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FachkräftemangelWer hält jetzt Euskirchens Straßen in Schuss?

Lesezeit 4 Minuten

Hat Spaß gemacht: Sven Kolvenbach (l.) und Alexander Schmitz mit „YourStart“-Reporterin Lisa bei den Dreharbeiten auf dem Kreisbauhof. Mit dem Film soll für eine Ausbildung beim Kreis geworben werden.

Kreis Euskirchen – Egal, wer im kommenden Jahr neuer Landrat werden wird: Der Nachfolger oder die Nachfolgerin von Günter Rosenke wird mit einem Riesenproblem konfrontiert sein: dem Generationswechsel in der Kreisverwaltung. Gut ein Viertel der etwa 1000 Mitarbeiter wird in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen. Doch wer soll deren Arbeit übernehmen?

Azubis filmreif: Kreis präsentiert Video über die Ausbildung

Auf große Resonanz ist nach Auskunft der Kreispressestelle die jüngste Initiative der Verwaltung gestoßen.

Dabei handele es sich um eine Ausbildungsoffensive mit Videos. Es standen nicht irgendwelche Schauspieler vor der Kamera, sondern die derzeitigen Auszubildenden.

„Das hat richtig Spaß gemacht“, sagt Sven Kolvenbach, der mit seinem Kollegen Alexander Schmitz den Beruf des Straßenwärters vorgestellt hat. Lisa von „YourStart“ hat sie einen halben Tag lang begleitet und etwa bei Baumpflegearbeiten an Kreisstraßen mithelfen dürfen.

„Das war echt cool“, so Kolvenbach, der im Nachhinein von vielen Freunden und Verwandten auf seinen Filmauftritt angesprochen worden sei. Die Videos sind auf der Facebook-Seite der Kreisverwaltung oder auf Youtube zu sehen. (sch)

www.facebook.com/KreisEuskirchen

Von einem Kollaps mag man in der Führung im Kreis (noch) nicht reden, aber die Nachwuchssuche werde, wie auch in der freien Wirtschaft, immer schwieriger. „Auch bei uns wird es immer problematischer, gute und motivierte Jugendliche für einen Job in der Verwaltung zu begeistern“, sagt Rolf Kastenholz, der für das Personal zuständiger Abteilungsleiter in der Kreisverwaltung. Der klassische Verwaltungsjob wie Inspektoranwärter oder Verwaltungsfachangestellter wird nach Auskunft der Verwaltung auch heute noch stark nachgefragt. So habe es in der jüngsten Bewerbungsrunde für diese Ausbildung mehr als 300 Bewerbungen für diese Berufe gegeben.

Mangelnde Nachfrage im technischen und handwerklichen Bereich

Doch in anderen Bereichen sehe es mau aus – vor allem in den technischen und handwerklichen Berufen. Waren für die Ausbildung zum Straßenwärter vor zehn Jahren noch 40 Bewerbungen pro Jahr eingegangen, sind es aktuell nur fünf.

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Eine ähnliche Tendenz macht Kastenholz im Bereich Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft aus: „Hier waren es vor zehn Jahren noch 22 Bewerbungen, diesmal ist im Personalbüro des Kreishauses eine einzige eingegangen.“ Doch wer kümmert sich künftig um die Straßen des Kreises? Wer schneidet die Bäume und Sträucher an den Straßenrändern, damit sie den Verkehrsteilnehmern nicht die Sicht nehmen? Und was wird aus dem Abfall?

Auf Nachwuchskräfte wird gesetzt

Für die Ausbildungsberufe Straßenwärter (aktuell sechs Bewerbungen), Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft (eine) und Fachkraft für Straßenverkehrstechnik (zwei) seien die Bewerbungszahlen rückläufig, heißt es im Kreishaus. Damit aber auch in Zukunft die vielfältigen Aufgaben im Bereich Straßenbau, Straßenverkehrstechnik sowie Abfall- und Kreislaufwirtschaft sichergestellt werden könnten, sei es für den öffentlichen Dienst wichtig, im Wettbewerb um die Fachkräfte von morgen mitzuhalten.

„Gerade für diese beiden Ausbildungsberufe würden wir uns über weitere Bewerbungen freuen“, sagt Kastenholz. Auf weitere Bewerbungen hofft auch Landrat Günter Rosenke: „Wir setzen Jahr für Jahr auf junge Nachwuchskräfte, die bei uns ausgebildet werden und die Karriere beim Kreis machen können.“

Bessere Rente als in der Privatwirtschaft

Dabei haben die öffentlichen Verwaltungen im Kampf um die besten Köpfe mit der freien Wirtschaft einen bedeutenden Nachteil: „Die Entgelte im öffentlichen Dienst“, so Sven Gnädig aus der Pressestelle des Kreises, „richten sich grundsätzlich nach den Regelungen des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst. Das gilt auch für die Entgelte der Auszubildenden. In der Privatwirtschaft wird regelmäßig besser bezahlt.“

Der öffentliche Dienst, schiebt Gnädig aber nach, punkte mit einem konjunktur-unabhängigen sicheren Arbeitsplatz und beim Thema Zusatzversorgung, die später die Rente merklich aufbessere: „Hier sehen wir uns im Einzelfall gegenüber der Privatwirtschaft im Vorteil.“

Für den Öffentlichen Dienst werben

Um für den sicheren Job im Öffentlichen Dienst zu werben, gehe die Kreisverwaltung seit geraumer Zeit neue Wege: Kaum eine Berufsfachmesse in der Region, bei der nicht auch ein Stand der Kreisverwaltung zu sehen ist. Die „Personaler“ der Kreisverwaltung suchen auch gezielt die Schulen auf, um angehende Azubis direkt anzusprechen. Attraktives Werbematerial, ein Online-Bewerbungsverfahren und die direkte Ansprache der Jugendlichen über Soziale Medien wie Facebook, Twitter und Instagram seien weitere Wege, um dem Nachwuchsmangel entgegenzuwirken.

„Wir müssen aktiv werden, wir müssen die Jugendlichen dort abholen, wo sie sich befinden“, sagt Rolf Kastenholz: „Einfach nur abwarten und darauf hoffen, dass sie kommen, reicht nicht mehr. Die Zeiten sind vorbei.“

Bewerbungen über das Stellenportal des Kreises sind noch bis Sonntag, 20. Oktober, möglich.

www.kreiseuskirchen.de/stellenportal