Rund 15 Monate nach der Flut befindet sich die Kaller Bürgerhalle immer noch im Rohbauzustand. Der Vorstand des Bürgervereins ist jedoch guter Dinge, dass ab Dezember 2023 wieder Veranstaltungen stattfinden können.
Aufbau nach der FlutBis Ende kommenden Jahres soll Kaller Bürgerhalle wieder nutzbar sein
Als die NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach zwei Tage nach der verhängnisvollen Flutkatastrophe im Juli vergangenen Jahres mit dem Kaller Bürgermeister Hermann-Josef Esser auch die betroffene Bürgerhalle in Augenschein nahm, war der Vorsitzende des Bürgervereins, Stefan Kupp, noch guter Hoffnung gewesen. Der war beim Besuch der Ministerin gerade dabei, mit einem Schieber Wasser und Schlamm aus der Halle zu befördern – in dem Glauben, dass es damit getan und der Verein mit einem blauen Auge davongekommen sei.
Tatsächlich sah es zunächst so aus, als ob sich die Schäden in Grenzen gehalten hätten. Doch Kupps stille Hoffnung erfüllte sich nicht: Schon drei Tage später hob sich der komplette Parkettboden, und jeden Tag wurden weitere, bis dahin unsichtbare Schäden an der Halle sichtbar. Sie erreichten am Ende eine Höhe von mehreren Millionen Euro, wie ein Gutachter später feststellte.
Kaller Bürgerhalle wieder im Rohbau
Jetzt, 15 Monate später, präsentiert sich die Bürgerhalle wieder als Rohbau, und es ist noch nicht absehbar, wann sie wieder nutzbar sein wird. Für den Bürgerverein bedeutet das weitere erhebliche Einnahmeverluste, wie Kupp und Schatzmeister Gottfried Schnitzler auf der Mitgliederversammlung beklagten.
In der Halle ist die neue Bodenplatte mittlerweile fertig. Laut Kupp hat der Bürgerverein mit der Gemeinde Kall und dem Wiederaufbau-Team unter Leitung von Manfred Poth eine Finanzierungsvereinbarung abgeschlossen. In dieser Vereinbarung werde unter anderem der finanzielle Ablauf des Wiederaufbaus der Halle geregelt, wobei der Aufbau durch die Elementarversicherung der Gemeinde abgewickelt werde.
„Ein Vorteil ist hier, dass der Bürgerverein keine Ausschreibungen durchführen muss, sondern nach Vorlage von drei Angeboten in Rücksprache mit den Fachplanern Aufträge vergeben kann“, erklärte Kupp. Dieses Verfahren erfordere weniger Vorlaufzeit und eröffne die Möglichkeit, vornehmlich regionale Handwerker zu beteiligen.
Derzeit sei der Verein mit der Auftragsvergabe für die Fenster beschäftigt, für die großen Gewerke Heizung und Elektro-Installation lägen noch keine Angebote vor. Bezüglich dieser Arbeiten habe kürzlich ein erster Termin mit dem Fachplaner für „Technische Gebäude Ausstattung“ (TGA) stattgefunden.
„Aufgrund der aktuellen Energielage müssen wir bei der Installation der Heizungsanlage auf zukunftsorientierte Energie- und Heizmöglichkeiten achten“, sagt Kupp. Möglich seien eine Fußbodenheizung, eine Luftwärmepumpe und eine Photovoltaik-Anlage. Kupp: „Wir bringen beim Neuaufbau die Halle auf den Stand der Technik von morgen und übermorgen.“
Minus in der Vereinskasse seit 2020
Es bleibt noch viel zu tun, ehe in der Halle wieder gefeiert werden kann. Ziel des Vorstandes ist eine Wiedereröffnung im Spätherbst nächsten Jahres. „Ich wäre glücklich, wenn das Weihnachtskonzert der Musikkapelle Kall die erste Veranstaltung in der neuen Bürgerhalle sein könnte“, meinte Schatzmeister Schnitzler. Bürgermeister Esser sieht den Wiederaufbau „auf einem guten Weg“.
Nach Corona und der Flut gab es von Schnitzler noch weniger gute Nachrichten bezüglich der wirtschaftlichen Lage der Vereins, der seit nunmehr 15 Monaten keinerlei Einnahmen mehr habe. Im Jahr 2020 hätten in der Halle vor Ausbruch der Corona-Pandemie noch fünf Veranstaltungen des Karnevalsvereins stattgefunden. Weitere 25-mal sei die Halle für Sitzungen und Versammlungen der Ausschüsse und des Rates sowie für Versammlungen von Feuerwehr und DRK genutzt worden. Diese hätten alle unter strengen Corona-Auflagen stattgefunden.
9000 Euro habe der Verein als Corona-Soforthilfe bekommen, von denen knapp 6800 Euro Ende Oktober zurückgezahlt werden mussten. Schnitzler: „Da kommen mir die Tränen in die Augen.“ Insgesamt habe der Verein im Jahr 2020 einen Verlust von rund 2300 Euro verbuchen müssen. Dennoch sei man mit einem blauen Auge davongekommen.
5000-Euro-Spende der Axa für den Bürgerverein
Ähnlich sei die Situation 2021 gewesen, als die Flut die Halle zerstörte. Geplante Großveranstaltungen hätten abgesagt werden müssen, auch seien Sitzungen nicht mehr möglich gewesen. Mit nur einem Hektoliter Bier sei ein Tiefpunkt erreicht worden. Trotz einer Spende der Kreissparkasse von 2500 Euro und einer Zuweisung der Gemeinde von 1000 Euro aus Vereinszuschüssen sei ein weiteres Minus von über 2000 Euro zu verbuchen gewesen.
„Der Vorstand hat manch schlaflose Nacht gehabt“, berichtete Schnitzler, der auch in diesem Jahr auf Einnahmen verzichten muss. „Wir hangeln uns jetzt mit einer 5000-Euro-Spende der Axa-Versicherung durch das Jahr 2022“, so der Kassierer, der trotzdem zuversichtlich bleibt: „Wir leben immer noch, aber es wäre schön, wenn es bald wieder aufwärtsgehen würde.“