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Historischer Weg in FrohnrathWird das alte „Pättchen“ dem Erdboden gleich gemacht?

Lesezeit 3 Minuten

Historisch bedeutsam sei der zugewachsene Weg in Frohnrath, meinen Willi Cremer (r.) und Ekkehard Fiebrich.

Kall-Frohnrath – Selbst in Frohnrath kennt so mancher den kleinen Weg nicht, der demnächst von der Landkarte verschwinden soll: Zwischen den Straßen Hagelsheck und Vennstraße verläuft ein „Pättchen“, das Geschichte geschrieben hat. Heute ist es ziemlich zugewachsen und wird in der Regel nicht mehr benutzt. Daher wurde bereits im November vom Kaller Planungsausschuss beschlossen, dazu ein Wegeeinziehungsverfahren zu starten.

Einzig die Grünen standen der Wegeeinziehung kritisch gegenüber. Guido Huppertz war der Ansicht, der Weg würde von der Dorfbevölkerung auch weiterhin genutzt werden, wenn er denn ordentlich freigeschnitten und in der Örtlichkeit als Weg erkennbar sei. In ihrer Vorlage hatte die Gemeinde, in deren Eigentum der Weg ist, argumentiert, dass ein Bürger die Wegeparzelle erwerben wolle. Dieser habe sich in den vergangenen Jahren selbst um die Pflege gekümmert.

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Die Grünen sind aber der Ansicht, solche Relikte der Ortsgeschichte, die auch bedeutsam für das Kaller Wanderwegenetz seien, sollten nicht so einfach platt gemacht werden. Auch dem Landwirt Willi Cremer (82), einem gebürtigen Frohnrather, täte es in der Seele weh, wenn dieser Weg verschwinden würde.

Cremer: „Früher wurde der Weg oft benutzt. Von Reifferscheid und Dickerscheid her kamen Hunderte über Wollenberg hier runter nach Kall, um dort im Bleiberg zu arbeiten.“ Abends hätten sie dann den Weg zurück benutzt.

Auch innerhalb Frohnraths sei der Weg rege genutzt worden: „Der Ort war in Unter- und Oberdorf geteilt. Dazwischen gab es eine Hecke“, erläutert Cremer. Im Oberdorf habe es ein Geschäft gegeben. Und wer von unten etwas habe einkaufen müssen, habe diesen Weg genommen.

„So, Jüngelche, su mähs du dat“

„Meine Mutter stammte aus dem Unterdorf“, erläutert Cremer. Seitdem er vier, fünf Jahre alt gewesen sei, sei er fast täglich diesen Pfad entlang zur Oma gelaufen. „Es gab Gänse im Ort, und ich hatte eine kurze Hose. Die Gänse pickten mir ins Knie. Da hatte ich Schiss und habe gesagt: Ich gehe nicht mehr“, erinnert sich Cremer. Doch dann sei seine Oma mitgegangen. „Sie hat die Gänse am Kopf gefasst und bis zum heute noch existierenden Brunnen mitgezogen. Dann hat sie mir gesagt: So, Jüngelche, su mähs du dat.“ Solche Erinnerungen, sagt Willi Cremer, gingen nicht verloren.

Kaum jemand geht noch auf dem alten Pättchen.

Er erinnert sich außerdem deutlich an die Nazizeit. Seine Eltern hatten einen öffentlichen Fernsprecher. Im Ort gab es damals einen SA-Mann, der öfters angerufen wurde. Dann musste der kleine Willi über das Pättchen laufen und dem SA-Mann ein Zettelchen zustecken, dass er zurückrufen solle.

Ekkehard Fiebrich von den Kaller Grünen findet, dass die Gemeinde jährlich durchaus 1000 Euro aufwenden könne, um den Pfad zu pflegen. Dann würde er nach seiner Meinung auch wieder benutzt. Und Willi Cremer ergänzt, Kinder könnten ihn ohne Gefährdung durch den Verkehr nutzen. Hinzu komme, dass der Pfad auch für überörtliche Wanderer Bedeutung erlangen könne. Wenn diese aus dem Tal kämen, könnten sie auf dem Pfad bis zum außerhalb des Orts angrenzenden Waldstück gehen und dann weiter nach Wollenberg oder Sistig marschieren.

Und man könne eine Infotafel aufstellen, mit der die Historie dieses Weges gewürdigt werde. In der näheren Umgehung gebe es außerdem einen Römerweg, der ähnlich ungepflegt sei. Auch dort könne noch etwas geschehen, meinte Fiebrich.

Noch bis zum 26. April können Bürger Einwendungen zum Wegeeinziehungsverfahren im Zimmer 39 des Kaller Rathauses geltend machen.