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Kernort KallSo soll die Attraktivität in der Stadt steigen

Lesezeit 4 Minuten

Für den Bürger hat sich in Kall nicht viel getan. Das soll sich ändern. Das Ex-Wohnhaus hinterm Rathaus ist bereits dem Haus der Begegnung gewichen.

Kall – In vielen Haushaltsreden wurden die Jammertäler beschrieben, die die Kommunen finanziell zu beschreiten haben. In Kall hörte es sich grundsätzlich während der Haushaltsdebatte gar nicht so schlecht an. „In der Gemeinde Kall tut sich etwas“, äußerte sich zum Beispiel Emmanuel Kunz (SPD). „Kall hat Zukunft“, stieß FDP-Sprecher Dr. Manfred Wolter ins gleiche Horn.

Neugestaltung Kernort

Positives versprechen sich die Politiker vor allem vom Integrierten Handlungskonzept (IHK) zur Attraktivierung des Kernorts, das, so Kunz, über Fraktionsgrenzen hinweg auf den Weg gebracht wurde. Die SPD fühle sich dem verpflichtet, um Kall „auch für die Zukunft als Dienstleistungszentrum“ zu stärken. Wenn auch die hohe Investitionssumme Bauchschmerzen bereite, werde sie sich nachhaltig bezahlt machen.

Der Haushalt

Die Gemeinde Kall wird 2017 das Defizit erheblich erhöhen. Der Fehlbedarf im Planentwurf (Gesamtvolumen 27,7 Millionen Euro) beläuft sich nach Darstellung des Kämmerers demnach auf 1,1 Millionen Euro (Vorjahr 447 000). Für Kämmerer Michael Heller kam diese Entwicklung nicht unerwartet: Bereits im vergangenen Jahr hatte er ein Defizit von 970 000 Euro prognostiziert.

In der Zukunft soll dieses Minus kontinuierlich verringert werden. „Für 2020 kann ein Überschuss von 592 000 Euro ausgewiesen werden“, hofft der Kämmerer.

Kräftig investiert werden soll in den nächsten Jahren: Für das „Haus der Begegnung“ werden rund 1,5 Millionen Euro ausgegeben, der Bau des neuen Kreisels an der Hindenburgstraße dürfte zwei Millionen Euro kosten, für den Hochwasserschutz in Scheven werden 1,2 Millionen Euro anvisiert, für den Klimaschutz will man 1,2 Millionen ausgeben und das nun bald gestartete integrierte Städtebauprojekt im Kaller Ortskern wird in der Startphase rund 500 000 Euro kosten. Für diese Projekte allein fallen insgesamt 6,2 Millionen an. (pe)

CDU-Sprecher Bert Spilles gab sich optimistisch, dass Parken und Einkaufen im Kernort in Einklang gebracht werden können. Die Sorgen und Wünsche der Bürger müssten Bestandteil der Umsetzung sein. „Investieren Sie in Kall“, riet er möglichen Geldanlegern. In der Aufwertung des Kernorts sieht auch Grünen-Chef Ekkehard Fiebrich eine Hauptaufgabe, wobei die Belebung der Außenorte nicht zu kurz kommen dürfe.

Haus der Begegnung

Das Haus der Begegnung bezeichnete Spilles als „ein Projekt, das im Kreis Euskirchen seinesgleichen sucht. Es wird neues Zentrum für Bildung und Zusammenarbeit. Schon jetzt ist es fast ausgebucht." Das ein Großprojekt so zeitnah umgesetzt wurde, sei in Kall die „große Ausnahme, so Fiebrich.

Die engagierte inhaltliche Arbeit der Verwaltung, die in das Projekt gesteckt worden sei, kritisiere die SPD nicht, so Kunz. Wohl aber der Standort. Für die Sozialdemokraten wäre das Grundschulgebäude nachhaltiger gewesen.

Sicherheit

Ein besonderes Anliegen sei der FDP das Sicherheitsbedürfnis der Bürger, so Wolter: „Einen Teil der Stromeinsparungen sollten wir in eine bessere Ausleuchtung bei Nacht investieren. Wir befürworten den gemeindlichen Objektschutz durch einen Sicherheitsdienst.“

Die CDU will mit dem noch zu erarbeitenden Projekt „Sicher in Kall“ eine spürbare Verbesserung bewirken. Gedacht ist an Maßnahmen mit Ordnungsamt, Sicherheitsfirma, Polizei, Beleuchtung, Kontrollen von Parkplätzen und Unterführungen.

Im Kaller Kernort soll sich in den kommenden Jahren einiges tun. Derzeit wird ein integriertes städtebauliches Konzept erarbeitet, Bahnhof und -vorplatz sollen saniert werden, und ein neuer Kreisel am Rewe (oben) soll gebaut werden.

Die Grünen als Listenpartner unterstützen die CDU und wollen den Anteil der privaten Sicherheitsdienste zugunsten von Prävention begrenzen. Sie fordern einen Stopp des „Rückzugs der Polizei aus der Fläche“.

Personal

Weitere Personalkürzungen, in der Vergangenheit überall gern gesehenes Einsparpotenzial, scheinen in Kall nicht mehr angesagt. In Zeiten des Fachkräftemangels hält es die SPD für ratsam, den Verwaltungsmitarbeitern gute Fortbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten zu bieten.

CDU-Sprecher Spilles sieht es ähnlich: „In den letzten Monaten hat die Verwaltungsspitze mehrfach deutlich gemacht, dass die Aufgabenflut mit der derzeitigen Personalausstattung nicht zu bewältigen ist. Die Personalsituation wird in den nächsten Monaten grundsätzlich überprüft.“

Sonstiges

CDU-Mann Spilles lag das baulich desolate Kaller Feuerwehr-Gerätehaus am Herzen: „2019 werden wir das Thema voranbringen müssen. Der Neubau ist zu priorisieren.“ Der sei kurzfristig nicht realisierbar. Auch in der Übergangsphase müsse die Einsatzbereitschaft gewährleistet sein. Für ein familienfreundliches Kall will die SPD „mit voller Kraft“ die Gebühren für Kindergärten abschaffen.

Einen Wermutstropfen steuerte Dr. Wolter noch bei: „Von einem Haushaltsausgleich sind wir weit entfernt und dies in vermeintlich fetten Jahren. Hoffentlich rächt sich dies nicht eines Tages.“ „Unser Defizit liegt bei 876 000 Euro“, so Bürgermeister Hermann-Josef Esser.