Braten, Veganes und NudelnWas Menschen im Kreis an Heiligabend essen
Kreis Euskirchen – Was wird zum Fest im Kreis Euskirchen aufgetischt? Während Kartoffelsalat für die einen gar nicht infrage kommt, ist das für die anderen das Heiligabend-Gericht schlechthin. Stephan Everling und Tom Steinicke haben in die Töpfe geguckt.
Einfach, aber nicht unlecker
Auf Sterneküche hat Oliver Röder ausnahmsweise keine Lust, auf richtig gutes Essen schon. Deshalb bleibt beim Sternekoch aus Flamersheim auch an Heiligabend die Küche nicht kalt. „Essen ist Luxus. Und wenn man für die Familie kocht, sollte es etwas Besonderes sein“, sagt der Feinschmecker. Das Besondere ist diesmal: bayerischer Kartoffelsalat mit Bockwurst. „Als Vorspeise gibt es grüne Erbsensuppe. Das gab es bei uns häufig, als ich noch Kind war. Deshalb wurde es mal Zeit dafür.“ Als Nachtisch wird es heute Abend Kaiserschmarrn geben.
„Ich habe auch schon mal sechs, sieben Gänge serviert. Aber diesmal soll es etwas einfacher, aber nicht unleckerer werden“, so Röder, der mit seiner Frau Katharina und seinem Freund Johannes von Bemberg die „Landlust“ auf Burg Flamersheim betreibt.
Sich an Heiligabend bekochen zu lassen? Das komme für ihn nicht infrage – auch nicht, wenn, wie in diesem Jahr, am ersten und zweiten Weihnachtstag ein ausgebuchtes Restaurant auf ihn und sein Team wartet. Sogar an Heiligabend wird in der Landlust-Küche für wenige Stunden gekocht. 20 Gänse und neun Enten samt Blaukraut und Knödel sind laut Röder von Kunden vorbestellt. „Alles wird so zubereitet, dass es nur noch in den Topf und Ofen muss“, erläutert er. Während er auf die Abholung wartet, will er kochen – für seine Familie und sich.
Gemeinsam und doch individuell
„Wir haben uns von Fondue zu Raclette vorgearbeitet“, sagt Erik Schumacher, der Pfarrer der Evangelischen Trinitatis-Kirchengemeinde in Schleiden. In seinem Aachener Elternhaus sei das Fondue an Heiligabend das Essen der Wahl gewesen. „Das war auch einfach zu organisieren, weil ich schon seit meinem zehnten Lebensjahr als Trompeter zwei Gottesdienste mitgestaltet habe“, erzählt er.
Im Grunde habe sich da nicht viel geändert. Während er damals musikalisch Weihnachten im Einsatz war, bereitet er heute die Gottesdienste liturgisch vor. Auch beim Mittagessen habe sich nichts geändert: „Da gibt es eine Hühnersuppe, damit eine kräftige Unterlage da ist.“ In den 1970er Jahren sei Fleisch noch etwas Besonderes gewesen. Heute sei in der Familie Schumacher Raclette angesagt. „Das passt prima, weil in der Familie auch viele Vegetarier sind“, so der Pfarrer. Die könnten ihre Pfännchen mit Gemüse bestücken: „So essen wir gemeinsam und doch individuell.“
Tierschutz auch auf dem Teller
Im Haus von Markus Schmitz-Bongard, Vorsitzender des Tierschutzvereins Kall, ist auch an Weihnachten veganes Essen angesagt: „Tier- und Umweltschutz beginnt auf dem Teller.“ In seinem Elternhaus in Dreiborn sei dagegen Fondue mit Rind- und Hühnchenfleisch Standard gewesen. Auch Ehefrau Annette erinnert sich noch an die Zeiten. „Zuerst gab es Würstchen mit Kartoffelsalat, später dann Spießbraten mit Rotkohl und Kartoffeln“, so die gebürtige Kallerin.
Am ersten Weihnachtstag habe es dann die dicke Pute gegeben. An Heiligabend würden sie mit den beiden Kindern ihre Verwandten besuchen, erzählte Annette Schmitz-Bongard. Dort gebe es Fondue: „Zuerst wurde extra für uns ein Käsefondue gemacht, aber jetzt haben wir die vegane Variante.“ Der Vorteil sei, dass man sich hinterher nicht so vollgestopft fühle. Und auch im Festtagsessen setzt sich das fort: „Wir machen ein Raclette mit veganem Käse“, so Schmitz-Bongard.
Festlicher Braten am ersten Weihnachtstag
Bei Manfred Lang, Journalist, Diakon und intimer Kenner des Eifeler Naturells kommt an Heiligabend die Tradition zu ihrem Recht. „Bei uns kommt an Heiligabend Kartoffelsalat und Heringssalat auf den Tisch“, erzählt er. Das sei auch auf dem elterlichen Hof bereits so gewesen und habe sich seitdem nicht geändert. „Wir haben einmal den Festtagsbraten bereits an Heiligabend gemacht, da haben die Kinder gesagt: Das war es aber nicht“, berichtet Lang schmunzelnd.
Es sei auch Eifeler Tradition, an Heiligabend Kartoffel- und Heringssalat zu servieren, erläutert er. „Eigentlich ist die Adventszeit Fastenzeit und der Heiligabend gehört noch dazu“, so Lang. Der festliche Braten werden dann am ersten Weihnachtstag serviert.
Überraschung zum Fest
Dr. Heinrich Blass ist sich nicht sicher, was es an Heiligabend geben wird. Er lasse das auf sich zukommen, sagt der ehemalige Euskirchen Stadtdirektor. Als Kind habe er auf Gans an Heiligabend immer gut verzichten können. „Auf die ganzen Knochen habe ich nie Wert gelegt“, sagt Blass: „Kartoffelsalat und Wiener Würstchen waren viel besser.“ Zumal die Gans „meiner Mutter auch zwei, drei Mal missraten war.“
Das Schönste ist die Ruhe
„Heiligabend war es bei uns immer einfach“, erinnert sich Musiker Stephan Brings an die Weihnachtsfeste mit seiner Familie. Als seine Eltern in den 1970er Jahren noch verheiratet gewesen seien, seien auch die Großeltern immer bei den Festen dabei gewesen. „Da gab es immer ein ganz einfaches, normales Essen wie zum Beispiel Nudeln mit Gulasch, damit niemand lange am Herd stehen muss“, erzählt Brings.
Die vergangenen zehn Jahre habe er Heiligabend mit seiner Frau Birgit vorwiegend in seinem Haus in Kalenberg verbracht. Seine Frau habe dann richtig etwas gekocht, wie zum Beispiel Lamm, was er sehr gern esse. „Wir saßen dann auf der Terrasse, und dann wurde es still“, erzählt er. Diese Ruhe sei das allerschönste an Weihnachten. „Die gibt es zwar überall, aber in der Eifel ist es noch ruhiger“, so der Musiker.