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KohleausstiegAufträge in Millionenhöhe im Kreis Euskirchen werden wegfallen

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Rund 70 Teilnehmer waren zur Tagung über den Strukturwandel im Rheinischen Revier gekommen. Alexandra Landsberg (r.) vom Wirtschaftsministerium NRW und Ralph Sterck, Leiter der Zukunftsagentur Rheinisches Revier, hielten Vorträge.

Schleiden-Vogelsang – So groß wie die Löcher, die der Kohleabbau in das Rheinische Revier gefressen hat, wird womöglich die Aufgabe sein, die der Region mit dem Ausstieg aus der Kohleverstromung bevorsteht. Bis zum Jahr 2038, so der Kompromiss der Kohlekommission, der nach langen Beratungen verabschiedet wurde, sollen die Kraftwerke abgeschaltet und der Abbau beendet worden sein. Mit einer Summe von insgesamt 15 Milliarden Euro, die von Bund und Land bereitgestellt werden, soll der Strukturwandel begleitet und unterstützt werden.

Kohleausstieg wird spürbar sein

Auch wenn die Abbruchkanten der Tagebaue rund 20 Kilometer von Zülpich, der nördlichsten Stadt im Kreis Euskirchen, entfernt sind, würde sich der Kohleausstieg bis in unsere Region auswirken. „Wir sind Teil des Rheinischen Reviers“, betonte Iris Poth, Leiterin der Wirtschaftsförderung des Kreises Euskirchen. Gemeinsam mit der Aachener Gesellschaft für Innovation und Technologietransfer, der Agit, hatte sie zu der Tagung „Bedarfe. Potentiale. Zukunft“ über die möglichen Auswirkungen des Strukturwandels auf den Wirtschaftsstandort Kreis Euskirchen in den Panoramaraum nach Vogelsang eingeladen. Rund 70 Anmeldungen waren dazu eingegangen.

Zulieferer betroffen

„Konkret betroffen sind Zulieferer, darüber hinaus aber auch energieintensive Unternehmen bei uns im Kreis“, so Poth. Mit der Veranstaltung sollte einerseits über die Abläufe informiert werden, aber auch in Arbeitsgruppen herausgearbeitet werden, wo der Bedarf für Unterstützung liegt und was für Projekte sinnvoll sind.

20 000 Betroffene

Den Einführungsvortrag hielt Ralph Sterck, Leiter der Zukunftsagentur Rheinisches Revier, in dem er die Bedeutung seines Unternehmens als zentralen Ansprechpartner herausstellte. Sieben Kreise, drei Industrie- und Handelskammern, die IG Bergbau und der Zweckverband Region Aachen hätten die Agentur bereits im Jahr 2014 gegründet. 20 000 direkt und indirekt Beschäftigte seien betroffen, dazu kämen noch rund 70 000 Beschäftigte in energieintensiven Branchen. Alexandra Landsberg, Leiterin der Stabsstelle Strukturwandel Rheinisches Revier im Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie NRW, informierte über die Förderkulisse.

Umfrage gestartet

Inwieweit der Kreis Euskirchen von dem Kohleausstieg betroffen sein wird, hatte die Agit in einer Studie und einer Umfrage eruiert. Lothar Mahnke und Nina Walkenbach präsentierten die Ergebnisse. Die direkte Betroffenheit sei bei 117 direkt und 215 indirekt Beschäftigten eher gering. Allerdings gehe es hier immer noch um eine jährliche Bruttolohnsumme von 15 Millionen Euro und damit Konsumausgaben von 4,1 Millionen Euro. Gravierender sei der Wegfall eines Auftragsvolumens von rund 30 Millionen Euro pro Jahr.

Papierbranche dominierend

Noch größer seien aber die Probleme in den energieintensiven Branchen, die für den Kreis Euskirchen eine prägende Bedeutung hätten, so hieß es. Knapp 320 Betriebe mit rund 8200 Beschäftigten gebe es in den zehn Industriebranchen mit dem höchsten Energieverbrauch im Kreis Euskirchen. Sie erwirtschafteten Umsätze in Höhe von rund 1,2 Milliarden Euro pro Jahr. Dominierend sei dabei die Papierbranche mit rund 2200 Beschäftigten und rund 25 Prozent des Umsatzes.

Die Hälfte der Befragten erwartet keine Gefährdung

Laut einer Befragung der Betriebe erwarten knapp 48 Prozent keine Gefährdung für den Wirtschaftsstandort. Gefahren befürchten rund 7 Prozent der befragten Unternehmen. Den Wunsch nach Förderung äußerten zwei Drittel der Befragten.

Arbeitsgruppen gegründet

Über die Vielzahl der anstehenden Probleme diskutierten anschließend vier Arbeitsgruppen. Themen waren dabei die Deckung des Energiebedarfs, die zukünftige Flächenentwicklung, Möglichkeiten für neue Arbeitsplätze und Geschäftsmodelle sowie die Auswirkungen auf Beschäftigungsstrukturen. Anschließend wurden die Ergebnisse der Diskussionsrunden im Plenum vorgetragen.