Klosterkirche MariawaldKonvent löst sich nach mehr als 500 Jahren auf
Heimbach-Mariawald – Es war wie eine Erinnerung an bessere Zeiten. Noch einmal waren Chorgestühl und Zuschauerraum der Klosterkirche in Mariawald dicht besetzt, als am Samstag zum vorerst letzten Mal die Heilige Messe gelesen wurde. Viele Gäste aus befreundeten Klöstern waren zum Abschied angereist, darunter auch mehrere ehemalige Äbte des Klosters mitten im Kermeter.
„Es ist kein freudiger Anlass für den Gottesdienst“, sagte Weihbischof Karl Borsch, Hauptzelebrant der Dankesmesse, mit der das einzige männliche Trappistenkloster in Deutschland endgültig seine Tore schloss und mit der eine mehr als 500-jährige Geschichte endete. „Aber wir sind Christen. Das heißt, dass wir Zuversicht und Hoffnung haben“, fügte er an.
Keinen Hehl aus seinen Gefühlen machte Abt Bernardus Peeters. Dem im Kloster in Tilburg in den Niederlanden lebenden Geistlichen war die undankbare Aufgabe zugetragen worden, das Kloster abzuwickeln. „Es ist ein Tag der Trauer und der Dankbarkeit“, sagte er. Einerseits tue es ihm leid, Mariawald sei ein schöner Ort. Umso mehr wolle er für die vielen Jahrhunderte Zisterzienserleben in diesem Haus dankbar sein. „Ich weiß nicht, warum ich für die Aufgabe der Abwicklung ausgewählt worden bin, das hätte jeder andere Abt sein können“, sagte er. 2016 sei er vom Heiligen Stuhl zum Abt Mariawalds ernannt worden, nachdem er bereits ab 2013 eine beratende Funktion gehabt habe. Wenn ein Kloster Probleme bekomme, helfe ein Abt von außerhalb, das sei üblich.
„Hier ist die Gemeinschaft nicht mehr gut zusammengekommen“, bedauerte er. Es seien nicht mehr viele Mönche hier gewesen. „Wenn dann noch Tradition und Zukunft kollidieren, wird es schwierig“, deutete er auch interne Probleme in Mariawald an.
Mariawald soll geistlicher Ort bleiben
Für die zukünftige Nutzung des Klosters gebe es viele Interessenten, teilte er mit. Darunter seien auch weltliche gewesen, die die Immobilie gerne zu einem Wellnesshotel umgebaut hätten. „Doch wir wollen das nicht“, stellte er klar. Mariawald solle als geistlicher Ort erhalten bleiben und der Einkehr dienen.
Konkrete Gespräche habe es noch nicht gegeben. „Die Sorge für die Mitbrüder war das wichtigste“, so Dom Bernardus. Auch wenn es schwierig sei, einen alten Baum zu verpflanzen, sei es gelungen, die acht Mönche, die noch in Mariawald lebten, gut unterzubringen. Die Älteren seien nun in Altenheimen oder in Einrichtungen mit betreutem Wohnen in Nideggen und Berg. Dom Josef, bis 2016 Abt des Klosters, sei in ein Zisterzienserkloster nach Tschechien gegangen. Ein Mönch lebt derzeit noch in Mariawald.
Die Gebäude stehen nun in Verantwortung des Trägervereins. Hier habe das Bistum Aachen die Mehrheit der Stimmen, so Dom Bernardus. Bis es eine Entscheidung über die Zukunft getroffen sei, bleibe die Klosterkirche geöffnet. „Das wichtigste ist, dass die Brüder gut untergebracht sind“, sagte Bruno Gooskens, von 1999 bis 2005 Abt des Klosters. Wie Franziskus Heeremann, der von 1980 bis 1983 die Geschicke des Hauses leitete und François de Place, der von 1993 bis 1999 Abt war, hatte er es sich nicht nehmen lassen, dem Gottesdienst beizuwohnen. Er hoffe, dass die Bedeutung des Klosters als Ort des Gebetes erhalten bleibe.
Der Rektor
Dr. Christian Blumenthal, Pfarrvikar in Heimbach, ist nun Rektor von Mariawald. „Es geht darum, die Klosterkirche als Kirche im Übergang zu erhalten.“
Für Betende und Pilgergruppen sei die Kirche weiterhin geöffnet, sagte er. So sei es beispielsweise seine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass Weihwasser vorhanden sei und das ewige Licht brenne. Außerdem werde er Ansprechpartner für die Pilgergruppen sein. „Der Raum wird nicht entwidmet, sondern weiterhin Kirche sein“, sagte er. Regelmäßige Messfeiern gebe es aber nicht. „Die Verbindung nach Heimbach ist über das Gnadenbild gegeben, dort finden die Gottesdienste statt“, so Blumenthal.
Einen Neuanfang zu finden sei nun das Ziel, sagte Blumenthal: „Ich möchte die Geschichte von Mariawald in seiner Gesamtheit mit einem Buch vergleichen: Heute geht ein langes Kapitel zu Ende, wir hoffen, ein neues aufzuschlagen.“ (sev)
Die Betriebe
Viel zu tun gab es nicht nur am Samstag für Wolfgang Nowak, den Geschäftsführer der Abtei. Rastlos war er unterwegs, um alles für den Dankgottesdienst vorzubereiten. Trotzdem nahm er sich Zeit, um noch einmal auszusprechen, was für die Mitarbeiter, aber auch die Besucher wichtig ist: „Die Betriebe des Klosters laufen wie bisher weiter.“
Die Klosterbetriebe und das Kloster seien in dieser Hinsicht unabhängig voneinander zu betrachten. Rund 30 Mitarbeiter arbeiten für das Kloster in den verschiedenen Bereichen wie der Gaststätte, der Likörfabrik und der Buchhandlung.
Der Konvent Mariawald ist offiziell von der Kongregation für die Institute des geweihten Lebens in Rom aufgelöst worden. Die Kirche bleibt jedoch geöffnet und ist für die Betenden auch weiterhin zugänglich. Über die weitere Verwendung des Klosters ist noch nicht entschieden worden,. (sev)