss einfach nicht sein und ich mache das auch nicht.“Im Allgemeinen sei es so, dass sich Hunde-Haar-Trends nicht so schnell ändern wie bei Menschen. Allerdings wird ein Pudel laut Andrea Theisen heute anders frisiert und geschoren als in den 1960er Jahren. Außerdem sei es ein Unterschied, ob die Frisur alltagstauglich sein oder als Hingucker bei Hundeschauen dienen müsse. (tom)
Alle acht Wochen wird Leo aus Bonn nach Kuchenheim gefahren. Dann heißt es: Waschen, schneiden, föhnen. Allerdings ist die Reihenfolge bei Leo – und allen anderen Hunden, die von Theisen die Haare geschnitten oder getrimmt bekommen – eine andere.
Nach dem Waschen folgt das Föhnen. Auch das lässt Leo ohne Knurren über sich ergehen. Im Gegenteil: Er scheint die warme Luft förmlich zu genießen. Nur als Theisen versucht, sein Gesicht trocken zu pusten, dreht er sich weg – ohne wirkliche Chance. Theisen föhnt so lange, bis auch das letzte Hundehaar trocken ist.
Klassische Friseurausbildung als Grundlage
Erst dann greift sie zum elektrischen Haarschneider. „Ein Hund lässt sich mit trockenem Fell wesentlich besser frisieren“, sagt die Groomerin, die ihren Laden in Kuchenheim seit fünf Jahren betreibt.
Zur Sicherheit bekommt Leo auf dem Frisiertisch ein Halsband umgelegt, das an einer Stange befestigt ist. Die Vorrichtung wird in der Fachsprache als Galgen bezeichnet. „Das klingt nicht nett, dient aber wirklich nur der Sicherheit. Für den Hund ist es ja ganz normal, ein Halsband zu tragen“, so die Friseurin.
Doch wie ist sie Groomerin geworden? „Ich habe eine klassische Friseurausbildung absolviert. Mit allem, was dazu gehört. Dauerwelle, Strähnchen legen und ganz viel Smalltalk. Als Friseurin ist man ja auch immer ein bisschen Psychologin, denn man hat immer ein offenes Ohr für die Probleme der Kunden“, erzählt Theisen mit einem Augenzwinkern.Die Gespräche mit der Kundschaft fallen seit der Umschulung zur Hundefriseurin naturgemäß weg, dafür wurden die mit den Besitzern intensiviert.
45 Euro für einen Hundehaarschnitt
Strähnchen gelegt oder gar die Haare komplett gefärbt, das habe sie bei den Vierbeinern noch nie. So etwas sei bei manchen Kollegen und in anderen Kulturen aber durchaus ein Trend (siehe „Würfelfrisur“).
Nachdem sie Mutter geworden war, fand Theisen zunächst keine neue Anstellung – für sie ein unbefriedigender Zustand. „So sollte es nicht weitergehen und deshalb habe ich von zwei Beinen auf vier Pfoten umgeschult“, so die zweifache Mutter. In einem dreiwöchigen Seminar in Duisburg lernte sie den Umgang mit den speziellen Scheren, die größer sind als die eines normalen Friseurs.
Weitere Seminare bei bekannten Groomerinnen aus der Szene folgten. Die Zertifikate hängen heute kreuz und quer im Laden. „Fortbildungen sind mir unheimlich wichtig. Ich habe bereits 15 000 Euro in meinen Beruf investiert.“
Ganz so viel kostet Leos Haarschnitt nicht. 45 Euro muss Frauchen bezahlen. „Der Preis richtet sich nach der Größe des Hundes und dem Aufwand“, so Theisen, die sich auch um die Pflege von Krallen, Ohren und Ballen kümmert.
Gut vernetzt unter Kollegen
Groomer seien über Facebook gut vernetzt. Und so wird auch im Urlaub schon mal gerne zur Schere gegriffen – zuletzt bei 36 Grad im Schatten im spanischen Alicante.
„Ich habe einen Tag bei einer Kollegin im Laden geholfen und mich so gleichzeitig ein wenig fortgebildet. Hundefriseurin zu sein, ist kein Job, es ist eine Berufung“, findet die 47-Jährige: „Ich lege mehr Wert auf hochwertige Produkte für die Hunde, als auf einen Schickimicki-Laden, in dem alles glänzt und blinkt und die Scheren einen goldenen Rand haben“, sagt die Rheinbacherin.
Bevor Theisen in Kuchenheim ein leerstehendes Ladenlokal an der Kuchenheimer Straße entdeckte, war sie in Altendorf und Bad Neuenahr tätig. „Ich habe den Schritt, hierher zu kommen, noch nicht eine Sekunde bereut“, sagt Theisen, während sie die Ladentür aufschließt.
Im Schlepptau hat sie drei Pudel: Odelia, Jarla und Kayla. „Eine Hundefriseurin ohne Pudel? Das geht nicht“, sagt sie, die stolz darauf ist, dass einige Herrchen und Frauchen einen weiten Anfahrtsweg in kauf nehmen. Zur Stammkundschaft gehören auch Hundehalter aus Remagen und Bad Neuenahr. Für den Fall, dass sich der Hund während des Schönheitsprogramms verletzt, hat Theisen eine Versicherung abgeschlossen. „Davon habe ich aber noch nie Gebrauch machen müssen.“
Und wie sieht es mit dem geflügelten Ausdruck „Wie der Herr, so’s Gescherr“ aus? „Ich kann nicht ausschließen, dass sich beide im Laufe der Jahre anpassen. Ich hatte auch schon eine Dame, die hatte die gleiche Frisur wie ihr Vierbeiner. Da habe ich dann schon gefragt, ob das ein Kriterium bei der Auswahl des Hundes gewesen sei“, erzählt Theisen. Sowohl die Kundin als auch ihr Hund hätten es aber mit einer großen Portion Humor genommen, sagt sie. Den Menschenschlag in Euskirchen und Umgebung liebe sie vom ganzen Herzen: „Es sind alle so offen und bodenständig. Das ist herrlich. Ich will nie mehr woanders hin.“