Zugstrecke gesperrtRegionalzug fängt am Bahnhof Urft Feuer
Urft – Als der Zugführer der Regionalbahn am Samstag gegen 15.30 Uhr nach dem Stopp am Bahnhof Urft in Richtung Nettersheim weiterfahren wollte, ging der Motor plötzlich aus. Fahrgäste meldeten dem 59-Jährigen aus Dahlem eine Rauchentwicklung in einem Abteil des Zuges. Der Zugführer reagierte schnell und umsichtig: Nach Angaben der Polizei veranlasste er sofort die Evakuierung, sodass keiner der rund 60 Fahrgäste verletzt wurde. Der Mann selbst wurde jedoch verletzt und laut Polizei mit Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus Mechernich gebracht.
Für die Feuerwehr Kall begann ein langer Einsatz, der sich bis zum späten Abend hinziehen sollte. Neben den rund 45 Kräften aus Kall, Sistig und Wahlen wurden auch die Besatzungen der Schleidener Drehleiter, des Atemschutzcontainers aus dem Brandschutzzentrum und zweier Rettungswagen nach Urft beordert.
Ein glücklicher Umstand war es laut Einsatzleiter Harald Heinen, dass der Brand im Bahnhof und nicht etwa auf freier Strecke mit dem in diesem Bereich teils sehr unwegsamen Gelände bemerkt wurde. So konnten alle Passagiere problemlos aussteigen und die Feuerwehrleute ebenerdig arbeiten.
Schaden im sechsstelligen Bereich
Der Brandort im Motorbereich in der Mitte des Zugs war laut Heinen nicht leicht erreichbar. Mit schwerem Gerät – unter anderem einer Motorflex – mussten die Feuerwehrleute sich durch eine Bodenklappe im Fahrgastraum und seitliche Verblendungen Zugang verschaffen. Danach hatten sie den Brand schnell unter Kontrolle und konnten verhindern, dass sich das Feuer ins Fahrzeuginnere ausbreitete. Dennoch ist der Schaden beträchtlich und liegt nach Angaben der Polizei im niedrigen sechsstelligen Euro-Bereich.
Da die Bahnlinie in diesem Bereich unmittelbar an einer rund drei Meter tiefen Böschung verläuft, an deren Fuß die Urft fließt, gelangten auch Löschwasser und eingesetztes Schaummittel in das Gewässer.
Daher wurden laut Heinen die Löscharbeiten mit dem Schaum eingestellt und rund 1000 Meter flussabwärts eine Schwimmsperre aufgebaut, um den Schaum aufzufangen. An dieser Sperre ist laut Heinen auch nach zwei Stunden nichts angekommen, da das biologisch abbaubare Schaummittel schnell zerfallen sei. Durch die hohe Fließgeschwindigkeit sei es zudem schnell stark verdünnt worden. Da auch der hinzugerufene Vertreter der Unteren Wasserbehörde keinerlei Umweltgefährdung festgestellt habe, habe die alarmierte Spezialfirma noch auf der Anfahrt wieder abdrehen können.
Während die Bahnlinie gesperrt und für die Fahrgäste ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet wurden, begann bei der Bahn AG ein laut Heinen aufwendiges Procedere. Ein Ersatzzug, der das havarierte Gefährt wegschleppen konnte, und ein Fahrer mussten nach Urft kommen. Erst gegen 20.30 Uhr wurde der Zug laut Heinen auf ein Ausgleichsgleis im Kaller Bahnhof gezogen. Dabei hat sich laut Heinen offenbar durch die Vibrationen während der Fahrt ein Dieselschlauch am gelöschten Motor gelöst. In Kall liefen dann wenige Liter Diesel ins Gleisbett – was gegen 22 Uhr einen zweiten Einsatz der Feuerwehr zur Folge hatte. Der sei, so Heinen, aber deutlich schneller beendet gewesen: Das Leck wurde provisorisch abgedichtet und Bindemittel in den Schotter des Gleisbetts eingearbeitet. Noch am Sonntagmorgen habe er sich, so Heinen, die betroffenen Stellen mit dem Diensthabenden der Unteren Wasserbehörde angesehen, es sei kein Eingreifen nötig gewesen.
Derart komplexe Bahn-Einsätze sind, so Heinen, äußerst selten. Dies sei der erste Triebwagenbrand im Kaller Gebiet gewesen, an den er sich erinnern könne. Lebhaft erinnert er sich jedoch ans Jahr 1980: Da war in Höhe des Sötenicher Sägewerks eine alte Diesellok umgekippt.