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Freiwillige gesuchtKreis Euskirchen schließt sich Ersthelfer-App an

Lesezeit 3 Minuten

So sieht die Ersthelfer-App aus: Geht ein Alarm auf dem Smartphone ein, kann der registrierte, zertifizierte Ersthelfer den Einsatz annehmen oder ablehnen. Die App ist kostenlos.

Kreis Euskirchen – Man stelle sich vor, dass jeden Tag ein Flugzeug mit etwa 160 Passagieren an Bord über Deutschland abstürze – der Aufschrei sei gigantisch, sagt Jesko Priewe, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Kreis Euskirchen. Dass in Deutschland aber pro Jahr mehr als 60 000 Menschen, also die 160 täglichen „Flugzeugpassagiere“, an einem plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand sterben, werde kaum beachtet.

Laut Priewe sind es im Kreis Euskirchen 180 Menschen, die wegen eines Herz-Kreislauf-Stillstands pro Jahr sterben. Um diese Zahl zu reduzieren, hat sich der Kreis nun der Ersthelfer-App „Corhelper“ angeschlossen. „Wenn wir es schaffen, mit diesem System nur ein Menschenleben zu retten, hat sich der Aufwand schon gelohnt“, so Priewe.

Digitalisierung

Landrat Markus Ramers sagte bei der Vorstellung der Ersthelfer-App, dass die Digitalisierung in diesem Fall große Möglichkeiten mit sich bringe. „Ich hoffe, dass sich ganz viele Menschen melden und registrieren. Das ist wichtig, denn die brauchen wir, damit das Projekt ein Erfolg wird“, so Ramers. (tom)

Die App, die es für jedes Smartphone-Betriebssystem kostenfrei zum Download gibt, richtet sich nicht an den professionellen Rettungsdienst, sondern an Ersthelfer, die dem Patienten vor dem Eintreffen des Rettungsdienstler helfen – gesucht werden Menschen von nebenan.

Handeln in wenigen Minuten

Nach drei bis vier Minuten Herzstillstand behält der Mensch irreparable Schäden zurück. „Nach neun Minuten kann auch das beste Ärzteteam der Welt nichts mehr tun“, erklärt Martin Fehrmann, Abteilungsleiter Gefahrenabwehr. Deshalb komme es bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand auf jede Sekunde an. Damit im Notfall möglichst wenige davon vergehen, hofft der Kreis Euskirchen auf große Unterstützung bei den freiwilligen Ersthelfern. Nach nur zwei Wochen haben sich laut Priewe bereits 260 Menschen über die App registriert. „Da wir ein Flächenkreis sind, wäre es schön, wenn wir so 3000 Ersthelfer erreichen“, sagt Priewe.

Unterstützen kann man den professionellen Rettungsdienst im Kreis, wenn man mindestens 18 Jahre alt ist und eine zertifizierte Erste-Hilfe-Bescheinigung hat, beispielsweise in Form einer Feuerwehrurkunde. Zudem ist eine jährliche Fortbildung durch den Kreis verpflichtend.

Parallel mit Notarzt alarmiert

Doch wie läuft eine Alarmierung für einen Ersthelfer ab, wenn die App installiert ist und er vom Kreis Euskirchen für den Einsatz freigeschaltet ist? „Der Ersthelfer wird beim Einsatzstichwort ’Herz-Kreislauf-Stillstand’ parallel mit den Rettungssanitätern und dem Notarzt alarmiert“, erläutert Fehrmann. Die App suche automatisch nach drei Ersthelfern in einem Radius von 100 Metern zum Einsatzort. Sollte keiner zur Verfügung stehen, werde der Radius automatisch erweitert – bis auf 2,5 Kilometer. Der registrierte Ersthelfer erhalte einen Alarm aufs Smartphone, den er entweder annehmen oder ablehnen könne. „Niemand hat irgendwelche Konsequenzen zu fürchten, wenn er mal nicht kann“, so Priewe.

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Erkläre man sich bereit, den Einsatz anzunehmen, leite die App mit einem Routenplaner den Ersthelfer unmittelbar zum Einsatzort. „Vor Ort unterstützt die App den Ersthelfer, beispielsweise durch ein Metronomgeräusch, damit man nicht zu schnell reanimiert“, so Fehrmann. Kollege Priewe ergänzt: „Nach dem Einsatz erfolgt eine Nachbesprechung, weil Erste Hilfe belastend sein kann.“

Bereits seit 2013 sei man mit dem Notfallsanitäter und vier Jahre später mit der Einführung des Tele-Notarztes innovativ unterwegs gewesen. Die jetzt eingeführte Ersthelfer-App sei da nur der nächste logische Schritt. Die Partner der Initiative sind die Rettungsdienste der Stadt Aachen und der Städteregion Aachen, der Kreise Düren, Heinsberg und Euskirchen sowie der Zweckverband Region Aachen .