Landrat und Wirtschaftsförderin besichtigten die Firma Hilger Holz in Kall – hier wird bald eine moderne Kommissionieranlage in Betrieb genommen.
Ohne menschliches ZutunFirma Hilger Holz aus Kall betreibt digitale Kommissionieranlage
Erfreut blickte Landrat Markus Ramers auf den Boden: „Das ist Eifelparkett, Modell Vulkaneifel – der Parkettboden, den ich für mein Büro ausgesucht habe“, verriet er. Vor einiger Zeit sei er bei Hilger Holz in Kall gewesen, um das Material auszuwählen.
Doch Ramers war nicht mit der Wirtschaftsförderin des Kreises, Iris Poth, und Kalls Bürgermeister Hermann-Josef Esser in die Kaller Firma gekommen, um den Parkettboden noch einmal zu begutachten. Regelmäßig sei er in Unternehmen im Kreis unterwegs, um sich über deren Tätigkeit zu informieren. Und die Entwicklung, die die Firma genommen hat und auch aktuell nimmt, rechtfertigte den Besuch.
Hilger Holz: rasante Entwicklung seit 2011
Seit die Firma Hilger Holz das Sägewerk in Broich, Keimzelle des Betriebs, 2011 aufgegeben und sich dem Holzhandel verschrieben hat, hat das Unternehmen eine rasante Entwicklung genommen. Nachdem die Hallen am ursprünglichen Standort zu klein geworden waren, siedelte es in das Gewerbegebiet Kall um.
„Ich dachte, die Halle wird bis zu meiner Rente reichen“, sagte Martin Hilger, Geschäftsführer des Familienbetriebs, schmunzelnd. Doch nach drei Monaten sei sie bereits voll gewesen. Und auch in dem 9300 Quadratmeter großen Erweiterungsbau ist bereits kein Platz mehr. Doch das nicht etwa wegen eines stetig wachsenden Sortiments. Denn in zwei der drei Hallen, die im vergangenen Jahr dort errichtet wurden, steht eine moderne digitale Kommissionieranlage.
Noch sausen die Lagerarbeiter auf ihren Gabelstaplern zwischen den Regalen umher, um unter den rund 1300 verschiedenen Einzelposten die Waren zu finden, die zu den Kunden gehen. „Die Anforderung an die Lagerlogistik ist da sehr hoch, das sind Spezialisten“, lobte Hilger seine Mitarbeiter, die sich in den langen Regalreihen genau auskennen müssen.
In den Gängen stehen die Anhänger, die von den Lageristen mit den bestellten Hölzern beladen werden. Wenn diese Arbeit getan ist, kommt eine der vier Zugmaschinen, die im Werkverkehr für das Unternehmen unterwegs sind, und liefert die Ware aus. Doch diese Abläufe werden bald der Vergangenheit angehören.
Ohne menschliche Fehler: die neue Komissionieranlage
Komplett digital, vollautomatisch und ohne menschliches Zutun werden in Zukunft die Bestellungen der Kunden kommissioniert, verpackt und für die Beladung der Lkw bereitgestellt. Nur noch bei der Anlieferung neuer Ware greift ein Mitarbeiter ein. Er vermisst die Hölzer und gibt ihre Größe in den Computer ein, der die Balken dann mit einem riesigen Kran an die richtige Stelle bugsiert. Das solle auch menschliche Fehler vermeiden.
„Wenn wir Leisten nach Luxemburg liefern, die 7,50 Meter lang sein sollen, aber nur sieben Meter lang sind, müssen wir einen Lastwagen mit Ersatz dorthin schicken. Das sind hohe Kosten“, sagte Hilger. Die neue Technik könne solche Probleme vermeiden. Die Anlage ist komplett installiert, doch die Umstellung noch nicht vollständig erfolgt.
„Wir sind noch im Testbetrieb, in einigen Wochen wird das laufen“, so der Geschäftsführer. Auswirkungen auf die Anzahl der Beschäftigten werde das nicht haben. „Wir suchen weiterhin Lagerlogistiker“, so Hilger. Bereits jetzt habe die Firma einen schlanken Mitarbeiterstamm. „Wir arbeiten mit 17 Mitarbeitern, das ist ungewöhnlich in der Branche“, stellte er fest. Üblicherweise würden Mitbewerber ihr Geschäft mit etwa 35 Angestellten abwickeln.
Neben Großkunden werden in Kall auch Privatkunden fündig, selbst wenn sie nur ein einziges Brett benötigen. „Das ist ein nachhaltiges Unternehmen“, betonte Esser. Nicht nur, dass die Hallen in Holzbauweise entstanden seien, auch hätten sie ein besonderes Beleuchtungskonzept mit Lichtkuppeln. „Ich glaube, dass das Angebot auch für die Eifeler Bauherren interessant ist“, sagte er.
Holzpreise wieder auf vernünftigem Niveau
Aus vielen Ländern kommt das Holz, das in der Kaller Firma vermarktet wird: aus Tschechien, Schweden, Finnland, aber auch aus der Eifelregion.
Die Lieferschwierigkeiten, die es zeitweise gegeben habe, seien vorbei. „Das ist durch die Medien 2021 aufgebauscht worden“, so Hilger. Er glaube nicht, dass ein Kunde seiner Firma ein Projekt habe verschieben müssen, es sei alles bereitgestellt worden.
Während der Pandemie hätten Sägewerke Schichten zurückgefahren, sodass Lieferzeiten entstanden seien. Doch das zurückhaltende Angebot sei auf einen Bauboom getroffen, da viele in der Corona-Zeit an ihrem Haus gearbeitet haben. So sei es zu Lieferzeiten gekommen, die teilweise mehrere Wochen betrugen. Doch mehr Holz sei nicht verkauft worden, sagte Hilger. Im ersten Halbjahr 2021 habe er die ganze Jahresmenge verkauft und im zweiten Halbjahr nichts mehr. Dabei sei dann auch der Holzpreis unter den Vor-Pandemie-Preis gesunken.
„2022 war das gleiche Spiel“, erklärte er. Mittlerweile pendele sich der Preis langsam auf einem vernünftigen und fairen Niveau ein. Doch die Schwankungen seien immer noch höher als zu der Zeit, in der es noch einen Winter- und einen Sommerpreis gegeben habe. Jedoch seien die Zeiten, als die Preise tagesaktuell bestimmt worden seien, wieder vorbei. „Statt Tagespreisen haben wir jetzt Monatspreise“, teilte er mit.