NordeifelWegepaten sind Wegbereiter des Wandergenusses im Kreis Euskirchen
Kreis Euskirchen – 45 Wegepaten kümmern sich um die 95 Eifelschleifen und 18 Eifelspuren der Wanderwelt Nordeifel. Sie sind die Wegbereiter. Einer von ihnen ist David Rosenbaum aus Weyer. „Ich bin eher ein junger Hüpfer“, sagt er grinsend. Das meint der 41-Jährige aus der Ortsgruppe Mechernich mit Blick auf die Mitgliederstruktur des Eifelvereins. Im Schnitt sind die insgesamt rund 28.000 Mitglieder eher in der Altersklasse Ü50 und Ü70.
Wegepaten betreuen das neue Wanderwegenetz
Seit drei Jahren ist Rosenbaum Wegepate, einer von fünf in seiner Ortsgruppe. Er und seine Kollegen machen das in über viereinhalb Jahren entstandene Rundwanderwegenetz erst erlebbar – jedenfalls dann, wenn man kein guter Kartenleser ist oder sich nicht auf die GPS-Führung auf dem Wanderportal Outdooractive verlassen will, auf dem die Wege verfügbar sind.
Rosenbaum hat gerade auf einem Tisch an der Gaststätte vor der Kakushöhle ausgebreitet, was er bei seiner Begehung der 7,5 Kilometer langen Schleife „Rund um die Kakushöhle“ den Hang hinaufschleppen wird. Die Klebepistole für die Wegeschildchen mit Logo, Name und dem freien Feld, auf das der Richtungspfeil zu kleben ist. Schrauben und Akkubohrer, wenn er die quadratischen wetterfesten Alu-Dibond-Schilder neu anbringen muss. Zudem Smartphone, Stift und Papier für die Dokumentation der Arbeiten.
Mit dem Werzeugkasten auf Wanderschaft
Alles packt er in einen alten Werkzeugkasten und steigt gut gelaunt die ersten Stufen hinauf. Hier treffen sich mehrere Wege des Eifelvereins, die Eifelschleife, die Eifelspur „Wasser für Köln“. Der Zuspruch vieler Wanderwege in der Eifel hat seit Corona deutlich zugenommen. Wandern ist gerade bei jungen Leuten angesagt. Es ist preisgünstig, nah, in der Natur. Familien entdecken die kleinen Spazierwege unter den Eifelschleifen.
Mitmachen
Neue Wegepaten für die Eifelschleifen und Eifelspuren sind jederzeit willkommen. Interessierte können sich bei Damian Meiswinkel, Tel. 02441/99457-20, oder per E-Mail melden und unverbindlich beraten lassen. Alle Wegepaten werden geschult, es gibt Auffrischungsschulungen und das jährliche Wegepatentreffen. Informationen gibt’s auch online. (sli)
Keine 500 Meter weiter stellt Rosenbaum seinen Werkzeugkasten ab. „Auf dem Weg ist aufgrund der hohen Besucherfrequenz eigentlich immer was zu tun“, sagt er. An die 20 bis 30 Schildchen erneuere er auf den fünf von ihm betreuten Wegen mit insgesamt 59,5 Kilometern pro Jahr. Und schon der erste Beweis: An einem Baum an einer Abzweigung fehlt das Schildchen. Hier, wo noch vor 20 Jahren vielleicht eine handgemalte oder gesprühte Keil- oder Wegeast-Markierungen war, sollte jetzt direkt in der Blickachse des Wanderer ein Schildchen sein. Ist es aber nicht.
Problem: „Betriebsblindheit“
Jetzt kann David Rosenbaum nur hoffen, dass ihm nicht wieder passiert, was vermutlich allen Wegepaten schon passiert ist: Dass er zu wenig Kleber in der Pistole hat, dass Schildchen oder Richtungspfeile fehlen, dass Schrauben fehlen oder der Akku des Akkubohrers leer ist, falls er den etwa an einem Pfahl benötigt. „Ich halte es dann nach dem Motto: Jeder Gang macht schlank“, grinst Rosenbaum. Außerdem sei eine gewisse Betriebsblindheit ein Problem.
Deshalb nehme er gerne ab und zu Freunde oder seine beiden Söhne mit. Vier oder sechs Augen sehen mehr als zwei. Hier, oberhalb des Zugangs zur „Kleinen Höhle“, heißt es für den Wegepaten nun: Erst den Richtungspfeil auf den neuen Miniwegweiser kleben, dann sanft das Schildchen biegen, damit es sich besser an die Rinde schmiegt. Jetzt die Rückseite sorgfältig mit einem dicken Wulst Kleber versehen.
Wanderschildchen sind beliebtes Souvenir
„Mehr hilft mehr“, ist Rosenbaum sicher. Schließlich werden die Arme gereckt. Das fehlende Schild wurde mutmaßlich gestohlen. Also muss der Ersatz außerhalb der Komfortzone des schnellen Armgriffs angebracht werden. Darin hat Rosenbaum Übung, die Souvenirjäger sind auf allen Eifelwegen unterwegs. Und das, obwohl es die Schildchen in den Tourist-Infos zu kaufen gibt. Da fehlt aber vermutlich die Aura des Authentischen.
Oder war das alte Schildchen doch vom Baum gefallen? Oder kann es mit dem Baum wachsen? Erstens, so Rosenbaum: „Der Kleber ist voll biologisch abbaubar.“ Zweitens sei er mit einer Temperaturelastizität zwischen -30 und +40 Grad hergestellt. Und drittens falle er tatsächlich ab – nach einigen Jahren.
Ein nachhaltiges und umweltschonendes Markierungssystem ist im Interesse des Wegepaten. Er will helfen, Natur zu schützen, und Natur zu genießen. Dafür ist ihm der Aufwand der zweimal jährlichen Kontrollgänge gegen kleines Kilometergeld die Mühe wert.
Er absolviert die Kontrolle – wenn auch nicht grade diese Passage des Kakushöhlen-Wegs – wenn möglich per Mountainbike. Das verringert seine Arbeitszeit pro Wanderkilometer um mehr als die Hälfte. Bis zum 15. Oktober machte er seine Herbstrunde, es folgt nach der Winterpause die Frühjahrsinspektion. Er sei aber auch zwischendurch immer mal wieder auf „seinen“ Strecken unterwegs – weil es einfach Spaß macht.
Unterstützung vom städtischen Bauhof
Achten sollte er darauf, ob Schildchen freigeschnitten werden müssen, ob welche erneuert werden müssen, ob die Tafeln sauber und nicht beschädigt sind, ob Schildchen an intakten Pfählen oder Zäunen hängen, und auf die Wanderbänke.
Pläne für die beliebten Wege
Lieblings-Wege
Die Lieblings-Eifelspur des Wegepaten David Rosenbaum „Wasser für Köln“ ist auch eine der meist nachgefragten auf dem gesamten Wanderwegenetz. Zu den Top drei gehören zudem „So weit das Auge reicht“ rund um Mechernich und „Toskana der Eifel“ zwischen Ripsdorf und Alendorf. (sli)
Viele Online-Zugriffe
2,1 Millionen Aufrufe hat die Nordeifel Tourismus GmbH (NET) in Kall, die die unter Hoheit des Kreises verwalteten Wanderwege touristisch vermarktet, seit Eröffnung des Wegenetzes im Frühjahr 2020 über das Onlinewanderportal Outdooractive registriert. Dort sind alle Schleifen und Spuren als GPS-Tour hinterlegt. „Die Seiten der Wege auf unserer Homepage sind auch die meistbesuchten“, so NET-Geschäftsführer Patrick Schmidder. Mehr als 1600 Online-Bewertungen und Kommentare mit im Schnitt vier von fünf Sternen sind bisher geschrieben worden. (sli)
Gedruckte Medien
150.000 gedruckte Übersichtskarten der Eifelschleifen und Pocketguides der Eifelspuren haben die Touristiker zudem verteilt. Perspektivisch wollen Touristiker wie der Kreis Euskirchen, so Damian Meiswinkel, zuständig für das Wegemanagement bei der Kreisverwaltung, die Eifelschleifen wie schon die Eifelspuren gezielt „möblieren“. Unter anderem sollen an neuen Erlebnisstationen per Audio Geschichten zur gewählten Wanderstrecke erzählt werden. Die Texte sind auch per QR-Code über das Smartphone abrufbar. (sli)
Wanderweg des Jahres
Zur Vermarktung der Wege in der Nordeifel ist auch einiges geplant. So wird ab dem 1. Januar kommenden Jahres und bis zum 31. März zur Wahl der „Schönsten Eifelschleife und der schönsten Eifelspur“ mit einem Gewinnspiel aufgerufen. Darüber hinaus soll jährlich der „Wanderweg des Jahres“ in der Nordeifel gekürt werden. (sli)
Schwerere Fälle meldet Rosenbaum an die Stadt Mechernich. Über die GPS-Daten des Standorts rückt dann der Bauhof an, um zum Beispiel defekte oder fehlende Pfähle im Gelände zu ersetzen oder auf den Weg gestürzte Bäume zu räumen. Auch deshalb dokumentiert David Rosenbaum gewissenhaft jeden seiner Arbeitseinsätze.
„Toll, dass Sie das machen!“ Eine Spaziergängerin aus dem nahen Eiserfey sieht, wie David Rosenbaum das Schildchen klebt. Der freut sich über das Lob, ein kleines Schwätzchen kann beginnen. Man sollte als Wegepate neben Gewissenhaftigkeit, Begeisterung für die Natur und etwas technischem Geschick auch eine kommunikative Veranlagung mitbringen. Letztere nützt Rosenbaum, wenn er mal wieder gefragt wird, welche Eifelschleife oder Eifelspur er denn besonders empfiehlt.
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Da fällt die Antwort schwer. „Vielleicht bei den Eifelschleifen ,Von Beeren und Bärlauch’ bei Steinfeld.“ Bei den Eifelspuren kommt die Antwort schneller: „Wasser für Köln.“ Die führt entlang des Aquädukts von Vussem, an der Kirche seines Heimatortes Weyer vorbei, zur Brunnenstube bei Kallmuth und zur Kakushöhle – ein abwechslungsreiches Auf und Ab über 18,9 Kilometer.
Wegbereiter wie David Rosenbaum sorgen dafür, dass man das entspannt genießen kann. An Kreuzungen oder Abbiegungen gibt es sogar „Beruhigungszeichen“ – Wegeschildchen höchstens 50 Meter entfernt. Ansonsten gilt: spätestens alle 250 Meter gibt’s ein Schild. Man muss nur noch seinen Augen trauen.