Die Sportanlage in der Auelstraße in Kall, die von der Flut zerstört wurde, soll nach dem Willen der Politik jetzt in deutlich abgespeckter Form wieder aufgebaut werden.
Wiederaufbau KallPolitiker überraschen Sportler mit neuer Planung für Sportplatz
Auch knapp 16 Monate nach der Flutkatastrophe gibt es noch etliche Sportvereine im Kreis Euskirchen, die immer noch unter den Folgen der Naturkatastrophe zu leiden haben: Zerstörte Sportplätze, beschädigte Vereinsheime – auch beim Kaller SC (KSC) sind insbesondere die Fußballer von der Situation betroffen. „Trainiert wird derzeit in Keldenich, gespielt wird in Scheven. Für uns als Verein ist es daher wichtig, möglichst bald wieder eine echte Heimstätte zu haben“, sagt Vereinschef Wolfgang Kirfel.
Zuletzt hatten die Kaller Kommunalpolitiker im September im Bauausschuss über die Planungen für den Wiederaufbau der Sportanlage Auelstraße diskutiert. Weil die Kosten zu hoch waren, wurden die Pläne in enger Abstimmung mit den Verantwortlichen des KSC überarbeitet. Vorgesehen waren ein vollwertiger Kunstrasen- und ein Rasenplatz. Aus Kostengründen sollten die Leichtathletiklaufbahn und die Weitsprunganlage nicht als Tartan-, sondern als Aschenbahn ausgeführt werden, erklärte Wiederaufbaukoordinator Manfred Poth im Ausschuss.
Kall: Schulausschuss stimmte mit großer Mehrheit zu
Doch nach dem Treffen mit den Sportlern gab es eine weitere Sitzung des Lenkungskreises Wiederaufbau, dem neben Mitarbeitern der Verwaltung, Bürgermeister Hermann-Josef Esser und Poth auch Vertreter der Ratsfraktionen angehören. Und in der Folge wurde in der jüngsten Sitzung des Schul- und Sozialausschusses eine veränderte Planung präsentiert, dem das Gremium nach längerer Diskussion schließlich auch mit großer Mehrheit zustimmte. Nur Guido Huppertz (Grüne) und Uwe Schubinski (CDU) votierten dagegen.
Gravierendste Änderung: Statt eines Rasenplatzes soll nun auf dem ehemaligen Tennenplatz ein öffentlich zugängliches Rasenkleinspielfeld „mit einer noch zu gestaltenden Spiel- und Sportfläche entstehen“, führte Poth aus. Am Kunstrasenplatz wird festgehalten. Die endgültige Oberflächengestaltung der multifunktionalen Spiel- und Sportfläche soll nutzungsabhängig erfolgen, heißt es weiter.
Lediglich der Kunstrasenplatz solle durch Einzäunung gesichert werden, die übrigen Anlagen sollen für die Öffentlichkeit frei zugänglich sein. „Die konkrete Planung der Spiel- und Sportfläche sollte unter Einbeziehung der Öffentlichkeit vorgenommen werden.
Die Errichtung von Umkleidemöglichkeiten inklusive einer öffentlich zugänglichen, barrierefreien WC-Anlage wird geprüft“, entschied der Ausschuss. Bei dieser Variante entstehen Gesamtkosten in Höhe von rund drei Millionen Euro, von denen 233.000 Euro aus dem kommunalen Haushalt der Gemeinde Kall zu finanzieren sind.
Kritik am Verfahren, Zustimmung zum Inhalt der Pläne für die Sportanlage
Die Kosten sind damit ähnlich hoch wie bei der anderen Variante. „Es ist wichtig, dass es Bereiche gibt, die frei zugänglich sind. Wir wollen für die Bürger einen Mehrwert schaffen“, sagte Karl Vermöhlen (SPD), dem die neue Planung zusagte. Auch Guido Huppertz (Grüne) fand den Ansatz gut, die Bürger bei der Planung der Multifunktionsfläche mit ins Boot zu holen: „Das heißt aber auch, dass wir Zeit benötigen, um die Wünsche der Bürger abzufragen.“
Allerdings: „Ich halte es für problematisch, wenn Koalitionspartner in einer Sitzung Beschlussvorlagen zustimmen, die noch am Abend zuvor als zu unausgegoren abgelehnt wurden“, zeigte Huppertz sich verärgert über das Abstimmungsverhalten. Abgesprochen sei gewesen, das Thema Rasenplatz zunächst auszuklammern und erst später über eine konkrete Nutzung zu entscheiden. Poth sah durch die Bürgerbeteiligung keine zeitliche Verzögerung im Wiederaufbauprozess: „Das kann parallel laufen, während die endgültige Planung erstellt wird.“
Auch Willi Frauenrath (CDU) signalisierte Zustimmung zu den überarbeiteten Plänen. Gerade im Hinblick auf die Nutzung der Anlagen durch die benachbarten Schulen böten sich durch die Multifunktionsfläche weitere Vorteile. Das bestätigte Marianne Rütt, Leiterin der Grundschule Kall: „Diese Fläche benötigen wir dringend für unseren Unterricht, aber auch für den Nachmittag sehe ich in Kall einen großen Bedarf für eine solche Fläche, wo Kinder und Jugendliche verschiedene Sportangebote nutzen könnten.“
Kaller Vereinschef ist irritiert
Kirfel hielt dagegen, dass auch der Rasenplatz öffentlich zugänglich sei und in der Planung auch Angebote für die Allgemeinheit wie ein Kleinspielfeld vorgesehen seien. Der Vereinschef zeigte sich verwundert, dass nach der Grundsatzentscheidung für die Wiederherstellung von zwei Plätzen Ende vergangenen Jahres und nach monatelanger Planung nun plötzlich eine andere Variante aus dem Hut gezaubert wurde.
Für die FDP betonte Thomas Müller, dass es wichtig sei, den Kaller SC, die Schulen und die Bürger mit in die endgültige Planung der Sportanlagen mit einzubeziehen. Wann auf der Sportanlage an der Auelstraße tatsächlich wieder gespielt werden kann, ist noch offen. „Wir hatten gehofft, zu Beginn der Saison 2023/24 wieder nach Kall zurückzukehren“, sagt KSC-Chef Kirfel.