Strecke gesperrtOleftalbahn fährt nicht – Hunderte müssen auf Ausflug verzichten
Kall-Anstois – Es hätte ein schöner Samstags-Ausflug werden sollen. Für 100 bis 120 Kinder, Eltern und Großeltern hatte die Kindertagesstätte Olef Plätze in der Flitsch reserviert. Von Olef sollte es zuerst nach Kall, dann nach Hellenthal gehen. „Dr. Brumm fährt Zug“ hätte im Rahmen des Leseprojekts in dem kleinen Zug auf dem Programm gestanden, dazu auch Bewegungsspiele.
230 Passagiere der Vulkaneifelbahn hätten ebenfalls einen Eifel-Ausflug gemacht: Im Schienenbus wollten sie nach Hellenthal und im Bus nach Vogelsang fahren. Doch draus wird nichts.
Die Verantwortlichen von Kita, Vulkaneifelbahn und Bahn- und Businitiative Schleidener Tal (Bubi) ereilte am Freitagnachmittag die Nachricht, dass auf der Strecke nichts geht. Keine Flitsch, keine Kinder, kein Dr. Brumm: Das Eisenbahn-Bundesamt hat sein Veto eingelegt und die Strecke gesperrt.
Ist der Abstand zu gering?
Was war geschehen? Vor rund 14 Tagen erledigten die Schleidener Wolfgang Heller und Michael Lingscheidt an den Bahngleisen in Höhe Mastertmühle bei Anstois letzte Reinigungsarbeiten – schließlich soll nach dem Samstags-Ausflug am 20. Mai ohnehin die Flitsch-Saison beginnen. Da fiel ihnen die neue Stützmauer auf, die der Landesbetrieb Straßen im Rahmen der Sanierung und Verbreiterung der L204 von Kall zur Wendeplatte hatte bauen lassen.
Ist die Mauer nicht viel zu nah an den unterhalb der Straßen liegenden Schienen? Heller und Lingscheidt informierten Wolf-Peter Rosenthal, Eisenbahnbetriebsleiter des Strecken-Pächters Rhein-Sieg-Eisenbahn, über ihren Verdacht. Dieser setzte sich mit dem Landesbetrieb Straßen in Verbindung. Dort habe man, so Heller, zu hören bekommen, dass ein Rückbau der Stützmauer nicht infrage komme.
Und: Bei der Flitsch handele es sich „nur um ein Museumsbähnchen“. Vorgeschrieben ist laut Heller von Schienenmitte bis Mauer einer Abstand von 3,11 Metern. Bei Anstois seien es weniger als 2,20 Meter. Heller geht davon aus, dass nicht von der Mitte der Schienenstrecke, sondern von der Mitte des Bahngrundstücks gemessen wurde.
Am Nachmittag war klar, dass nichts mehr geht
Rosenthal versuchte am Donnerstag noch, beim NRW-Verkehrsministerium durchzusetzen, dass die „Flitsch“ am Samstag fahren kann. Auch als am Freitagmorgen eine erste Absage kam, ließ er nichts unversucht. Um 15.30 Uhr machte die Landes-Eisenbahn-Aufsicht aber unmissverständlich klar: Die Ausflüge sind nicht zu retten. Fortan glühten die Telefondrähte, um alle Teilnehmer über die Absage zu informieren.
„An erster Stelle bin ich stinksauer“, so Heller: „An zweiter Stelle mache ich mir nun Gedanken um die Zukunft der Oleftalbahn und unseren ehrenamtlich tätigen Verein.“ Zahlreiche Sonderfahrten seien für die Saison bis Ende Oktober bereits organisiert. Hellers Befürchtung: „Wenn uns alle schadenersatzpflichtig machen, gibt es uns nicht mehr. Das ist ein Schaden, der uns existenziell gefährdet.“
Bis Mittwoch ist warten angesagt
Das Eisenbahn-Bundesamt war am Freitagnachmittag nicht mehr zu erreichen. Keine konkrete Auskunft konnte Gerhard Decker, Leiter der Euskirchener Niederlassung von Straßen NRW, am Freitagnachmittag geben. „Dazu kann ich jetzt noch nichts sagen, erst am kommenden Mittwoch“, erklärte er auf Nachfrage. Und: Die Angelegenheit dränge nicht. „Wir haben 150 laufende Baustellen“, sagte Decker.
Das Wochenende stehe vor der Tür, am Montag sei ein Brückentag, am Dienstag Feiertag. Am Mittwoch werde die Bauüberwachung sich die Stelle ansehen. „Falls etwas schief gelaufen ist, wird das in Ordnung gebracht“, erklärte Decker.