Karneval„Sackeifel-Duo“ tritt nach neunjähriger Pause wieder auf
Bad Münstereifel – Sie waren lange in der Versenkung verschwunden, doch jetzt sind sie wieder da: Robert Nolte und Fredy Kirchner frönen erneut gemeinsam ihrer karnevalistisch-kabarettistischen Neigung.
Als „Sackeifel-Duo“ kannte man sie über Jahrzehnte landauf, landab. Dann legten sie – sehr zum Verdruss der Bad Münstereifeler Jecken – eine Pause ein. Doch jetzt gab es eine „Reunion“, eine Wiedervereinigung der beiden – am Veilchendienstag beim Fischessen in der Gaststätte „Em Höttchen“.
Bei Fischessen klingelt es für die meisten Bad Münstereifeler. Das war die fast schon legendäre Veranstaltung des KVM Bubbelsbröder, eine Mischung aus Gesellschaftstreff, Ball und Sitzung – das Beste, was die Kurstadt zur Karnevalszeit zu bieten hatte. Und immer mit dabei: Nolte und Kirchner.
Ja, es war dann ein gutes Fischessen, wenn die beiden Pädagogen gut drauf waren und mit ihrem Auftritt das zurückliegende Jahr im Städtchen ebenso humoristisch wie pointiert aufgearbeitet hatten.
Dann kamen auf die Bubbelsbröder schwere Zeiten zu. Das Kurhaus fiel als Veranstaltungsort aus, Haus Rupperath in Eicherscheid, für einige Jahre Ausweichquartier, ebenfalls. Das Fischessen war bald Geschichte, die Auftritte von Nolte und Kirchner auch. Zum vorerst letzten Mal stand das Duo vor neun Jahren gemeinsam auf der Bühne.
Bis dahin hatten die beiden ihrem Publikum 25 Jahre lang Spaß un Freud’ bereitet. 1981 hatten sie ihren ersten Auftritt, und zwar bei der Karnevalssitzung in Nöthen.
Ein kleiner jecker Personenkreis wollte sich allerdings mit dem Ende des Fischessens nicht abfinden und suchte nach Alternativen. Die fand man schließlich vor einigen Jahren in der damals noch existenten Gaststätte „Ratsstube“ in der Marktstraße. Gemeinsam mit Wirt Walter Genditzki setzte man eine Art „Fischessen light“ auf die Schiene. Mit Matjes auf dem Teller und Robert Nolte samt Gitarre oder Banjo hinterm Mikrofon.
Schnell wurde dieser Abend als Geheimtipp gehandelt. Grundsätzlich hing am Veilchendienstag ein Schild „Geschlossene Gesellschaft“ im Eingang der Kneipe.
Ihre Stühle hatten sich die Jecken teils schon im Vorjahr gesichert – das Ganze erinnerte so etwas an die Bückware ehemaliger DDR-Zeiten. Sprich: Wer eine Zusage bekam, konnte sich glücklich schätzen, da die Plätze in der Gaststätte nun mal begrenzt waren. In der „Ratsstube“ genauso wie „Em Höttchen“, das die Wirtsfamilie Genditzki zwischenzeitlich betreibt. Zunächst trat Robert Nolte solo auf, dann mit einem neuen Mitstreiter.
Schlecht war das Ganze nicht, aber eben nicht „Sackeifel-Duo“. Und danach verlangten die Bad Münstereifeler, die Nolte und Kirchner immer wieder ansprachen, ob sie denn nicht mal wieder gemeinsam etwas machen wollten.
Anscheinend war die Zeit nun reif. Kirchner, mittlerweile im Ruhestand, ließ sich breitschlagen und mit Bühnenpartner Nolte sozusagen einen Testballon steigen.
Zur Sessionseröffnung der Bubbelsbröder im Bistro „Amadeus“ traten die Vollblutkarnevalisten vor kleinem Kreis auf und hatten sogleich wieder Blut geleckt. Damit war ihr Auftritt am Veilchendienstag beschlossene Sache.
Zugegeben – sie sind ein paar Jahre älter geworden – Nolte ist jetzt 71, Kirchner 65. Aber sie haben nichts von ihrer Witzig- und Spritzigkeit verloren, die sie stets auszeichnete. Mit eigenen Texten und Melodien punkten sie nach wie vor. Mit ein paar alten Liedern aus den 80ern begannen sie ganz locker, etwa mit der Teenager-Hymne „Ich fresse Chips, sauf’ Cola, das bringt es mit Carola“. Am St.-Angela-Gymnasium – da, wo die beiden bis zu ihrer Pensionierung als Lehrer tätig waren – gehörte dieser Song zum Weiberdonnerstag wie Kostüm und Schminke.
Das „Sackeifel-Duo“ hatte aber auch Neues im Programm. Das City-Outlet und die neue Bürgermeisterin konnten sie einfach nicht ignorieren.
„Ich kann keen Jeans mieh sinn“, sangen sie vom Klamotten-Klimbim im Kurstädtchen. Immer wieder unterbrochen von Kirchners „Barutti, Bonita, Bugatti-Shoes“, wobei er das Wort „Shoes“ betont langzog. Ja, das hatte etwas von alten „Colonia Duett“-Zeiten.
Sodann bliesen sie zum Sturm auf das Rathaus. Man sehe sehr deutlich, dass dort jetzt ein anderer Wind wehe. Der Gummibaum von Alexander Büttner auf dem Schreibtisch sei fott, statt dessen stehe dort jetzt ein Töpfchen mit Anti-Aging-Creme.
Und überhaupt: Sabine Preiser-Maracuja sei nach ihrer Wahl zur Bürgermeisterin von Bad Münstereifel voll gewesen, meinte Kirchner im Brustton der Überzeugung. Stille in der Kneipe – doch bevor jemand hätte widersprechen können, schob Kirchner „voller Respekt, voller Erwartung und voller Ungeduld“ hinterher.
Überhaupt werde die Stadtverwaltung jetzt zum Dienstleister umfunktioniert. Der Bürger werde nun als Kunde behandelt. Fürs Falschparken an der Stiftskirche gebe es zwar immer noch Knöllchen (kleiner Seitenhieb auf die neue Rathaus-Chefin), aber man erhalte gleichzeitig Payback-Punkte.
Und habe man 100 Punkte gesammelt, dann dürfe man jetzt eine Woche ganz legal an der Stiftskirche parken, wusste Nolte zu berichten.
Ein Joke folgte auf den anderen, es war tatsächlich so wie in den guten, alten Zeiten. Das „Sackeifel-Duo“ ist wieder da, man darf sich jetzt schon auf das nächste Jahr freuen.