Die Golbacher FrühstarterWie ein Dorf in einer Krippe zum Leben kommt
- Der Kapellenverein war in diesem Jahr ein Frühstarter.
- Krippenbaumeister Ferdi Saßmann hat über ein Jahr an dem Kunstwerk gebaut.
- Es ist eine Dorfkrippe, die die drei markantesten Gebäude des 582-Seelen-Ortes Golbach darstellt.
Kall-Golbach – In den meisten Kirchen herrscht besonders an den Tagen vor Weihnachten emsige Betriebsamkeit, um die festliche Dekoration anzubringen und die Krippe aufzubauen. Die Golbacher Krippenbauer können sich dann ganz entspannt zurücklehnen: Der Kapellenverein war in diesem Jahr ein Frühstarter. Bereits im Advent wird den Besuchern eine besondere Kulisse bezüglich der Geburt Christi präsentiert. Es ist eine Dorfkrippe, die die drei markantesten Gebäude des 582-Seelen-Ortes Golbach darstellt.
Dorfkrippe nach einem Jahr fertig
Der Ingenieur und Krippenbaumeister Ferdi Saßmann hat über ein Jahr an dem Kunstwerk gebaut. Geistiger Vater des Krippenneubaus ist der ehemalige Lehrer und Golbacher Allrounder Karl Heinz Reetz vom Kapellenverein. Er hatte im Sommer vergangenen Jahres die Idee und konnte mit Saßmann einen versierten und international bekannten Krippenbauer für sein Vorhaben begeistern. Immerhin hat der Mann aus dem Nachbardorf Straßbüsch 2012 die neue Krippe im Aachener Dom gebaut. Bei Reetz und Saßmann reifte der Entschluss, markante Häuser des Ortes als Kulisse der Weihnachtsgeschichte darzustellen. Schnell fiel die Wahl auf die 1904 eingeweihte Kapelle, die alte Dorfschule aus dem Jahr 1836 und das Jahrhunderte alte Fachwerkhaus Hemmert.
Diese Auswahl fand den Gefallen der Mitglieder und des Vorsitzenden des Kapellenvereins, Wolfgang Larres. Zunächst wurde eine 1,80 mal 1,60 Meter große Grundplatte geschnitten, auf der mit Styrodur und Krippenmörtel eine Landschaft mit einem kleinen Hügel für die Kapelle geschaffen wurde. In die Grundplatte wurden auch die Leitungen für die spätere Beleuchtung unter Putz gelegt.
Die Botanik
Beeindruckend ist die Landschaftsgestaltung mit Bäumen und Sträuchern aus heimischer Natur. Tannenbäume stellt Ferdi Saßmann aus Besenhaaren her, während Laubbäume, Sträucher und Hecken eine filigrane Arbeit mit Draht, Klebstoff, Haaren und Farben erfordern. In der Krippenbauschule in Klüsserath, deren Leiter er ist, gibt Saßmann regelmäßig Seminare in Krippenbotanik. (sü)
Anhand der Grundrisse der drei Gebäude fertigte Ferdi Saßmann die Baupläne in unterschiedlich großen Abmessungen an, damit die 3D-Wirkung in der Krippe sichtbar wird. Der ehemalige Lehrer und Historiker Helmut Jonas stellte Saßmann historische Fotos von Haus Hemmert und der Schule zur Verfügung.
Fachwerke waren eine besondere Herausforderung
Im Herbst vergangenen Jahres begann Saßmann mit dem Hausbau, wobei ihm mit Reetz ein fleißiger „Handlanger“ zur Seite stand: „Die Fachwerke zu erarbeiten, war eine besondere Herausforderung“, so Saßmann. Das gleiche gelte für die Außenpfeiler der Kapelle und den Anbau der Sakristei. Meisterwerke sind die kleinen Darstellungen der Buntglasfenster. Die hat Saßmann abfotografiert, verkleinert, auf Folie gezogen und dann eingebaut.
Die Geburtsszene im Vordergrund der Krippe ist in einem Anbau der Schule dargestellt. Die Dorfkrippe ist reichlich mit Tieren bestückt, die besonders die Kinder erfreuen sollen. Neben Ochs und Esel tummeln sich Schafe, Enten, Katzen und sogar Mäuse in der Botanik. Auch Tauben, das Markenzeichen von Ferdi Saßmanns Krippen, fehlen nicht. Hinter dem Haus Hemmert ist der Kallbach zu sehen.
Die erste Bank in der Kapelle musste der Krippe weichen. Das von Wolfgang Larres geschossene Foto des Golbacher Forstes mit einer Waldwiese wurde als Hintergrund aufgestellt, nach und nach Häuser, Figuren und Botanik platziert. Dabei hatten Saßmann, Reetz, Larres und Eduard Hergarten alle Hände voll zu tun. Zum Richtfest der Krippe kredenzte Hildegard Reetz, Organistin und Leiterin des einzigen Kapellenchors im Bistum Aachen, den fleißigen Helfern ein Tröpfchen. Bei der Einsegnung am ersten Adventssonntag durch Pfarrer Lothar Tillmann ließ Larres die Entstehung Revue passieren.
Die Krippe in der Golbacher Kapelle ist täglich von 9 bis 17 Uhr zu besichtigen. Im neuen Jahr wird sie in Monschau beim Weltkrippenkongress ausgestellt, der vom 15. bis 19. Januar in der Euregio Maas-Rhein stattfindet. 390 Krippenbauer aus aller Welt werden dazu erwartet.