AboAbonnieren

Bergbau-Folgen?Böden von Kitas, Schulen und Spielplätzen in Kall mit Blei belastet

Lesezeit 3 Minuten

Die Böden an neun Kindertagesstätten, 24 Spielplätzen und drei Schulstandorten wurden untersucht.

Kall – Das war schon ein Hammer, mit dem Bürgermeister Hermann-Josef Esser den Ausschuss für Entwicklung, Umwelt, Digitalisierung und öffentliche Sicherheit am Dienstagabend in der Bürgerhalle überraschte.

Kall: 16 von 36 untersuchten Böden mit Blei stark belastet

Der Verwaltungschef stellte erste Ergebnisse der Bodenuntersuchungen zur Bleibelastung auf Spielplätzen und an den Kindergärten und Schulstandorten vor, und die Ergebnisse haben es in sich: 16 der 36 untersuchten Flächen gehören mit einer Belastung von mehr als 1000 Milligramm Blei pro Kilogramm Boden zur Prioritätsgruppe 3.

Das bedeutet, dass dort innerhalb eines Jahres Maßnahmen ergriffen werden müssen. Nur bei neun Anlagen gibt es keinen Handlungsbedarf. Der Grenzwert für Spielflächen liegt bei 200 Milligramm.

Die Institut für Umwelt-Analyse Projekt GmbH hatte nach einem Beschluss des Gemeinderats Flächen an neun Kindertagesstätten, 24 Spielplätzen und drei Schulstandorten untersucht. Dabei wurden nicht versiegelte Rasen- und Beetflächen unter die Lupe genommen.

„Die Sandkästen wurden nicht überprüft, weil es dort in der Regel eine Sperre nach unten in Form einer Folie oder einer Betonschicht gibt“, erläuterte der Bürgermeister. Ob die Sperren tatsächlich vorhanden sind, soll jetzt aber noch geprüft werden. „An einigen Plätzen bietet sich das ohnehin an, wenn der Sand ausgetauscht wird“, so Esser.

Bleibelastung in Böden in Kall: mögliche Aufnahme des Stoffes in den Körper

„An einem Standort müssen die Proben wegen der Bleibelastung noch einmal genauer untersucht werden“, sagte der Bürgermeister. Dabei gehe es um eine mögliche Aufnahme des Stoffes in den Körper. Die Ergebnisse des Instituts seien auch noch nicht mit der Unteren Bodenschutzbehörde abgestimmt.

Im südlichen Gemeindeteil, im Bereich Krekel und Sistig, seien die Belastungen „wie erhofft“ gering. „Die höchsten Werte gibt es in Kall und drumherum“, sagte Esser. Doch auch hier gebe es in den einzelnen Zonen große Unterschiede: „Die höchsten Werte finden sich nicht immer dort, wo man es erwartet.“

Das zeige sich auch, wenn Bauherrn die auf ihren Grundstücken gemessenen Werte der Gemeinde zur Verfügung stellten. Erfreulich sei auch, dass der Grenzwert für Cadmium von zehn Milligramm überall deutlich unterschritten werde. Bei Arsen gebe es lediglich eine sehr kleine Überschreitung des Grenzwerts.

Beim Thema Blei seien die Werte „durchwachsen“. An neun Standorten müsse nicht eingegriffen werden. „Bei fünf Flächen liegt die Belastung zwischen 200 und 500 Milligramm, bei sechs weiteren zwischen 500 und 1000 Milligramm“, führte der Bürgermeister aus. „An 16 Orten wurde eine Belastung von mehr als 1000 Milligramm ermittelt. Dort müssen wir in den nächsten zwölf Monaten etwas tun.“

Bleibelastung in Kall erfordert Bodenaustausch oder Überdeckung

Bei den Maßnahmen werde man sich am Merkblatt zur gesundheitlichen Vorsorge in der Mechernich-Kaller Bleibelastungszone orientieren. Mögliche Sanierungsmaßnahmen seien der Austausch des Bodens oder die Überdeckung. Er gehe aber davon aus, dass kein Standort geschlossen werden müsse. An einer Kita werde eventuell ein Beet vorsichtshalber geschlossen. Das müsse aber noch mit der Leitung abgestimmt werden.

An den Spielplätzen sollen für die Eltern Schilder mit Verhaltenshinweisen aufgestellt werden. „Die Kleinen sollten keinen Boden in den Mund nehmen und zu Hause gleich die Hände waschen“, nannte Esser Beispiele. Auch sollen sie nicht unbeaufsichtigt in der Erde buddeln.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die 115 000 Euro, die im Haushalt für Sanierungen bereitstehen, sind wohl nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. „Ich befürchte, dass die Gesamtkosten für Maßnahmen an den 27 Standorten knapp siebenstellig sein werden“, sagte Esser: „Das können wir alleine nicht stemmen. Da sehe ich mit meinem Kollegen Hans-Peter Schick aus Mechernich auch das Land in der Pflicht.“ Schließlich sei die Bleibelastung nicht nur natürlichen Ursprungs, sondern auch Folge des Bergbaus.