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Für Toleranz, Aufklärung und GrundwerteWie „Omas“ mobil gegen Rechts machen

Lesezeit 4 Minuten
Omas gegen rechts

Treten entschieden gegen rechte Tendenzen auf und wollen verhindern, dass Rassismus und Ausgrenzung wieder gesellschaftsfähig werden: die „Omas gegen Rechts“, Hannelore Trimborn (v.l.), Friede Röcher, Iris Jansen-Gülerman und Waltraud Forner.

  1. Waltraud Forner hat in Kall die „Omas gegen Rechts“ ins Leben gerufen.
  2. Die Gruppe will nicht, dass Menschen mit Falschmeldungen und Mobbing verunglimpft und ausgegrenzt werden.
  3. Die „Omas“ können sich über Zulauf nicht beklagen.

Kall – Sie haben ihre eigenen Geschichten, die Frauen, die sich zusammengetan haben und verhindern wollen, dass Rassismus und Ausgrenzung wieder gesellschaftsfähig werden.

Kalker „Omas gegen Rechts“ ins Leben gerufen

Waltraud Forner, ehemalige Postmitarbeiterin aus Kall, hat in ihrer Familie erfahren, wie es ist, ausgegrenzt zu werden. „Meine Enkel sind türkischstämmig. In der Schule werden sie deshalb gehänselt oder sogar gemobbt. Das ist der Grund, weshalb ich diese Gruppe hier gegründet habe“, sagt die 65-Jährige. Forner hat in Kall die „Omas gegen Rechts“ ins Leben gerufen, die Gruppe kann sich über Zulauf nicht beklagen. Bei einem ersten Treffen kamen schon 15 „Omas“ zusammen, um gegen rechte Auswüchse in der Gesellschaft vorzugehen. Wöchentlich melden sich eine oder zwei Frauen vor allem aus dem südlichen Kreisgebiet, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Vor allem aus dem Raum Kall und Hellenthal habe die Gruppe regen Zulauf.

35 Straftaten

Die Zahl rechtsmotivierter Straftaten im Kreis Euskirchen lässt sich aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Abgeordnete Verena Schäffer ablesen.

Danach wurden 2018 im Kreis 35 derartige Straftaten registriert, davon sieben Fälle von Volksverhetzung und eine Körperverletzung. (bz)

„Wir sind ganz klar gegen Rechts“, stellen Forner, die Dottelerin Friede Röcher, die Sötenicherin Hannelore Trimborn und Forners Schwester Iris Jansen-Gülerman klar. „Meinen Enkeln haben andere Schüler in der Schule gesagt: Ihr Schwarzköpfe, macht dass ihr nach Hause kommt. Das geht doch nicht“, ist Forner erzürnt. Auch ihr Neffe sei an einem Euskirchener Gymnasium wegen seiner Herkunft gehänselt, gemobbt und sogar von einem Lehrer benachteiligt worden, so Forner.

Fast alle kommen aus der Flüchtlingsarbeit

Friede Röcher, ehemalige Co-Leiterin einer Bonner Bildungseinrichtung, formuliert die Sorgen der „Omas gegen Rechts“: „Wir sind dagegen, dass Menschen einfach ausgegrenzt werden. Dass sie mit Falschmeldungen verunglimpft werden, dass mit falschen Nachrichten Stimmung gegen Menschen gemacht wird. Da werden Begriffe verwendet, die nicht der Realität entsprechen.“ Dagegen wolle man sich in der Gruppe stellen. „Wir wollen für Aufklärung sorgen“, so Röcher.

Fast alle ihre Mitstreiterinnen kommen aus der Flüchtlingsarbeit, sagt Waltraud Forner. Kennengelernt habe man sich nach einer Großdemo in Köln im Mai 2019. „Wir stehen für Werte ein, und für Aussagen, die schon nach dem Zweiten Weltkrieg galten“, bekräftigt Friede Röcher. „Nie wieder Krieg und nie wieder Rassismus“, habe man sich auf die Fahnen geschrieben. Leute, die den Krieg erlebt haben, wüssten, was das bedeute. „Wir wollen diese Werte schon aus unserer Lebenserfahrung heraus erhalten und an unsere Enkel weitergeben“, sagen die Frauen, die ihre Gruppe nicht verschließen: Opas, Tanten oder Onkel – jeder ist ihnen willkommen, um rechtem Gedankengut Einhalt zu gebieten und für ein tolerantes, freies Leben und die Grundwerte einzutreten.

Gründerin

Im November 2017, kurz nach den Nationalratswahlen in Österreich und der Bildung einer neuen Regierung mit Beteiligung des rechten Lagers, gründete Monika Salzer spontan auf Facebook die zivilgesellschaftliche Plattform „Omas gegen Rechts“. Seitdem haben sich auch in Deutschland zahlreiche Regionalgruppen gegründet. Die „Omas“ seien präsent, wann immer es Position gegen Rechts zu beziehen gelte, schreibt der Droemer-Verlag, der das Buch von Monika Salzer herausgibt, auf seiner Homepage.

Die „Omas“ vereine die Erfahrung der Nachkriegszeit und das Bewusstsein, dass Frieden ein kostbares Gut ist: „Sie kämpfen für eine freiheitliche und demokratische Gesellschaft, in der ihre Enkelkinder friedlich aufwachsen können.“ In ihrem Buch beschreibe Monika Salzer nicht nur die Gründungs- und Aktionsgeschichte der „Omas gegen Rechts“, sondern reflektiere die gesellschaftspolitischen Hintergründe in Österreich wie auch in Deutschland und Europa. Vor allem aber plädiere sie für Solidarität in einer zunehmend egoistischer und fremdenfeindlicher werdenden Gesellschaft und rufe zum Widerstand auf gegen rechte Positionen. (eb)

Kontakt haben die Damen zu zwei der drei Landratskandidaten aufgenommen. SPD-Kandidat Markus Ramers hat die Gelegenheit zum Gespräch schon genutzt, CDU-Kandidat Johannes Winckler werde sich Anfang Januar mit ihnen treffen. Der dritte Kandidat kommt für die Frauen nicht als Gesprächspartner infrage. „Ich will nicht, dass ein AfD-Mitglied in unserem Kreis Landrat wird“, stellt Forner klar.

Die Gruppe plant zudem eine Lesung mit Buchautorin Monika Salzer in Vogelsang. Noch steht der Termin nicht fest, wohl aber das Thema: „Omas gegen Rechts – Warum wir für die Zukunft unserer Enkel kämpfen“. Wer Kontakt zu den „Omas gegen Rechts“ in Kall aufnehmen will, der kann dies über Facebook tun (Suchbegriff: Omas gegen Rechts Kall).