Kreis EuskirchenGülleimporte aus den Niederlanden haben sich verdreizehnfacht
Kreis Euskirchen – Die Nachricht aus Düsseldorf hat die Sozialdemokraten aufgeschreckt. Der Grund dafür war das Ergebnis einer Kleinen Anfrage der Grünen an die schwarz-gelbe Landesregierung bezüglich der Gülle-Importe aus den Niederlanden in den Kreis Euskirchen. Demnach, so der SPD-Kreisvorsitzende Markus Ramers, hat sich die aus dem Nachbarland eingeführte Menge von 4.800 Tonnen im Jahr 2017 auf mehr als 67.000 Tonnen im Vorjahr verdreizehnfacht.
Großteil der Landwirte sehr umweltbewusst
„Die übermäßige Düngung mit Gülle kann unter anderem zu Nitrat-Problemen im Grundwasser führen. Das macht mir Sorgen“, so Ramers. Er verwies darauf, dass es bereits in einigen privaten Brunnen hohe Nitrat-Belastungen gebe. Wie diese Zeitung berichtete, hat die gemeinnützige Umweltschutz-Organisation VSR-Gewässerschutz diese Wasserquellen kürzlich unter die Lupe genommen. Von 28 Proben aus dem Kreisgebiet hatte jede dritte die Grenzwerte der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm Nitrat pro Liter zum Teil deutlich überschritten.
„Man muss sich fragen, woher diese Steigerung von mehr als 1.200 Prozent bei den Importen kommt. Der Kreis Euskirchen darf nicht zur Güllegrube für andere werden“, konstatiert der stellvertretende SPD-Kreisvorsitzende Thilo Waasem. Die große Mehrheit der hiesigen Landwirte zeichne sich durch eine große Verbundenheit zu ihrer Heimat aus und gehe verantwortungsvoll mit Natur und Umwelt um.
Kurz vor Strafe durch EU-Kommission
Der stellvertretende Landrat Ramers sagt, die SPD habe viele Gespräche mit den Landwirten geführt. Dabei habe man erfahren, dass viele ein Problem mit den wenigen Schwarzen Schafen haben, die aus „reinem Profit-Interesse den Gülle-Tourismus anheizen“.
Deutschland stehe wegen des mit Nitraten belasteten Trinkwassers kurz vor einem gesalzenen Bußgeld-Bescheid von der Europäischen Kommission. Das sei nicht mehr nur ein Problem der klassischen Rinder- oder Schweinehaltungsregionen, sagt Waasem mit Blick auf das bevorstehende Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof.
Die Genossen kündigten bereits an, die Themen Gülle-Importe und Trinkwasser-Qualität auf die Tagesordnung des Kreistages zu setzen.
Kosten für Verbraucher könnten steigen
Der Geschäftsführer der Verbandswasserwerk Euskirchen GmbH, Oliver Müller, hatte im Rahmen einer Veranstaltung der Senioren-Union bereits im Dezember 2018 darauf hingewiesen, dass die Nitrat-Problematik beim Trinkwasser zu höheren Kosten für die Verbraucher führe. Die dürften bei den gestiegenen Gülle-Importen jetzt noch weiter nach oben schnellen.
Von zu hohen Nitratwerten sei das Unternehmen unmittelbar an den oberflächengespeisten Mehlenbachquellen bei Eicks betroffen, so Müller. Dort müsse das Wasser, das den Grenzwert überschreite, mit geringer belastetem Nass gemischt werden, um es überhaupt als Trinkwasser abgeben zu können. Der Geschäftsführer des Verbandswasserwerks wies zudem darauf hin, dass im Bereich eines Brunnens bei Oberelvenich Handlungsbedarf bestehe. Daher sei eine Kooperationsvereinbarung mit den Landwirten notwendig, um Einfluss auf das Dünge-Verhalten zu nehmen.
Organischer Dünger ist Magelware
„Gülle ist nicht grundsätzlich schlecht“, meint Kreis-Landwirt Hans Schorn. Doch die Düngeverordnung müsse in jedem Fall eingehalten werden. Da es relativ wenig Schweine und Rinder im Kreisgebiet gebe, sei organischer Dünger Mangelware. So gebe es Kollegen, die niederländische Gülle ausbringen und im Gegenzug den Einsatz von Mineraldünger reduzierten.
Der Lommersumer Landwirt räumt jedoch ein, dass die Männer von der Scholle ihren Anteil an der Nitrat-Belastung haben: „Es ist schon problematisch, wenn zu viel Dünger auf den Feldern landet.“