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Kaller Reperatur-TreffKostenlose Hilfe bei defekten Elektrogeräten

Lesezeit 5 Minuten

Die Sohle ihres Dampfbügeleisens heizt nicht mehr. Wilfriede Kremp hofft, dass Wolfgang Nowag helfen kann.

  1. Funktioniert nicht mehr – weg damit. Das ist häufig die Devise, wenn ein kleines Gerät seinen Dienst verweigert.
  2. Aber ist das wirklich nötig? In den Reparatur-Treffs für defekte Elektrokleingeräte gib es bei der Caritas in Euskirchen und im Haus der Begegnung in Kall schnelle Hilfe.
  3. Und: Diese Hilfe ist kostenlos.

Euskirchen – Funktioniert nicht mehr – weg damit. Das ist häufig die Devise, wenn ein kleines Gerät seinen Dienst verweigert. Doch Wegwerfen ist zuweilen gar nicht nötig. In den Reparatur-Treffs für defekte Elektrokleingeräte gib es bei der Caritas in Euskirchen und im Haus der Begegnung in Kall schnelle Hilfe bei Wackelkontakten, defekten Steckern oder Ähnlichem. Und: Diese Hilfe ist kostenlos.

In der „Notfallambulanz“ in Kall wird es langsam immer voller. Vor wenigen Minuten erst hat Wolfgang Nowag, der „Techniker“ aus Zülpich, wie er sich selbst nennt, einen der Räume im Haus der Begegnung aufgeschlossen. Der Raum – eigentlich einer der Seminarräume in dem neu gebauten Haus neben dem Rathaus – ist bis auf einen großen Tisch und ein halbes Dutzend Stühle an der Wand leer.

Kleine Helfer, die Sorgen machen: Maria Lorsy (v.l.) bringt ihren Staubsauger vorbei, Claudia Carraciola die Küchenmaschine. Dazu hat Nowag sich um einen weiteren Staubsauger und eine Lampe zu kümmern.

Doch schon kommen die ersten „Patienten“, während Nowag, ein großer Gemütsmensch, hinter seinem Arbeitstisch Platz nimmt. Stromprüfer, Spannungsmesser, Schraubenzieher und anderes Werkzeug hat er mitgebracht. In den kommenden zwei Stunden wird sein Ziel sein, die Helferlein in Haushalt und Werkstatt, die ihm auf den Tisch gelegt werden, wieder flott zu bekommen.

Dampfbügeleisen "erster Patient"

Wilfriede Kremp aus Hellenthal ist die Erste und kommt schnell zur Sache: Die rüstige ältere Dame packt ihr Dampfbügeleisen auf den Tisch des „Erste-Hilfe-Experten“ für Kleingeräte. Sie glättet mit diesem Bügeleisen auch die Seide, die sie liebevoll bemalt. Doch nun spielt das Gerät nicht mehr mit.

„Die Sohle wird nicht mehr warm“, berichtet sie. Ob sie denn schon mal das Gerät entkalkt habe, fragt Nowag routiniert. „Nein, warum? Wir haben unser Wasser aus der Olef“, sagt Kremp leicht entrüstet – Kalkprobleme sind den Menschen im Einzugsgebiet des Wasserverbands Oleftal eher fremd. Doch Nowag kann bei der Durchsicht der Glättungshilfe keine mögliche andere Fehlerursache feststellen. So bleibt es beim Tipp – gutes Eifelwasser hin oder her.

Die Treffs

Instandsetzen statt wegwerfen ist das Motto der Reparatur-Treffs, die im Kreis Euskirchen ihre Hilfe bei defekten Elektrokleingeräten kostenlos anbieten. Gegründet wurden sie mit Unterstützung des Kreises 2017 im Rahmen der Europäischen Woche der Abfallvermeidung.

In Euskirchen findet der Treff an jedem zweiten Freitag im Monat von 15 bis 17 Uhr im Caritas-Zentrum für Migration und Flüchtlingshilfe, Café International, In den Herrenbenden 1, statt. Kontakt über Peter Müller-Gewiss, Tel. 02251/ 7947415.

In Kall ist jeden dritten Freitag im Monat von 13 bis 15 Uhr der Reparatur-Treff angesagt. Er findet im Haus der Begegnung, Bahnhofstraße 11, statt. Kontakt über Wirkstatt e.V., Anne-Marie Pickartz, unter Tel. 02441/ 779331. (sli)

Unterdessen hat sich auf den Stühlen im Wartebereich des Reparatur-Treffs ein munteres Hin und Her zwischen den Besuchern entwickelt, die schon mal schnell ihre kleine Spende ins Sparschwein für die ansonsten kostenlose Hilfe im Fall der Fälle eingeworfen haben.

Claudia Carraciola aus Dreiborn hat ihre Küchenmaschine mitgebracht. Das Gerät mache erstens „komische Geräusche“ und rieche zweitens „irgendwie verkohlt“. Sie habe es aufgeschraubt: „Da kam mir gleich eine Mutter entgegengerollt.“ Also hat sie die Maschine flott wieder zugeschraubt und sich auf den Weg zum Reparatur-Treff gemacht.

Eine Dame aus Dottel auf dem Stuhl nebenan schaut derweil etwas ratlos auf die mitgebrachte Kabeltrommel und ein Verlängerungskabel. Bei Ersterer kam es offenbar an einer Stelle der aufgerollten 25 Meter zum fast glatten Durchschnitt – durch Rasenmäher oder Heckenschere? Die wesentlich kürzere Verlängerung wiederum scheint nicht richtig isoliert, jedenfalls bekommt die Benutzerin beim Einstecken des Steckers in die Dose „immer leicht einen gezogen“.

Das sind Kleinigkeiten für den Mann mit dem Gefühl für die Fehlersuche am Arbeitstisch: Die Trommelrolle wird um das zerschnittene Stück gekürzt, der Stecker umgesetzt. Beim Kabel wird der Aufrag erteilt: „Ab in den Baumarkt, Stecker kaufen und wiederkommen.“

Und wie steht es um den guten, grün-beigen Markenstaubsauger aus deutscher Traditionsproduktion? „Der hat zwei Motoren. Der untere läuft, der obere nicht“, rätselt Maria Lorsy aus Scheven. Und dass das eher unförmige Heißluftgerät von Karl-Heinz Mey aus Dreiborn nicht richtig heizt, ist auch nichts Neues bei den Gesprächen unter den Besuchern des Treffs.

Prüfen, Schrauben, Reparieren

Unterdessen macht Wolfgang Nowag das, was er seit einem Jahr jeden dritten Freitag im Monat zwischen 13 und 15 Uhr im Haus der Begegnung macht: Er prüft den Strom, repariert Stecker, schraubt auf, wo ein Blick ins Innenleben nötig ist. „Zwei Drittel aller Fälle kriegen wir gelöst“, ist er überzeugt, „solange es sich um Geräte handelt, die geschraubt sind – und nicht gepresst, wie vieles aus Asien.“

Er fordert gleich mal Unterstützung von Kumpel Ewald Bauer aus Nettersheim an, der wie Nowag ebenfalls ein Händchen fürs Technische hat. „Hier brennt die Hütte“, so Nowags unmissverständlicher Hilferuf per Smartphone.

Was geschraubt ist, hat Chancen bei Wolfgang Nowag.

Der Bedarf sei ja da. „Da brauchen wir in keinster Weise drüber zu reden“, sagt der Techniker zu Sinn und Zweck der Hilfe fürs Kleinelektrogerät aus Haushalt und Garten. Von der elektrischen Zahnbürste bis zur Mikrowelle, vom Staubsauger bis zum Toaster: Kaputt geht schließlich immer irgendetwas.

„Das passiert oft tatsächlich, sobald die Garantiezeit abgelaufen ist“, bestätigt Nowag ein weit verbreitetes Vorurteil. Dazu komme mittlerweile mangelndes technisches Grundwissen. Im Wartebereich ist man sich zudem einig: „Man will doch nicht immer sofort was Neues kaufen“, sagt Maria Lorsy. Da fahre sie eben erst einmal zum kostenlosen Checker-Dienst.

So geht Wolfgang Nowag die Arbeit nicht aus. „Und an Weihnachten kommt garantiert die Weihnachtsbaumbeleuchtung dazu“, sagt der Fachmann – alle Jahre wieder. Er wundert sich schon lange nicht mehr.