Die Flut machte der im Vorfeld geplanten Sanierung des Kaller Schwimmbads einen Strich durch die Rechnung. Dann kamen zusätzlich auch noch Randalierer.
Neubau an anderer Stelle möglichStandort für Kaller Schwimmbad wieder ungewiss
Der künftige Standort und die Größe des Kaller Schwimmbads sind ungewiss. Am Dienstagabend entschied der Ausschuss für Entwicklung, Umwelt, Digitalisierung und öffentliche Sicherheit im Golbacher Spiegelsaal, die Planung für das Schwimmbad so schnell wie möglich auszuschreiben. Im Rahmen der Planung sollen aber neben einer Sanierung auch die Kosten für einen Neubau an anderer Stelle sowie für ein Lehrschwimmbecken ermittelt werden.
Ärgerlich ist, dass die Gemeinde auf eine bereits bewilligte Förderung in Höhe von 1,4 Millionen Euro verzichten muss. Die Verwaltung geht davon aus, dass frühestens im Sommer 2024 mit dem Schwimmbadbau begonnen werden kann. Mit einer Fertigstellung sei nicht vor Ende 2025 zu rechnen. Die Gemeinde wollte das Bad ursprünglich mit einem Zuschuss von 1,4 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) energetisch sanieren und große Teile der Technik erneuern.
Doch dann kam die Flut im Juli 2021. Schlammwasser lief nicht nur in den Keller, wo die Technik untergebracht war, sondern auch ins Schwimmbecken. Im August vergangenen Jahres waren dann zu allem Überfluss auch noch Unbekannte in das Bad eingebrochen und hatten massive Zerstörungen hinterlassen. Der Entwicklungsausschuss hatte im November 2021 nach einigen Diskussionen mit zwölf zu sechs Stimmen beschlossen, das alte Bad zu sanieren und einen Anbau für die Technik zu errichten.
Kall: Flut beschädigte Schwimmbad schwer
Doch die zusätzlichen Schäden am und im Gebäude, höhere Anforderungen beim Hochwasserschutz und Mehrarbeit für die Verwaltung durch den Wiederaufbau sorgten dafür, dass die Maßnahme nicht fristgerecht bis Ende dieses Jahres realisiert werden kann. Die EU als Geldgeber hatte laut Gemeinde zwar einer Verlängerung vom 31. März auf den 31. Dezember 2023 zugestimmt, doch auch dieser Termin ist nicht zu halten. Die Gemeinde bekäme nur für die Leistungen eine Förderung, die bis zum Jahresende abgerechnet sind. „Das ist nicht zu schaffen. Deshalb mussten wir jetzt die Reißleine ziehen und das Vorhaben aus dem Förderprojekt streichen“, erklärte Markus Auel, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters.
Weil nun diese Förderung in Höhe von 1,4 Millionen Euro wegbricht und sich damit die Finanzierung des Projekts ändert, müsse man noch einmal neu über das Bad und den Standort nachdenken, forderte Dr. Guido Huppertz (Grüne). Ähnlich sieht das die FDP, die in der Vergangenheit auch schon über einen Alternativstandort an der Grundschule und den Bau eines Lehrschwimmbeckens nachgedacht hatte. „Wir müssen zuerst entscheiden, ob wir neu bauen oder sanieren und an welcher Stelle. Diese Frage muss möglichst zügig beantwortet werden“, erklärte Dr. Manfred Wolter (FDP).
Die CDU steht dagegen zu dem jetzigen Standort. „Hier wird wieder eine alte Sau durch das Dorf getrieben. Wir haben uns 2021 mehrheitlich für ein Bad am alten Standort und gegen ein Lehrschwimmbecken ausgesprochen“, hatte Bert Spilles bereits im Bauausschuss in der vergangenen Woche die Position seiner Fraktion deutlich gemacht. Man müsse jetzt halt sehen, wie man das Vorhaben nach dem Wegfall der Förderung finanzieren könne.
Viele Menschen im Kreis Euskirchen können nicht schwimmen
Spilles verwies darauf, dass es immer mehr Unfälle von Kindern und Jugendlichen gebe, die nicht schwimmen könnten. Auch deshalb dürfe das Schwimmbadprojekt nicht weiter verzögert werden. Man werde für das Bad am jetzigen Standort kämpfen. „Für die SPD hat Geschwindigkeit höchste Priorität“, betonte Fabian Nowald. Man müsse bei dem Bad schnell vorankommen. Er habe jüngst ein Gespräch mit der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft gehabt und erfahren, dass die Hälfte der Leute im Kreis Euskirchen nicht schwimmen kann. Das liege auch daran, dass es kaum möglich sei, einen Platz in einem Schwimmkurs zu erhalten.
Bürgermeister Hermann-Josef Esser erinnerte daran, dass im Wiederaufbauplan der Gemeinde rund 5,5 Millionen Euro für die Sanierung des Schwimmbads eingeplant seien. Ein Wiederaufbau werde vom Land gefördert, ein Neubau an anderer Stelle dagegen kritisch gesehen. Der geplante Urftauenpark und das Hallenbad müssten so robust geplant werden, dass es bei Flut-Ereignissen keine größeren Schäden gebe. „Wenn es jetzt schnell gehen soll, brauchen wir zügig den Planungsauftrag“, betonte Auel. Eine europaweite Ausschreibung dauere sechs Monate. Die vonseiten der Politik gewünschten Alternativen könnten mit untersucht werden.
Huppertz betonte, dass bei der Gegenüberstellung verschiedener Lösungen auch immaterielle Vorteile berücksichtigt werden müssten, wenn beispielsweise Schüler nicht mehr mit dem Bus zum Bad gebracht werden müssten. „Kann man die bisherige Planung brauchen und wer übernimmt die Kosten dafür?“, fragte Willi Frauenrath (CDU). „Es gibt bislang nur eine Machbarkeitsstudie“, antwortete der Bürgermeister. Bei den Kosten müsse man „eine gewisse Kreativität an den Tag legen“.