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Wohnungen und Grundstücke gesuchtKall hat kaum noch Aufnahmekapazitäten für Flüchtlinge

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf zwei Tiny-Häuser, die am Straßenrand stehen.

Um neue Flüchtlinge unterbringen zu können, denkt die Gemeinde Kall auch über weitere Tiny-Häuser nach.

Die Gemeinde Kall erwartet eine große Zahl von Flüchtlingen – Wohnungen und Grundstücke werden gesucht, Kapazitäten sind ausgereizt.

Angesichts des Zustroms von Flüchtlingen sucht die Gemeinde Kall händeringend nach zusätzlichen Unterbringungsmöglichkeiten. „Wir sind auf der Suche nach Wohnungen und Grundstücken“, erklärte Bürgermeister Hermann-Josef Esser jetzt im Ausschuss für Schule, Soziales und Generationen.

Nicht nur in Kall, auch in den Außenorten müssten Plätze geschaffen werden. Die Gemeinde erwarte in den nächsten Monaten eine größere Zahl von Zuweisungen.

Nur noch bis Sommer: Passgenaue Zuweisung von Flüchtlingen

In der Gemeinde Kall leben nach Angaben der Verwaltung aktuell 334 Menschen mit Fluchthintergrund aus 24 Ländern. Die Ukrainer bilden mit 109 Personen die größte Gruppe. 132 Flüchtlinge werden der Gemeinde derzeit angerechnet, die zu erfüllende Quote liegt damit nur bei 67,6 Prozent. Um die Vorgabe zu 100 Prozent zu erfüllen, müssten weitere 63 Personen aufgenommen werden.

Die Bezirksregierung Köln hat darauf hingewiesen, dass die passgenauen Zuweisungen in die hochwasserbetroffenen Kommunen unter Berücksichtigung der Unterbringungskapazitäten noch bis Sommer beibehalten wird. Anschließend sollen die Zuweisungen in die Hochwasserkommunen aber wieder nach dem normalen Zuweisungsverfahren erfolgen.

Kall: Gemeinde muss noch rund 100 Menschen aufnehmen

Darüber hinaus ist die Gemeinde verpflichtet, Personen mit Schutzstatus aufzunehmen. Das sind aktuell 87 Personen, die Erfüllungsquote liegt nach Angaben der Verwaltung bei 46,5 Prozent. Um das Aufnahmesoll zu erreichen, müssten weitere 100 Personen aufgenommen werden.

Mit der Bezirksregierung Arnsberg wurde jedoch zunächst eine Erfüllungsquote von rund 70 Prozent vereinbart. Demnach können noch 44 Personen mit Schutzstatus zugewiesen werden. Inklusive der Flüchtlinge muss die Gemeinde also noch gut 100 Menschen aufnehmen.

Wohncontainer, Tiny-Häuser und Modul-Gebäude denkbar

Aktuell verfügt die Gemeinde über 18 Unterkünfte mit insgesamt 121 Plätzen. Davon sind 107 belegt. Die Verwaltung suche nach Wohnungen und stehe derzeit im Austausch mit einem Eigentümer, der ein größeres Objekt zur Verfügung stellen möchte, das Platz für rund 30 Personen bietet. Allerdings wäre der Aufwand für die Herrichtung des Objekts nach Angaben der Verwaltung hoch.

„Wir suchen Grundstücke, die eben sind und wo in der Nähe auch ein Kanalanschluss vorhanden ist“, sagte Esser. Auch in den Außenorten müssten zusätzliche Plätze geschaffen werden. Auf die Grundstücke sollen Wohncontainer, Tiny-Häuser oder Gebäude in modularer Bauweise aufgestellt werden.

Verwaltung kann Betreuung von Flüchtlingen nicht leisten

„Wir sind im Austausch mit den Anbietern“, so der Bürgermeister. Man wolle aber keine zu großen Einheiten. Außerdem suche man Ehrenamtler in den Orten, die die Flüchtlinge unterstützen. Eine intensive Betreuung durch die Verwaltung sei angesichts der hohen Zahl von Flüchtlingen nicht möglich.

„Haben wir genug Plätze in den Kitas und Schulen?“, wollte Bert Spilles (CDU) wissen. „In den Kitas wird es problematisch. Es gibt jetzt schon Wartelisten“, antwortete Nina Pützer von der Verwaltung. Mit den Grundschulleiterinnen will Esser reden: „Zurzeit haben wir in Sistig noch freie Plätze.“

In einigen Fällen müsse die Gemeinde laut Bürgermeister Teile der Kosten für die Unterbringung der Flüchtlinge übernehmen. Esser verwies auf ein Beispiel, wo die Gemeinde für die Unterbringung in einer Wohnung 500 Euro pro Monat zuzahlen müsse: „Für Erwachsene erhalten wir eine Pauschale von 290 Euro, für Kinder 90 Euro. Wir hoffen, dass die Pauschalen erhöht werden.“


Beratungen

Das Deutsche Rote Kreuz berät Neuankömmlinge in der Gemeinde Kall im Rahmen einer offenen Sprechstunde montags von 12.30 Uhr bis 16.30 Uhr in der alten Schule in der Aachener Straße 53 in Kall.