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Von Urnen bis DiamantenWunsch nach würdevoller Tierbestattung nimmt zu

Lesezeit 4 Minuten

Rosengarten-Mitarbeiterinnen Sonja Hesselmann (l.) und Bianca Balerio-Hülsmann vor einer Auswahl an Urnen und Erinnerungsstücken.

Kreis Euskirchen/Odendorf – Lange her sind die Zeiten, als sich Menschen Hunde zum Schutz für Haus und Hof anschafften und Katzen nur hielten, damit die Vorräte nicht den Nagern zum Opfer fielen. 2021 lebten 34,7 Millionen Haustiere unterschiedlichster Arten in deutschen Haushalten. Und in den meisten dürften die tierischen Mitbewohner als vollwertige Familienmitglieder betrachtet werden, hier und da gar als Kinder- oder Partnerersatz.

Kunden von Koblenz bis ins südliches Kreisgebiet

Kein Wunder also, dass der Tod eines geliebten Haustieres große Trauer auslöst und viele Menschen den Wunsch haben, sich angemessen von dem tierischen Freund und Lebensbegleiter zu verabschieden.

Hier kommen Unternehmen wie die Rosengarten GmbH ins Spiel, die als Tierbestatter „einen geschützten Raum“ bieten wollen, in dem würdevoll Abschied genommen werden kann. „Wir sind alle selber Tierbesitzer und wissen, was unser Gegenüber durchmacht“, sagt Sonja Hesselmann, die als Gebietsleiterin bei der Rosengarten Tierbestattung arbeitet. Auch die noch junge Filiale in Odendorf gehört zu ihrem Bezirk, der Kundenkreis reicht von Bonn über Koblenz bis zum äußersten südlichen Zipfel des Kreises Euskirchen.

Ein würdevoller Umgang mit den verstorbenen Lieblingen wird großgeschrieben. Bianca Balerio-Hülsmann zeigt, wo die Tiere entgegengenommen werden.

Egal ob Hund, Katze, Kaninchen oder Wüstenspringmaus: Die verstorbenen Tiere, die von den Mitarbeitern zu Hause abgeholt oder direkt nach Odendorf gebracht werden, werden zu einem Krematorium in den Hunsrück gebracht. Dort kann man bei Bedarf noch einmal Abschied nehmen und sogar der Kremierung – geschützt durch ein Fenster – beiwohnen.

Große Auswahl an Urnen und Behältnisse

Die Asche wird dem Besitzer ausgehändigt – in unterschiedlichsten Urnen, Gefäßen und Behältnissen. Die Auswahl ist groß und reicht vom Erinnerungsfoto im Bilderrahmen, in dem die Asche unauffällig verborgen ist, über dekorative Keramik- oder Holzgefäße bis hin zu Öko-Urnen, aus denen ein Baum wächst, wenn man sie in die Erde setzt. „Das Behältnis muss zu Tier und Mensch passen, letztlich auch zur Einrichtung“, sagt Hesselmann. Nicht alle wollen, dass eine Urne im Regal als solche erkenntlich sei. Und manch einer wolle die Asche gar nicht zu Hause haben, sondern sie an einem passenden Ort ausstreuen.

Die verplombten Aschebeutel tragen eine Tierbegleitnummer. 

Die Frage, die beinahe alle umtreibt, die sich an die Tierbestatter wenden: Wie kann ich sicher sein, dass es mein Tier ist, dessen sterbliche Überreste ich zurückerhalte? „Ein Tieranhänger mit Name und einer Nummer begleitet das Tier über den gesamten Prozess“, erklärt Hesselmann. Jeder Schritt werde dokumentiert. Egal ob Wellensittich oder Bernhardiner: Die Asche lasse sich auf diese Weise immer verlässlich zuordnen.

Kundschaft aus gesamten Kreisgebiet

Die Filiale in Odendorf, die Anfang 2022 eröffnet wurde, ist die 45. der Rosengarten Tierbestattung GmbH, einem 2002 gegründeten Familienunternehmen mit Hauptsitz in Badbergen. „Unser Antrieb ist seit Beginn die Liebe zum Tier sowie die Hilfe, die wir Trauernden geben können“, heißt es in der Firmen-Selbstdarstellung.

Die Möglichkeit, das eigene Tier nach seinem Tod kremieren zu lassen, nutzen zunehmend mehr Tierhalter. Die Kundschaft komme auch aus dem gesamten Kreis Euskirchen.

Mit wachsender Bekanntheit steigt auch die Nachfrage – auch an geeigneten Bewerbern für den Beruf des Tierbestatters, der kein Ausbildungsberuf ist. Wer aber Teil des Teams wird, durchläuft eine Qualifizierung mit IHK-Zertifizierung.

„Vertrauen spielt in dieser Branche eine große Rolle“, sagt auch Bianca Balerio-Hülsmann. Die Mitarbeiterin, die ursprünglich aus dem Einzelhandel kommt, weiß, wovon sie spricht: Der Kontakt zu den Rosengarten-Tierbestattern entstand, als sie ihren eigenen Hund kremieren lassen wollte: „Ich weiß, wie viel Vertrauen es braucht, das geliebte Tier dann in unserer Obhut zu belassen.“

Diamanten aus Kohlenstoff, Fell oder Federn

Zehn bis 14 Tage dauere es, bis die Besitzer die Asche ihres Haustieres entgegennehmen können. Bei Sonderwünschen auch mal etwas länger. So möchte manch einer die Erinnerung an seinen kleinen Liebling immer mit sich tragen. So werden spezielle Schmuckstücke angeboten, zu deren Herstellung ein Teil der Asche verwendet wird. Aus dem Kohlenstoff der Asche, des Fells oder der Federn lassen sich selbst Edelsteine und Diamanten herstellen. Das allerdings kostet zwischen knapp 2000 und 4000 Euro.

Beliebte Erinnerung: Wer möchte, kann einen Pfotenabdruck von seinem Tier nehmen lassen. 

Sehr beliebt sei es bei den Tierbesitzern, einen Pfoten- oder Gipsabdruck nehmen zu lassen und diesen zu rahmen oder auf die Urne aufbringen zu lassen. „Wer möchte, erhält diesen auch als Grafik“, sagt Sonja Hesselmann. Diese wiederum lasse sich bestens als Vorlage für ein Tattoo nutzen.

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Die Tierbestatter weisen auch auf die Möglichkeit der Vorsorge hin, so lasse sich verhindern, dass die Asche nach dem eigenen Tod entsorgt werde. „Ich für meinen Teil habe schon festgelegt, dass ich nach meinem Tod eingeäschert werde und dann zusammen mit der Asche meines Hundes dort bestattet werde, wo wir beide am liebsten waren: in der Natur, in einem Friedwald“, erzählt Sonja Hesselmann.