AboAbonnieren

Sturm im Kreis EuskirchenYlenia war harmloser als befürchtet

Lesezeit 5 Minuten

In Euskirchen drohten Dachziegel auf die Straße zu stürzen. Die Feuerwehr rückte mit der Drehleiter an.

Kreis Euskirchen – Die teils extremen Prognosen für Orkantief Ylenia, das in der Nacht zu Donnerstag den Kreis Euskirchen heimsuchte, haben sich nicht bewahrheitet. Der Kreis vermeldete 41 Einsätze in der Nacht, die Polizei 20. Im Höhengebiet von Bad Münstereifel kam es zu einem Stromausfall in mehreren Ortschaften. Außerdem ist die Bundesstraße 266 zwischen Vogelsang und Einruhr gesperrt.

Ylenia in Zahlen

Wie „Wetterfrosch“ Karl-Josef Linden aus Sinzenich mitteilt, war der Orkan Ylenia der stärkste seit dem Orkan Sabine, der am 9. Februar 2020, also vor fast exakt zwei Jahren, über den Kreis hinwegfegte. Die aktuelle Kaltfront des Orkanwirbels überquerte den Kreis Euskirchen laut Linden gegen 1.50 Uhr mit einem Druck von 997 Hektopascal.

Gesperrt ist die Bundesstraße 266 zwischen Vogelsang und Einruhr. Räumungsarbeiten waren zu gefährlich.

Die heftigsten Böen haben zwischen 2 und 4 Uhr die Stationen in der Region getroffen. Der Spitzenwert mit 114 Kilometer pro Stunde – das entspricht Windstärke 11 – wurde an der Dahlemer Binz gemessen. Knapp dahinter mit 112 km/h liegt die Messstation in Nörvenich (Kreis Düren). Windstärke 10 gab es am Abfallwirtschaftszentrum bei Strempt (95 km/h), in Sistig (94 km/h) und in Schöneseiffen (93 km/h). Die Messstationen in Sinzenich (82 km/h; vor zwei Jahren bei „Sabine“ 110 km/h), Nettersheim (80 km/h) und Heimbach (76 km/h) lagen im Bereich von Windstärke 8.

Karl-Josef Linden geht aktuell davon aus, dass das Sturmtief Zeynep am Freitagnachmittag und -abend ähnliche Werte erreichen wird.

Polizei/Feuerwehr

Die Rettungsleitstelle des Kreises Euskirchen zählte in der Nacht 41 sturmbedingte Einsätze. Diese seien über das gesamte Kreisgebiet verteilt gewesen. Überwiegend handele es sich um Windwurf und Windbruch, hieß es aus dem Kreishaus.

Nina, Katwarn, Warnwetter

Kreis empfiehlt Nutzung von Warn-Apps

Bei unmittelbaren Gefahren wie Hochwasser, Orkan oder Bombenfund muss die Bevölkerung gewarnt werden. „Seit einigen Jahren gibt es hervorragende Apps wie Nina und Katwarn, die wir nur empfehlen können“, sagt Martin Fehrmann, Leiter der Abteilung Gefahrenabwehr beim Kreis Euskirchen. In den Apps können auch konkrete Handlungsempfehlungen übermittelt werden.

Alle Warn-Apps bündeln Informationen, die über das Modulare Warnsystem des Bundes gesammelt werden. Verteilt werden diese Meldungen – unter anderem Warnungen des Deutschen Wetterdienstes – über die regionalen Leitstellen.

Nina leitet Warnungen von nationaler Bedeutung auf das mobile Endgerät weiter. Die vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe entwickelte App lässt sich mit wenigen Klicks auf die individuellen Bedürfnisse einstellen. Man bekommt dann nur die Warnungen, die auch wirklich relevant sind, zum Beispiel für den Wohn- oder Arbeitsort.

Die regionale Warn-App Katwarn, die vom Fraunhofer-Institut entwickelt wurde, funktioniert ähnlich und veröffentlicht alle Meldungen aus Nina. Bei fehlender Internet- oder Datenverbindung bietet der Kreis Euskirchen aber für Katwarn einen kostenlosen SMS-Versand an. Dazu ist eine Registrierung erforderlich.

Die App Warnwetter des Deutschen Wetterdienstes warnt nicht nur, sondern bietet auch Hintergrundinformationen zu Hochwasser, Waldbränden oder Stürmen.

Nina und Katwarn sind kostenlos, ebenso die Basisversion von Warnwetter. (ets)

Die Bilanz zum ersten der beiden angekündigten Stürme fiel bei Kreisbrandmeister Peter Jonas am Donnerstagmorgen recht entspannt aus. Nicht nur deshalb, weil sich Menge und Umfang der Einsätze in Grenzen hielten. Er sieht die nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr im Kreis auch im Hinblick auf deutlich schlimmere Lagen gut vorbereitet und aufgestellt. So könne der Führungsstab des Kreises jetzt auf 30 bis 35 Ehrenamtler zurückgreifen, um für eine längere Phase einsatzbereit zu sein.

Das könnte Sie auch interessieren:

Auch in den Kommunen seien die Feuerwehren mit den Technischen Einsatzleitungen in den Koordinierungsstellen für den Fall gewappnet, dass es zu einer massiven Einsatzhäufung komme. Und auch die technischen Dienste oder Bauhöfe der Kommunen und der Straßenbaulastträger ständen mit Bereitschaftsdiensten zur Verfügung.

Die Polizei zählte von Mittwochnachmittag bis Donnerstagmorgen 20 Einsätze. Hauptgrund waren abgebrochene Äste oder herumfliegende Mülltonnen. Personen wurden nicht verletzt. Größere Sachschäden blieben laut Polizei aus.

Kein Durchkommen zwischen Olef und Wintzen.

Auch am restlichen Donnerstag gab es einzelne Einsätze. In Euskirchen wurde gegen 10.45 Uhr die Frauenberger Straße im Bereich der Einmündung zur Weststraße kurzzeitig gesperrt. An einem Hausgiebel drohten Dachpfannen hinabzustürzen. Die Feuerwehr entfernte mit der Drehleiter die losen Dachziegel.

Nachbarregionen

Im Kreis Düren verzeichnete die Polizei 18 Einsätze bis Donnerstagmorgen, darunter umgestürzte Bäume, Gefahrenstellen durch herabgefallene Äste, umgedrückte Beschilderungen und drei Verkehrsunfälle.

Ein Strommast ist in Lommersum abgeknickt.

In der Städteregion Aachen gab es 22 wetterbedingte Einsätze. Die Monschauer Ortsteile Imgenbroich, Monschau-Altstadt und Höfen waren knapp zwei Stunden ohne Strom.

Stromausfall

In den Höhenlagen des Stadtgebiets Bad Münstereifel gab es um 4.02 Uhr einen Stromausfall. Davon betroffen waren einige Ortschaften, unter anderem Mutscheid, Esch, Reckerscheid, Willerscheid und Schönau. Laut Westnetz war ein Baum in eine 20 000-Volt-Freileitung gefallen. Insgesamt 39 Ortsnetzstationen wurden dadurch nicht mit Strom versorgt. Bereits um 5.09 Uhr waren 34 der Stationen wieder in Betrieb. Um 5.25 Uhr wurden vier weitere zugeschaltet. Für die verbliebene, etwas abseitige Station, musste ein externes Stromaggregat aufgestellt werden. Aber auch diese Ortsnetzstation ist wieder in Betrieb. In Weilerswist-Lommersum ist ein Mast einer Niederspannungsleitung umgeknickt. Dieser muss laut Westnetz neu aufgestellt werden.

B 266 bei Vogelsang gesperrt

Gesperrt ist weiterhin die Bundesstraße266 zwischen Vogelsang und Einruhr. Wie Schleidens Feuerwehr-Chef Wolfgang Fuchs berichtet, sind die Einsatzkräfte wegen umgestürzter Bäume dorthin alarmiert worden. Jedoch sei es zu gefährlich gewesen, diese zu beseitigen. Daher habe man sich für die Sperrung der Straße entschieden. Laut Straßen NRW sind am Donnerstag wegen weiterhin umstürzender Bäume aus Sicherheitsgründen keine Räumarbeiten möglich gewesen. Voraussichtlich bleibt die Straße bis Freitagnachmittag gesperrt – falls die Witterungsbedingungen eine Räumung zulassen.