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Jagd in der EifelHohe Zahl an Wildschweinen geschossen

Lesezeit 5 Minuten
Frischlinge

Frischlinge müssten aus wildbiologischen Gründen gezielt geschossen werden. Doch etliche Jäger tun sich damit schwer.

Eifel – Rudi Mießeler, der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Euskirchen, ist voll des Lobes: „Ich bin stolz und froh über meine Mitjäger.“ Denn die Grünröcke konnten jetzt eine erstaunliche Erfolgsmeldung verbreiten: Von April 2017 bis zum März 2018 haben die Jäger im Kreis Euskirchen nach Angaben der Unteren Jagdbehörde mehr als 4485 Sauen erlegt.

Das sind über 70 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Kampf gegen Wildschäden und gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) wurden damit so viele Tiere wie noch nie erlegt.

Vom Umweltministerium ermuntert

„Wir sind vom Umweltministerium in die Pflicht genommen worden“, erläutert Mießeler. Innerhalb der EU sei Deutschland der größte Exporteur von Schweinefleisch. „Sollte die ASP bei uns auftreten, würden alle Betriebe geschlossen und auch für viele Jahre gesperrt“, beschreibt er das Horror-Szenario, das auf gar keinen Fall eintreten soll.

Der Landesjagdverband rechne auf Landesebene mit einer Steigerung der Abschusszahlen um 40 Prozent. „Wir sind da also mit unserem Ergebnis sehr gut aufgestellt“, freut sich Mießeler.

Die Kreisjägerschaft, die über 1000 Mitglieder hat, habe Ende Januar, Anfang Februar zu einer kreisweiten Schwarzwild-Bejagung ausgerufen. Das geschah auch vor dem Hintergrund, dass auch die Kreisbauernschaft derzeit große Probleme mit den Wildschäden hat. „Es gibt manche Reviere, die einen Waldschaden von 20.000 Euro haben. Das ist schon immens“, berichtet Mießeler.

Man habe gezielt mehr angesessen als dies früher der Fall gewesen sei. Im ganzen Kreisgebiet sei es zu übergreifenden Revierjagden gekommen. „Außerdem haben wir an einem Wochenende eine Prämie von 20 Euro je erlegtem Schwein ausgelobt“, erläutert er. 73 erlegte Tiere wurden im Verlauf dieser Aktion gemeldet.

Keine Schonzeit für Wildschweine mehr

Hinzu komme, dass das Land die Kosten für die Trichinen-Untersuchung beim Kreis-Veterinäramt übernommen habe. Das seien immerhin 14 Euro pro Tier. Und die Schonzeit von Ende Februar bis in den Herbst sei aufgehoben worden.

Bei einer Forderung des Landes haben die Jäger jedoch Bedenken: „70 Prozent aller geschossenen Tiere sollten Frischlinge sein. Aber es macht keinem Jäger Spaß, so ein kleines Ferkelchen zu schießen. Das widerstrebt uns. Und führende Bachen schießen wir auf keinen Fall.“ In dieser Hinsicht gehe der Tierschutz vor. Das sei auch die Meinung im Landesverband.

Im Nationalpark Eifel ist man da anderer Meinung. 152 Frischlinge von insgesamt 275 erlegten Wildschweinen seien geschossen worden. Das besagt eine von Michael Röös, dem Leiter der Behörde, vorgelegte Statistik.

Insgesamt seien sieben Prozent mehr Wildschweine als im Vergleich zum Vorjahr erlegt worden, es handele sich um den höchsten Wert seit Gründung des Nationalparks im Jahr 2004. „Wildbiologisch sinnvoll und auch im Sinne einer an natürlichen Abläufen orientierten Jagd ist es, so viele Frischlinge im Alter von bis zu einem Jahr wie möglich zu schießen. Das ist auch im Sinne des Tierschutzes“, erläutert Röös.

Ein Straftatbestand im Sinne des Tierschutzgesetzes wäre es hingegen, ein Muttertier ohne die abhängigen Jungtiere zu schießen.

Keine Kirrjagd im Nationalpark

Im übrigen könne man im Nationalpark nicht das Maximum an Abschusszahlen erwarten. „Wir machen, vor allem zur Verminderung von Störungen anderer Wildtiere, keine Kirrjagd auf Wildschweine auf den Landesflächen.“

Mit Kirrjagd ist die meist nächtliche Ansitzjagd an kleinen, mit Erde oder Steinen abgedeckten Lockfuttermengen aus Mais gemeint. Eine Ausnahme hiervon habe es bisher lediglich bei akuter Seuchenproblematik gegeben.

Im Nationalpark würden bei den winterlichen Bewegungsjagden auch seltener Stöberhunde verwendet, sondern es liefen jeweils Menschen allein oder zu zweit, ähnlich wie Pilzsammler, durch den Wald. Dadurch werde das Wild weniger aufgescheucht, und könne sicherer und tierschutzgerechter geschossen werden.

Rudi Mießeler von der Kreisjägerschaft glaubt indes nicht, dass das Wildschwein-Problem nun gelöst ist: „Die Reduzierung der Bestände wird schnell ausgeglichen. Wir müssen uns auch im laufenden Jagdjahr wieder hundertprozentig anstrengen“, sagt er.

Preis für Wildschwein-Fleisch im Keller

„Riesenprobleme, das Wildbret zu vermarkten“, gebe es aufgrund der hohen Abschusszahlen, deutet Rudi Mießeler, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, an. Von den gewerblichen Wildhändlern hätten manche gar kein Fleisch mehr angenommen. Der Preis, der früher einmal bis zu 2 Euro pro Kilo betragen habe, sei bis auf 20 Cent pro Kilo gefallen.

Das Ministerium habe versucht, Abnahmemöglichkeiten zu schaffen. Teilweise werde das Fleisch privat oder auch an Gastwirte verkauft. Ein virtueller Marktplatz für Wild sei geschaffen worden: Die kostenlose Online-Börse „Wildgenuss-NRW“ könne genutzt werden, um das Fleisch an private Interessenten zu verkaufen.

„Es ist ein ganz großes Ärgernis, so ein wertvolles Produkt unter Wert zu verkaufen“, meint auch Michael Röös. Er weist darauf hin, dass die Jäger lediglich den Wildkörper abgeben könnten, das Prozessieren, also das professionelle Zerlegen, könne am besten ein Metzger.

Selbst wenn man dem dafür einen gewissen Betrag zahlen müsse, könne man auf diese Weise hochwertiges Fleisch zu einem günstigen Preis erstehen.

Regionale Metzgereien bieten Wild an

Fleischermeister Albert Schneider aus Sistig, der Obermeister der Fleischer-Innung, sagte dazu, die regionalen Metzgereien würden saisonal seit vielen Jahren unterschiedliche Wildspezialitäten anbieten. Einige Kollegen hätten sich sogar darauf spezialisiert, privat erlegte Tiere im Kundenauftrag zu zerlegen und zu verarbeiten.

Schneider: „Hier empfiehlt es sich, bei Ihrem Metzger vorzusprechen.“ Für viele Verbraucher sei Wildfleisch jedoch weiterhin eher ein Artikel für die Festtage, so dass es schwerfalle, die zur Zeit im Übermaß aufgrund der hohen Abschusszahlen anfallenden Fleischmengen zu vermarkten.