Josef SchleserEuskirchener Ratsherr fiel nicht auf Betrügerin herein
- Eine unbekannte Frau hatte den Ratsherr angerufen und 3200 Euro gefordert.
- Im Gespräch spielen die Täter mit den Emotionen der Angerufenen.
- Oft schämen sich die Opfer, auf den Trick hereingefallen zu sein.
Euskirchen – Drei Minuten lang hat Josef Schleser tatsächlich gedacht, er hätte die Kölner Staatsanwaltschaft an der Strippe. Eine unbekannte Frau hatte ihn auf dem Handy angerufen und wenig später 3200 Euro von ihm gefordert, berichtet er. „Als die Frau dann davon sprach, meine Bankdaten zu haben, wurde ich stutzig“, sagt der 72-Jährige: „Die würde ich nie am Telefon durchgeben.“
Nach Angaben der Anruferin soll der Euskirchener SPD-Ratsherr Anfang dieses Jahres an einem telefonischen Gewinnspiel teilgenommen haben, ohne die erforderlichen Gebühren gezahlt zu haben. Die Frau, die sich unter dem Namen Franziska Roth meldete, hat Tage später noch regelmäßig angerufen.
Die Anruferin bedrohte den Ratsherr
Immer wieder hat sie Schleser gefragt, wo denn das Geld bleibt. Um einem Gerichtsprozess zu entgehen, solle er die 3200 Euro an den vermeintlichen Gläubiger zahlen. Dieser soll nach Angaben der Anruferin aus der Türkei kommen. Die Frau hat laut Schleser akzentfreies Hochdeutsch gesprochen: „Das klang schon alles sehr professionell, das muss man denen lassen.“ Die Anruferin habe gedroht, wenn er das Geld nicht überweise, müsse er weitere 2000 Euro bezahlen.
Wegen versuchten Betruges hat Schleser Anzeige gegen unbekannt bei der Polizei in Euskirchen erstattet. Für die Beamten ist diese Masche kein Einzelfall. 195 Fälle von Telefonbetrug sind laut Polizei in diesem Jahr allein im Kreis Euskirchen zur Anzeige gebracht worden. Die Beamten gehen davon aus, dass es noch viele weitere gegeben hat.
Bei 97 Prozent der Fälle bleibt es bei dem Betrugsversuch
„Oft schämen sich die Opfer, darauf hereingefallen zu sein“, sagt Kreispolizeisprecher Franz Küpper. Bei 97 Prozent der bekannten Fälle im Kreisgebiet sei es bei dem Betrugsversuch geblieben, die Betroffenen hätten die Masche durchschaut oder sich frühzeitig an Verwandte oder die Polizei gewandt.
Die Betrüger verhielten sich in der Regel sehr glaubwürdig, so Küpper. Durch eine spezielle Technik könnten sie die Telefone der Betroffenen so manipulieren, dass auf dem Display tatsächlich die Nummer der angeblich anrufenden Behörde, etwa der Staatsanwaltschaft oder der Polizei, erscheint. Im Fall von Schleser war auf dem Display seines Handys immer eine Kölner Festnetznummer zu sehen.
Im Gespräch spielen die Täter mit den Emotionen der Angerufenen
Als Rückrufnummer gab die Anruferin eine Handynummer durch. Das Kuriose: Nach den Telefonaten waren die Anrufe nach Angaben des 72-Jährigen aus der Anrufliste seines Handys verschwunden. Im Gespräch spielten die Täter mit den Emotionen der Angerufenen.
Sie würden massiv unter Druck gesetzt, damit sie die Zahlungen tätigten, so der Polizeisprecher weiter: „Wenn wir einen Bürger anrufen, steht niemals die 110 im Display.“ Die Aufklärungsquote bei derartigen Fällen sei indes sehr niedrig.
Die Telefonnummern sind schwer zurückzuverfolgen
„Die Betrüger rufen meist von ausländischen Callcentern an“, so der Polizeisprecher. Die Telefonnummern oder die ausländischen Bankkonten, die die Täter angeben, seien schwer zurückzuverfolgen, da sie ausreichend verschleiert seien. Nur bei einem persönlichen Treffen habe die Polizei eine Chance, den Fall aufzuklären.
Denn die Täter nutzen nach Angaben der Polizei die unterschiedlichsten Maschen, um an das Geld oder die Wertsachen der Betroffenen zu kommen. Einige würden auf eine Überweisung bestehen. Andere wiederum holten das Geld sogar bei den Opfern zu Hause ab – etwa als Polizist verkleidet.
Den Betroffenen werden häufig Gewinne versprochen
Küpper betont, dass die Polizei am Telefon nie Auskünfte über Vermögen oder Wertsachen verlangen würde. Den Betroffenen würden auch häufig Gewinne oder eine Erbschaft versprochen, sofern sie das Geld rausrückten, so der Polizeisprecher.
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Auch der Enkeltrick gehöre zu dieser Art von Straftaten. Dabei geben sich die Täter als Angehörige der Betroffenen aus und behaupten, Geld zu benötigen. „Damit haben die Betrüger leider Erfolg“, so Küpper. Schleser hat die Masche früh genug durchschaut und kein Geld verloren. Ihm ist es nun ein Anliegen, andere vor derartigen Betrügereien zu warnen.